Gathe
Kritik an der Moschee-Planung nimmt zu
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Wuppertal. Architekten fordern Gestaltungswettbewerb - Forum Mirke will Ersatzstandort für das Autonome Zentrum.
Von Anne Palka
Wechselt die Ditib-Gemeinde an der Gathe die Straßenseite, baut dort eine neue Moschee plus Wohnungen, Kita, Café und Ladenlokale? Anfang März stimmt der Stadtrat über einen Zielbeschluss ab, mit dem die Politiker ihr grundsätzliches Einverständnis und eine Richtung für die weiteren Planungen geben würden.
Wenige Tage vor dieser Abstimmung veröffentlichen nun die Wuppertaler Gruppe des Bunds Deutscher Architekten (BDA) und das Forum Mirke je einen offenen Brief, um ihre Position darzulegen und Forderungen zu stellen.
Die neuen Gebäude sollen sich gut in das Quartier einfügen
„Wir kämpfen als BDA seit Jahren für Wettbewerbe“, sagt der Vorsitzende Markus Rathke. Wenn mehrere Büros je einen Entwurf für ein Projekt erstellen, trage die Konkurrenz zu einer hohen Qualität bei. „Das hat bei der Stadt Gehör gefunden.“ Für verschiedene Projekte privater Investoren wurden Wettbewerbe vorgegeben. Als Beispiel nennt Markus Rathke die geplanten neuen Wohnquartiere am Heubruch, am Barmer Bogen und am Pflanzenhof Nissen. Für die Gathe wurde im Rahmen einer Machbarkeitsstudie ein Entwurf erstellt. Der Gestaltungsbeirat hat empfohlen, ein Qualifizierungsverfahren durchzuführen, um weitere Hinweise zur Integration des Projektes in den Stadtraum und vertiefte Aussagen zur Freiraumgestaltung zu erhalten.
Das fordern auch die Architekten in ihrem offenen Brief: „Im Rahmen des in den Gremien jetzt anstehenden Beschlusses sollte dringend ein qualitätssicherndes Verfahren in Form eines Wettbewerbs oder zumindest einer kompetent besetzten Mehrfachbeauftragung als Bestandteil des weiteren Verfahrens verbindlich festgesetzt und zur Voraussetzung für die Realisierung des Projektes gemacht werden. Ein Umsetzungsbeschluss ohne weitere vorgeschaltete Qualifizierung wird weder inhaltlich akzeptabel, noch im Sinne einer Gleichbehandlung aller Investoren nachvollziehbar sein.“ Ein Workshop im vergangenen Jahr, an dem auch der Gestaltungsbeirat teilgenommen hat, sei kein Ersatz für einen Wettbewerb. Dabei gehe es nicht um Kritik an dem Entwurf, den die Gemeinde vorgelegt hat, betont Markus Rathke. Doch es solle ein möglichst gutes Ergebnis erzielt werden. „Uns geht es um den Stadtraum und die Gathe.“ Mit Blick auf die aktuellen Gebäude sei das Neubauprojekt eine Verbesserung.
Im offenen Brief steht dazu: „Das Projekt verdient eine hervorragende Qualität. Die städtebauliche Integration und seine Verbindung mit wichtigen sozialen und kulturellen Einrichtungen im Quartier ist entscheidend für das Gelingen eines lebendigen offenen Ortes im Herzen Wuppertals.“ Ein Wettbewerb verursache einen hohen Aufwand, der sich aber auszahle. Eine gelungene Integration der Gebäude in den Bestand stehe auch für die Integration der Menschen, die dort zusammenkommen.
Gemeinde und AZ sollen eine einvernehmliche Lösung finden
Das Forum Mirke bezieht sich in seinem offenen Brief nicht auf das Moschee-Projekt an sich, sondern auf die einzige verbliebene Nutzung auf dem Areal, das dem Neubau im Wege steht: das Autonome Zentrum (AZ). Es nutzt ein Gebäude, das der Haus e.V. von der Stadt mietet. „Ein Ausweichquartier für diese Nutzung ist bisher noch nicht gefunden“, teilt die Stadt zum aktuellen Stand mit. Mit dem Zielbeschluss könnten die Politiker die Verwaltung beauftragen, sich aktiv darum zu bemühen, einen geeigneten Alternativstandort zu finden.
Das Forum Mirke äußert sich kritisch dazu, dass eine langjährig ansässige Institution wie das AZ aus dem Quartier verdrängt werden solle. Es spricht sich für den Verbleib am aktuellen Standort aus. Das Zentrum gehöre genauso zur Mirke wie die Moschee für Menschen islamischen Glaubens „und ist ein wichtiger Baustein der Vielfalt und Teilhabe in der Nordstadt.“ Das Autonome Zentrum sei seit Jahrzehnten Anlaufstelle für soziale Belange und biete Kulturprogramm. „Es wäre furchtbar kurzsichtige Stadtentwicklungspolitik, hier durch den Verkauf städtischen Eigentums den Handlungsraum der Kommune weiter zu verringern und obendrein zwei sehr verschiedene und gleichzeitig sehr relevante Angebote für das Sozialleben im Quartier durch ungeschickte Flächenentwicklung ohne Not zu Konkurrenten zu machen.“
Das Forum Mirke wolle, dass Gemeinde und AZ mit Vermittlung der Stadt Wuppertal nach einer einvernehmlichen Lösung suchen, erklärt Inge Grau.