Didgeridoo
Wuppertaler reist mit Superstar um die ganze Welt
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Didgeridoo-Spieler Marvin Dillmann geht mit der indischen Bollywood-Größe Arijit Singh auf Tour.
Von Nina Mützelburg
Wuppertal. 2017 klingelte bei Marvin Dillmann in Wuppertal das Telefon. Eine Agentur, die eigentlich Musiker für Orchester vertritt, war am anderen Ende der Leitung. Sie würde im Auftrag des indischen Popsängers Arijit Singh anrufen, hieß es. Dieser suche für seine nächste Tour internationale Musiker, auch einen Didgeridoo-Spieler. Ob Marvin Dillmann wohl Interesse hätte, in Indien mit Singh auf Tour zu gehen?
Er müsse sich allerdings schnell entscheiden, denn die ersten Probeaufnahmen im Studio in Mumbai stünden in Kürze an. Sollte er dann überzeugen, wäre er bei der Tour dabei. Marvin Dillmann ist übrigens auch in Solingen schon aufgetreten.
Dass Singh nicht gänzlich unbekannt sein kann, sagte Dillmann schon der Anruf der Agentur. Doch was wirklich auf ihn wartet, damit hatte er nicht gerechnet. „Um ehrlich zu sein, habe ich erst einmal gegoogelt“, gibt der Wuppertaler zu. Da hat er bereits einen ersten Eindruck davon gewonnen, wie bekannt Arijit Singh in Indien und in den indischen Communitys auf der ganzen Welt ist. Denn der Mann ist ein Superstar, ein Bollywood-Superstar.
Was das in Indien bedeutet, hat Marvin Dillmann dann vor Ort verstanden. „Überall in Indien, in den Restaurants, in Taxis, wird Arijit Singhs Musik gespielt. Er ist der King of Bollywood, seine Verehrung dort hat Elvis-ähnliche Ausmaße“, erklärt er. Natürlich hat sich der Wuppertaler für die Reise nach Indien entschieden, die dann bereits in Wuppertal spannend anfing, denn der Reisepass von Dillmann war abgelaufen und ein Visum für Indien brauchte er auch noch. Und das musste alles in drei Wochen organisiert werden. Es klappte.
Drei Wochen später fand er sich also in Mumbai im Tonstudio wieder. Dort merkte er dann schnell, dass die Uhren in Indien etwas anders ticken als in der Musikszene Europas. „Wir haben uns zwar morgens im Studio getroffen, aber dann passierte lange nichts. Mittags gab es Essen und am Nachmittag kam Arijits Band, er selber erst gegen Abend“, erzählt Dillmann. So lief das dann zwei Wochen, richtig stringent geprobt wurde eigentlich nicht. Entsprechend wusste der Wuppertaler auf seinem ersten Konzert auch nicht hundertprozentig, was er wann machen sollte. „Es war nur so halb klar, wann ich meinen Einsatz habe. Und ich habe dann einfach gemacht“, erinnert er sich.
Marvin Dillmann: Konzerte und Tour mit Bollywood-Superstar Arijit Singh
Den Bollywood-Star hat er auf jeden Fall überzeugt, Dillmann wurde für die Tour als Gastmusiker gebucht. Zehn Konzerte in ganz Indien standen auf dem Plan. Mammutkonzerte, denn Singh spielt gerne drei, vier Stunden durch, vor zig Tausenden von Zuschauern. Mittlerweile war Dillmann mit ihm auf der ganzen Welt auf Tour, hat im Wembley-Stadion gespielt und bei jedem Konzert mehrere Parts mit seinem Didgeridoo.
Dabei spielt er nicht nur im Hintergrund, sondern ist Teil der Show, spielt auch auf dem Catwalk, dem Teil der Bühne, der in die Zuschauer hineinragt.
Marvin Dillmann kam per Zufall zum Didgeridoo
Zum Didgeridoo ist Marvin Dillmann eher durch Zufall gekommen. Bei einem Besuch seiner Oma in Australien hat er einen Spieler kennengelernt, der ihn nachhaltig beeindruckt hat. Das erste Didgeridoo schenkte ihm seine Oma noch auf derselben Reise.
Als der Junge dann damit nach Wuppertal kam, stellte er seine Eltern vor ganz neue Herausforderungen. Denn wo gibt es in der Region wohl einen Didgeridoo-Lehrer? „Nirgendwo. Ich habe mir das Spielen dann mehr autodidaktisch beigebracht“, erzählt er. Schnell war ihm klar, dass er das einmal beruflich machen möchte. „Meine Eltern fanden das anfangs gar nicht so gut. Sie wollten eher, dass ich mir später einen richtigen Job suche“, erzählt der Wuppertaler.
Seine Erfolge haben aber schließlich auch die Eltern überzeugt. Und die stellten sich schon früh ein. Zu Schulzeiten hat er beim Schüler-Rockfestival mit seinem Holzblasinstrument mitgemacht und einen Plattenvertrag gewonnen.
Das ursprüngliche Projekt mit Arijit Singh war 2019 beendet. Letztendlich wollte der Popstar Dillmann aber weiter in seiner Truppe haben. Er ist jetzt Teil der festen Band rund um den Bollywood-Star, der jährlich mehrere Hits landet. Und mehr noch: Er produziert jetzt auch eigene Musik. „Die Musikindustrie in Indien ist stark an die Filmindustrie gekoppelt. So ist Singh auch groß geworden, durch die Musik, die auch in den Filmen vorkommt. Jetzt macht er zudem auch eigene Sachen“, erzählt Dillmann, der auch dabei mit von der Partie ist.
Momentan steht der 39-Jährige wieder kurz vor dem Abflug, denn die nächste Tour steht an. „Wir spielen jetzt die Tour, die eigentlich 2020 hätte stattfinden sollen, die aber wegen Corona abgesagt wurde“, sagt Dillmann, der sich diesmal besonders freut. Denn es geht auch nach Australien, dahin, wo er zum ersten Mal ein Didgeridoo gesehen hat.