Photovoltaik
Gemeinsam bringen sie Anlagen aufs Dach
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In Wuppertal finanzieren Bürger über eine gemeinsame Energiegenossenschaft Photovoltaik-Installationen.
Von Nina Mützelburg
Wuppertal. Wenn die Energiewende geschafft werden soll, braucht es Engagement aus der Bürgerschaft. Das haben sich 17 Wuppertaler rund um Rolf Kinder bereits 2012 gedacht und die Bergische Bürgerenergiegenossenschaft gegründet. Seitdem arbeitet die Gruppe, die mittlerweile auf 160 Mitglieder angewachsen ist, an einer nachhaltigen, erneuerbaren und dezentralen Energieversorgung. „Die ursprüngliche Idee war es, Menschen, Dächer und Geld zusammenzubringen“, sagt Vorstandssprecher Rolf Kinder.
Von der Idee bis zur Gründung der Genossenschaft hat es rund zwei Jahre gedauert. Doch dann ging alles ganz schnell und bereits 2013 wurde die erste Photovoltaikanlage in Betrieb genommen – auf dem Dach des W-Tec. Danach sind stetig weitere hinzugekommen, unter anderem auf dem Dach der Sechseckschule in Erkrath, auf dem naturwissenschaftlichen Trakt der Else-Laske-Schüler-Gesamtschule, auf der Realschule Helmholtzstraße, auf dem Gymnasium Am Kothen und auf dem Gartenhallenbad Cronenberg. In den letzten Zügen liegt die Installation einer PV-Anlage auf dem Bob-Campus der Montag-Stiftung. Wenn sie bald in Betrieb geht, versorgt sie die dortige Kindertagesstätte sowie Fachräume der benachbarten Realschule mit Strom. Zwei weitere Anlagen für einen sozialen Träger aus Wuppertal wurden kürzlich vereinbart. Insgesamt werden durch die Anlagen der Genossenschaft jährlich mehr als 130 Tonnen Kohlendioxid eingespart.
In der Regel baut die Bürgergenossenschaft die Anlagen, die dann vom Verbraucher gepachtet werden. In Zukunft will sie die Taktzahl erhöhen. Im Idealfall könnten zehn Anlagen pro Jahr realisiert werden. Doch dazu müssten noch einige Hürden überwunden werden. Zum einen leidet auch die Bürgergenossenschaft unter dem Mangel an Material und Installateuren. „Die Preissteigerungen sind erheblich. Und auch die Wartezeit. Wenn wir jetzt eine Anlage in Auftrag geben, bekommen wir sie im besten Fall im August. Wahrscheinlich aber erst im kommenden Jahr. Wir brauchen mehr Solarteure“, sagt Rolf Kinder. Darum braucht es in seinen Augen auch nicht zwingend weitere Förderanreize. „Die Leute wollen das auch so“, sagt er. Rolf Kinder ist überzeugt, dass „bürgerschaftliches Engagement die Energiewende überhaupt erst möglich macht“.
Neben den fehlenden Materialien und Handwerkern stört ihn eines viel mehr: dass die Stadt nicht mehr von ihren Dächern freigibt. „Wir können nur viele Anlagen bauen, wenn wir auch entsprechend Dächer zur Verfügung gestellt bekommen“, so Kinder. Für ihn ist unverständlich, dass die Stadt nicht selbst PV-Anlagen auf ihre Dächer baut. Insbesondere würde er sich wünschen, dass ganze Komplexe zusammen vergeben werden. „Je mehr Dächer zusammen belegt werden, desto günstiger und schneller können wir sie mit Anlagen bestücken“, sagt er.
Solarstrom wird so auch in der eigenen Wohnung nutzbar
Vielleicht noch stärker als die großen Photovoltaikanlagen sind bei der Bergischen Energiegenossenschaft Steckersolaranlagen gefragt. Das sind fertig konfigurierte Geräte, bestehend aus ein oder zwei PV-Modulen. Sie können am Balkon, auf dem Garagendach oder der Terrasse installiert werden. Das Modul wird dann einfach an eine Steckdose angeschlossen. Der dann produzierte Solarstrom steht dem Haushalt zur Verfügung, zu dessen Kreislauf die entsprechende Steckdose gehört. „Damit wird natürlich nicht so viel Strom produziert, wie mit einer großen Anlage. Aber immerhin rund 12,5 Prozent des jährlichen Strombedarfs eines vierköpfigen Haushalts können damit gedeckt werden“, erklärt Kinder.
Das stößt nicht nur bei Mietern oder Eigentümern auf Interesse. Auch Vermieter haben diese Möglichkeit entdeckt und bieten sie vermehrt ihren Mietern an. „Die werden dann, ähnlich wie ein Untertischgerät, mitvermietet. Sie gehören zur Wohnung“, sagt Kinder. Sowohl für Selbstnutzer als auch für Vermieter bietet die Genossenschaft Workshops zum Thema an und hat einen entsprechenden Händler, bei dem die Module über die Genossenschaft gekauft werden können. „Die Nachfrage steigt stetig. Wir haben bereits mehrere Hundert Module verkauft“, sagt Kinder.