Taubenhaus als Lösung?
Leidiges Taubenproblem bleibt ohne Lösung
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Wuppertal. Politiker kritisieren die Stadt Wuppertal: Sie habe nicht genug nach Standorten rund um den Hauptbahnhof gesucht.
Von Anna Palka, Christian Töller und Bernhard Romanowski
Die Zahl der Tauben rund um den Hauptbahnhof ist ein Problem – für die Menschen und für die Tiere selbst. Da sind sich die Politiker von CDU, Grünen, FDP und Linken einig: „Die Population steigt, leider nicht artgerecht. Viele Tiere hungern, weil artgerechtes Futter gar nicht zur Verfügung steht. Die Tauben kommen so den Menschen unnatürlich nahe, und Nistplätze sorgen für Dreck durch Vogelkot.“ So begründen sie einen Antrag für ein Taubenhaus am Döppersberg. Nicht den ersten. Doch ein Taubenhaus könne es dort nicht geben, erklärt die Verwaltung. Es gebe keinen geeigneten Standort.
Ein Taubenhaus sollte in einem Umkreis von 200 Metern zu den Nistplätzen der Vögel stehen, nicht in direkter Nähe von hohen Bäumen, nicht in einer Senke, nicht zu niedrig, nicht in der Nähe von Außengastronomie, es brauche einen Strom- und Wasseranschluss und müsse so groß sein, dass es die gesamte Population am Standort aufnehmen kann.
Die Stadtverwaltung siehtkeine geeigneten Gebäude
„Die Stadtverwaltung hat bereits mit der Investorengruppe Clees gesprochen. Ein Taubenhaus auf der Bundesbahndirektion kommt jedoch nicht infrage, da auf dem Dach eine Solaranlage errichtet werden soll“, berichtet sie. „Es wurde Kontakt zu den WSW aufgenommen, um zu erfragen, ob eine Möglichkeit auf dem Busbahnhof besteht. Jedoch sind die Voraussetzungen hier nicht optimal, da die Einflughöhe nicht ausreichend wäre und die Passanten des Busbahnhofs möglicherweise durch Taubenkot verdreckt würden.“ Im nahen Umkreis des Döppersbergs sieht die Verwaltung kein geeignetes Gebäude. Außerdem sei der Verein Stadttauben nicht bereit, ein weiteres Taubenhaus zu betreiben.
„Ich hatte mehr erwartet“, sagt Anja Vesper (CDU). Sie hätte sich gewünscht, dass mehr Standorte geprüft werden und auch Privateigentümer gefragt werden. „Ich bin es leid, immer zu hören, was in der Stadt nicht geht. Wie soll eine Stadt, die es nicht schafft, ein Taubenhaus einzurichten, eine Buga auf die Beine stellen?“
Ähnlich äußert sich die Ratsfrau Susanne Herhaus, die zudem fragt: „Wieso müssen Ehrenamtler die Aufgabe der stadt erledigen? Karin van der Most (FDP) stimmt der Kritik an der Verwaltung zu. „Es fehlen Alternativen.“ Sie ärgert sich zudem über die Dauer der Bearbeitung der Prüfaufträge der Politik an die Stadtverwaltung: „Der Prüfauftrag stammt von 2020. Es ist sehr bemerkenswert, wo nicht gar eine Schande, dass die Verwaltung drei Jahre braucht für so eine dünne Beschlussvorlage.“ Sascha Carsten Schäfner (Grüne) kommentiert: „Vielleicht werde ich mal meine Rente im Schatten des Taubenhauses verbringen.“
Dezernent kann die Ungeduld verstehen
Die Stadt sieht keine Möglichkeit für ein Taubenhaus, nenne aber auch keine andere Idee, die das Tauben-Problem am Döppersberg lösen könnte. „Wir haben seit Jahren Beschlüsse gefasst, die Verwaltung verweigert die Umsetzung eines Ratsbeschlusses“, sagt Ilona Schäfer (Grüne). „Ein Taubenhaus ist die einzig sinnvolle Lösung. Es gibt genügend Möglichkeiten am Döppersberg“, ist sie sicher. Immer wieder wurde im Rat und im Ordnungsausschuss über das Tauben-Problem diskutiert. „Wir beschließen immer wieder Anträge, aber es kommt nichts dabei raus“, so der Ausschussvorsitzende Rainer Spiecker (CDU). Der Ordnungsdezernent Matthias Nocke gibt zu: „Der Aktionsradius ist nicht voll ausgeschöpft.“ Er verspricht, dass die Stadt das Wuppertal Institut anschreiben werden, ob auf dessen Gebäude am Döppersberg die Möglichkeit für ein Taubenhaus bestehe. Die Ungeduld der Politiker könne er verstehen. „Ich würde mir diese Ungeduld auch bei Problemen wünschen, die von der Politik teils seit Jahren unbearbeitet sind, zum Beispiel öffentliche Toiletten.“
Ein Taubenhaus sei die perfekte Lösung
Ein Taubenhaus sei perfekt geeignet, um das Problem am Döppersberg in den Griff zu bekommen, befinden die Politiker in ihrem Antrag. Ein Grund, dass die Population dort stark ansteigt, seien die Lebensmittelabfälle: Denn neben dem Hauptbahnhof, dem Parkhaus und dem Busbahnhof gibt es dort mehrere Bäckereien, Café und Imbisse. Das Konzept eines Taubenhauses passe gut dorthin: Die Vögel werden mit Futter angelockt. Kranke Tiere werden aufgepäppelt, gesunde zum Brüten eingeladen. „Die Eier werden dann durch Attrappen ausgetauscht. Es entsteht eine biologische und artgerechte Geburtenkontrolle“, erklären die Politiker. „Das Gesamtergebnis ist gut für die Tiere und gut für die Sauberkeit im Bereich des Hauptbahnhofs und des Döppersbergs.“ Maßnahmen, die bisher ausprobiert wurden, hätten leider keinen langfristigen Erfolg gebracht. Zum Beispiel der Einsatz eines Falkners. Greifvögel fliegen den Döppersberg regelmäßig ab, um die Tauben zu verschrecken.
Außerdem wird beispielsweise an den Bahnsteigen mit Mitteln der Vergrämung gearbeitet: Die Beleuchtung ist mit Netzen bespannt, auf den digitalen Anzeigetafeln sind Nägel montiert. Die Erfahrung zeigt aber, dass die Tauben sich selbst davon nicht abschrecken lassen. Tierschützer und Taubenvereine kritisieren, dass die Vögel sich in den Netzen verfangen und an den Nägeln verletzten können. Die Bahn hat zuletzt ebenfalls immer auf die bestehenden Maßnahmen verwiesen. Regelmäßig entfernten Mitarbeiter Eier, wenn neue Nester gefunden werden. In Sachen Tauben sei man in Wuppertal sehr aktiv. Die Fütterung durch Passanten trage aber dazu bei, dass die Vögel immer wieder angelockt werden. Die Einrichtung eines Taubenhauses begrüße die Bahn – könne aber keine Fläche zur Verfügung stellen. Auf dem Grundstück sei kein Platz, auch weil der Abstand zu den Sicherheitsanlagen eingehalten werden muss, wie die Stadtverwaltung die Bahn zitiert.