Denkmal

Hauch von Antike weht über dem Döppersberg

Das klassizistische Gebäude steht auf der Denkmalliste der Stadt.
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Das klassizistische Gebäude steht auf der Denkmalliste der Stadt.

Wuppertal. 2025 soll das Gebäude der ehemaligen Bahndirektion wieder bezogen werden.

Von Alina Komorek

Dass ein Hauch von Antike über den Bahnhofsvorplatz wehte – und vermutlich noch immer weht – hat schon Heinrich Landwehr in seinem Beitrag zur Schrift zum 100-jährigen Jubiläum der Eisenbahndirektion Wuppertal im Jahre 1950 geschrieben. Und die weißen Steine mit den geschwungenen Säulen geben der sonst so häufig verregneten Stadt ein mediterranes Flair, sind ein herrschaftliches Tor zur Stadt entlang der Wupper.

Lange Zeit war das historische Gebäude der Bundesbahndirektion in den Hintergrund getreten, weil am Döppersberg abgerissen, um- und neugebaut wurde. Doch inzwischen kommt der Herrschaftlichkeit des Gebäudes wieder die Bedeutung zu, die hinter Bauzäunen und -gruben für eine Zeit verloren ging. Nachdem das Gebäude eine Weile leer stand, wird dort nun renoviert, und ab 2025 sollen Teile der Universität, der Stadtverwaltung und das Jobcenter dort einziehen.

Errichtet wurde die Bundesbahndirektion zwischen 1871 und 1875 – das Gebäudeviereck des ältesten Bauteils. Denn der westliche Gebäudeteil kam erst zwischen 1914 und 1916 dazu, zwischen 1939 und 1940 folgte die zweite Erweiterung. Das stadtbildprägende Gebäude wurde im Baustil der Schinkel’schen Schule errichtet. Wer der Architekt war, ist allerdings bisher noch nicht sicher belegt, dazu laufen wohl derzeit Forschungen. Schinkel jedenfalls gilt als Wegbereiter des Modernismus in der Architektur, er hat den Klassizismus und den Historismus entscheidend geprägt.Und dann kam der Zweite Weltkrieg, bei dem der Bahnhof und auch das Gebäude der Bundesbahndirektion zerstört wurden, um die Transportmöglichkeiten einzuschränken. Ab 1945 folgte der Wiederaufbau, doch erst 1948 waren die dazu wichtigen Baustoffe vorhanden, erst dann trat die Währungsreform in Kraft.

Bei dem Wiederaufbau des herrschaftlichen Gebäudes wurde darauf geachtet, dass die Büros sowie die Versammlungsräume ihrem Zweck nach gestaltet wurden, dass die Treppenhäuser offen und die Flure nicht allzu zersetzt durch die Säulen waren, wie es im ursprünglichen Gebäude der Fall gewesen war. Dass das Gebäude nicht nur im Stadtbild, sondern in der gesamten Region und darüber hinaus eine gewisse Strahlkraft hatte, lag auch daran, dass die Strecken, die zur Direktion in Wuppertal gehörten, durchaus sehr wichtig waren. Unter dem Namen „Königliche Direction der Bergisch-Märkischen Eisenbahn“ kümmerten sich die Angestellten dort um die privaten, aber vom Staat betriebenen Eisenbahngesellschaften, bis diese 1879 verstaatlicht wurden. 1920 ging die „Königliche Eisenbahndirektion Elberfeld“ dann in die Deutsche Reichsbahn auf, der Titel lautete schließlich: „Reichsbahndirektion Elberfeld“. Mit dem Neuaufbau nach dem Krieg wurden nicht nur die Räume ihrem Zweck angepasst, sondern auch der Name: „Bundesbahndirektion Wuppertal“ – denn schon 1930 kam durch die Zusammenlegung der Städte Elberfeld und Barmen das Wuppertal in den Namen der Direktion.

Im Jahr 1974 wurde die Direktion aufgelöst

Unter den wichtigsten Strecken, die zum Gebiet der Direktion gehörten, zählten Elberfeld – Dortmund, Düsseldorf – Elberfeld, Hagen – Siegen, Hagen – Meschede und Köln – Duisburg entlang des Rheins. Noch zum 150. Jubiläum der Direktion betonten die Beteiligten die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, für die diese Strecken besonders wichtig waren: „Die Gründung der Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft im Jahre 1844 geht auf die Initiative führender Persönlichkeiten der Wuppertaler Wirtschaft zurück, nachdem die Handelskammer von Elberfeld und Barmen seit Jahrzehnten immer wieder für die Verbesserung der damals trostlosen Verkehrsverhältnisse in Berg und Mark eingetreten war“, hieß es in der Schrift im Jahr 1950 von Wilhelm Vorwerk, der damals Präsident der Industrie- und Handelskammer Wuppertal war. Und so hieß es zum hundertjährigen Jubiläum weiter: „Der Eisenbahnhochbau blickt auf ein Jahrhundert zurück, das als ehrenvoll anzusehen ist.“

1974 aber kam es zur Auflösung der Direktion, die Strecken wurden Gebieten der Essener und der Kölner Direktion zugeordnet. Dagegen gab es zwar Protest von der Stadt und von weiteren Seiten, die sich aus wirtschaftlichen Gründen und aufgrund der vorhandenen Infrastruktur für den Wuppertaler Standort aussprachen, doch die Entscheidung fiel schließlich gegen die hiesige Direktion. Für das Gebäude brachen spannende Zeiten an: Lange war dort die KVB, die Krankenversorgung für die Bundesbahnbeamten, untergebracht, auch die Sparda-Bank hatte dort ihre Räumlichkeiten, später kamen Pläne, die Stadtwerke oder ein Outlet-Center sowie Büroräume oder gar das Fuhlrott-Museum dort unterzubringen.Nun steht fest, dass es dort Serviceräume der Stadtverwaltung geben wird, dass Teile der Uni und des Jobcenters dort untergebracht werden. Zurzeit wird deshalb mal wieder gebaut. Damit das herrschaftliche Gebäude auch wieder einen Zweck bekommt.

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