Mobilität
Gehwege sind oft zu schmal und nicht barrierefrei
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Wuppertal. Die Wuppertaler Mängelliste umfasst beschädigte Oberflächen, nicht abgesenkte Bordsteine und Schilder auf Bürgersteigen.
Von Christian Töller
Nicht nur die Straßen, auch die Gehwege in Wuppertal befinden sich in einem schlechten Zustand. Ampeln, Laternen oder Schilder, die mitten auf dem Bürgersteig aufgestellt sind, behindern Fußgänger ebenso wie beschädigte Oberflächen oder nicht abgesenkte Bordsteinkanten. „Der Zustand der Gehwege in Wuppertal ist genauso schlecht wie der Zustand der Fahrbahnen, sogar noch etwas schlechter“, erklärt Sedat Ugurman (SPD), Vorsitzender des Verkehrsausschusses.
Neben dem wie auch bei den Fahrbahnen vorhandenen Sanierungsstau fehle „ein Stück weit das Bewusstsein dafür, dass Gehwege eine Bedeutung haben und vernünftig begehbar sein müssen“. So weisen viele Gehwege bauliche Mängel auf. Dazu gehören auch zu hohe Bordsteinkanten, die insbesondere für mobilitätseingeschränkte Menschen eine oft nur mit Mühe zu überwindende Barriere darstellen.
Mehr auf Barrierefreiheitauf Gehwegen achten
Ugurman fordert abgesenkte Bordsteine, damit Menschen mit Rollatoren, Rollstuhlfahrer und andere Mobilitätseingeschränkte ohne Probleme die Gehwege benutzen können. Überhaupt gelte: „Wir müssen auf Barrierefreiheit achten.“ Der Ausschussvorsitzende unterstreicht aber auch, dass auf diese Barrierefreiheit bei jeder Maßnahme hingewirkt werde. Ohnehin stecke hinter den baulichen Mängeln „keine böse Absicht“. Stattdessen ist es wie so oft eine Frage des zur Verfügung stehenden Geldes. Aber eben auch des nicht immer so stark ausgeprägten Bewusstseins für die Bedürfnisse der Fußgänger und mobilitätseingeschränkten Menschen. „Ganz schlimm sind die Baustelleneinrichtungen“, weist Ugurman auf ein weiteres, an zahlreichen Stellen vorhandenes Hindernis für Fußgänger. Die Baustellenschilder seien beispielsweise oft so aufgestellt, „dass man kaum vorbeikommt“. Ein weiteres Thema sei, dass „mehr über Fahrbahnen als über Gehwege gesprochen wird“, so Ugurman, der aber auch klarstellt: „Wenn wir uns mit Straßen beschäftigen, sind Gehwege mit enthalten.“
Wie man die Gehwege in der Stadt bewerte, hänge auch von der Perspektive ab, erklärt Thorsten Niebuhr vom Verein „Fuss e.V.“. „Wir bewerten viele Gehwege als zu schmal und nicht barrierefrei.“ Auch Niebuhr bemängelt Bordsteine, die nicht abgesenkt sind. „Zudem gibt es viele Gehwege, die von der Oberfläche nicht gut sind, zum Beispiel die Loher Straße.“ Eine Ursache für die schlechten Oberflächen sei das Parken auf den Gehwegen. „Die Beschädigungen entstehen durch das Gewicht der Fahrzeuge. Die Gehwege sind fürs Parken nicht ausgerüstet.“ Insgesamt müsse für die Fußgänger mehr gemacht werden, so Niebuhr. So setze sich der Verein für ein Fußwegenetz ein. Dabei müssten Fragen geklärt werden wie: Wie sind die Übergänge beschaffen? Sind Kreuzungen und Übergänge zugeparkt?
„In der Verwaltung und der Politik gibt es noch nicht genug Sensibilität für die Bedürfnisse des Fußverkehrs“, kritisiert Niebuhr. „Gehwege sind oft eine Resterampe: Erst wird die Fahrbahn gestaltet, dann Parkflächen, dann Radwege – und was übrigbleibt, wird dem Gehweg zugeschlagen. Dieses Denken muss sich ändern.“ Der Verein wünsche sich Gleichberechtigung des Fußverkehrs mit Auto- und Radverkehr. „Wir setzen uns auch dafür ein, dass der Fußverkehr ein eigenes Budget im städtischen Haushalt erhält, um den Fußverkehr gezielt fördern zu können“, erklärt Niebuhr. „Dadurch könnte auch die Wahrnehmung bei den Verantwortlichen geschärft und diese motiviert werden, mehr zu tun.“
Während die Stadt vor einigen Jahren den Zustand der Straßen systematisch hat erfassen lassen, gibt es eine solche Erfassung für die Gehwege bislang nicht, wie Nicola Wessels, Abteilungsleiterin Straßenbau, erklärt. Daher könne sie nicht mit Zahlen oder Statistiken untermauert sagen, wie der genaue Zustand der Gehwege ist. „Aber er wird ähnlich aussehen wie der Zustand bei den Straßen.“ Der bekanntlich schlecht ist (die WZ berichtete). Eine systematische Erfassung der Gehwege würde sich Nicola Wessels wünschen. „Aber das ist auch eine Kapazitätsfrage.“ So müsse unter anderem geklärt werden, wie viele Gehwege es in Wuppertal eigentlich gibt. „Eine solche Übersicht haben wir bislang nicht.“
Für die Sanierung der Gehwege gibt es ein eigenes Budget in Höhe von 100 000 Euro pro Jahr. „Aber im Zuge anderer Maßnahmen nehmen wir auch Gehwegsanierungen vor“, so Nicola Wessels. „Diese werden dann aus dem jeweiligen Budget bezahlt, zum Beispiel dem Unterhaltungsbudget oder dem für Barrierefreiheit, so dass wir mehr als die 100 000 Euro pro Jahr investieren.“
Nicht machbar, alle Gehwege zu verbreitern
Dass beim baulichen Zustand der Gehwege noch viel zu tun ist, betont auch Petra Bömkes, Vorsitzende des Beirats der Menschen mit Behinderung. „Es gibt viele Stellen, an denen auch schon Menschen ohne Behinderung Schwierigkeiten haben, dort entlang zu laufen.“ Zu den Problemen gehörten auch zu schmale Gehwege. „Aber natürlich ist es nicht machbar und auch nicht wünschenswert, alle Gehwege zu verbreitern, denn unsere Stadt lebt von den alten Vierteln.“ Dennoch gelte, dass dort, wo es besonders eng ist, der Zustand teilweise so ist, „dass man die Gehwege kaum benutzen kann, weil die Gefahr des Stolperns besteht“. Bömkes ergänzt: „Es gibt etliche Baumaßnahmen, die angefangen werden, bei denen es dann aber endlos nicht weitergeht.“