Engagement

Künstler will Obdachlose sichtbar machen

Urs Diederichs (l.), Peter Vorsteher und Christian Knust bei der Vernissage.
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Urs Diederichs (l.), Peter Vorsteher und Christian Knust bei der Vernissage.

Wuppertal. Christian Knust porträtiert in Wuppertal Menschen von der Straße. Die Tafel-Boutique vereint Kunst und Soziales.

Von Friedemann Bräuer

„Wir betreten heute Neuland“, kündigte Peter Vorsteher, der Vorsitzende der Wuppertaler Tafel an, als er die Gäste in der „Tafel-Boutique“ im Elberfelder Wirmhof zu der ersten Vernissage begrüßte. „Kunst und Soziales passen doch eigentlich gut zusammen“, meinte er und hatte dabei mit dem ausstellenden Künstler Christian Knust gleich ein ideales Beispiel zur Hand.

Der Wuppertaler Maler und Musiker war mit 25 Werken vertreten, die einerseits seine Liebe zur Improvisation bestätigen, in denen er aber ebenso gern Menschen porträtiert, denen man ansieht, dass das Leben es nicht immer gut mit ihnen gemeint hat.

Menschen von der Straße, von der Platte, Obdachlose und Gestrauchelte, die ihm bei seinen Fußwegen durch die Stadt begegnen, die er anspricht und ihr Vertrauen gewinnt, sie dann manchmal bittet, ihm Modell zu stehen. „Sie zeigen sich immer aufgeschlossen, erzählen ihre Lebensgeschichte und sind auch stolz, gemalt zu werden“, erzählte der Künstler, der mit kraftvollen Pinselstrichen zum Ausdruck bringt, dass seine Modelle das Leben von seiner harten Seite kennengelernt haben.

„Das sind die Menschen, die zur Tafel kommen“, bestätigt Uwe Wunderlich, der Leiter des Tafel-Kaufhauses am Kleinen Werth in Barmen, wobei eins der Gemälde auch Petra zeigt, den „guten Geist“ der Essensausgabe, mit der die Tafel in Barmen dafür sorgt, dass die Bedürftigen einmal am Tag satt werden.

Urs Diederichs, Museumsdirektor im Ruhestand, ist der Entdecker von Christian Knust und führte durch die Ausstellung, in der auch Filipo zu sehen ist, der Knust nahezu jeden Tag und bei jedem Wetter begegnet. Mario, der leere Flaschen sammelt, und Rico, der eine Bushaltestelle in der Elberfelder City zu seinem Lieblingsplatz erkoren hat, wurden mittels Acryl auf die Leinwand gebannt.

„Ein wenig erinnert Knust an den frühen Matisse.“

Urs Diederichs, Museumsdirektor im Ruhestand

„Ich möchte die Menschen auf der Platte für uns alle wieder sichtbar machen und sie als Persönlichkeiten und Menschen darstellen“, so Knust über die Individuen am Rande der Gesellschaft.

Wenn ein Porträt dann fertig ist, lässt Knust einen größeren Fotoabzug von dem Bild herstellen und bringt es dem Gemalten auf die Straße, erfuhren die zahlreichen Besucher.

Auch die leer stehende Villa Amalia fand per Bild Eingang in die Ausstellung, in der auch die abstrakten Werke ohne eigenen Titel von expressiver Farbigkeit geprägt sind. Das gilt aber auch für die Porträts, in denen Christian Knust die porträtierten Mitmenschen in ihren unterschiedlichen Farben und Facetten darstellen möchte. „Ein wenig erinnert Knust an den frühen Matisse“, hat Diederichs festgestellt.

Davon konnten sich die kunstverständigen Besucher der Tafel-Boutique überzeugen, indem sie Urs Diederichs auf dem Weg entlang der Gemälde folgten oder in einem der vielen bequemen Sitzmöbel unterschiedlicher Stilarten, Farben und Formen auf sich wirken ließen.

Maler agierte auch als Musiker bei der Vernissage

Dass der ausstellende Künstler nicht nur mit im Umgang mit Pinsel und Farben Großartiges verbringt und sich von Musik und Malerei gleichermaßen faszinieren lässt, bewies der Künstler mehrfach im Laufe des knapp einstündigen offiziellen Teils der Vernissage: Im „Duett der Künste“ wirkte er an der Violine zusammen mit der studierten Cellistin Anna Overbeck im klassischen Streicher-Duo mit. Applaus belohnte das bestens aufeinander eingestimmte Duo für den musikalischen Genuss.

Die Ausstellung ist bis Samstag, 25. März, zu sehen und kann während der Öffnungszeit der Tafel-Boutique (Montag bis Freitag von 12 bis 18 und samstags von 10 bis 14 Uhr) besucht werden.

„Mit Veranstaltungen dieser Art möchten wir unsere Boutique im Herzen von Elberfeld auch ein wenig bekannter machen“, erklärte Tafel-Vorstand Peter Vorsteher.

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