Vor über 50 Jahren
Gedenkstein erinnert ans schreckliche Unglück
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
Radevormwald. Oberhalb der Stelle, an der 1971 ein Schienenbus und ein Güterzug kollidierten und 46 Menschen starben, gibt es nun Ort der Erinnerung.
Von Joachim Rüttgen
Es ist ein würdiger Ort des Gedenkens direkt an der Landstraße 414 zwischen Dahlerau und Beyenburg. Oberhalb der Unglücksstelle, an der am 27. Mai 1971 bei der Kollision eines Schienenbusses und eines Güterzuges 46 Menschen ums Leben kamen – darunter 41 Schüler der Geschwister-Scholl-Hauptschule – steht ein Gedenkstein mit den Namen der Opfer. Jetzt wurde der Gedenkort offiziell eingeweiht.
Während die Deutsche Bahn die Kosten für den Gedenkstein übernahm, sorgte die Stadt für eine ansprechende Umgebung. Die AL-Fraktion im Stadtrat spendete zwei Sitzbänke. Direkt am Unglücksort an der Bahnstrecke steht ein Kreuz, das der Verein Wupperschiene vor zwei Jahren erneuert hatte – samt kleinem Gedenkstein.
Gedenkstein für die Opfer des Unglücks dem Dank für die Retter
Imposant wirkt der mehr als eine Tonne schwere Granit-Stein von Steinmetz Walter Schurg. Seine Grundidee: der Bruch in der Gesellschaft, der Bruch in den Familien nach dem schrecklichen Unglück. Deutlich sichtbar ist, dass der Stein in der Mitte gebrochen und leicht versetzt ist. „Das soll Bewegung symbolisieren, die Flächen sind unruhig gestaltet, der Stein ist asymmetrisch“, erläutert Schurg. Er betont, dass der Stein nicht nur schön aussehen solle, sondern Sinn haben müsse für diese Zeit.
„Ein sehr würdevoller Stein, ganz ohne Überbetonung“, sagt Landesverkehrsminister Oliver Krischer. Auch ihm gefiel die Sichtachse zur Unglücksstelle unterhalb. So wurde jedem nochmals deutlich, welch unglaubliche Leistung die Rettungskräfte am Unglücksabend geleistet haben. „So ein Gedenkstein ist kein Abschied, das Gedenken geht weiter, Geschichte wird weiter erzählt“, sagt Krischer. Und dies sei ein Ort, der das schreckliche Unglück angemessen dokumentiere.
Nach heutigen Erkenntnissen hatte es am Unglücksabend ein fatales Missverständnis zwischen den Zugführern und dem Fahrdienstleiter gegeben. Der Personen-Sonderzug und ein Güterzug hatten beide die Erlaubnis zur Durchfahrt erhalten, obwohl die Strecke nur eingleisig war.
Der Güterzug hätte normalerweise am Bahnhof Dahlerau halten müssen, doch die Kreuzung mit dem Sonderzug war nicht im Dienstplan verzeichnet gewesen. Da der Sonderzug 30 Minuten Verspätung hatte, kam es um 21.08 Uhr zur Katastrophe. Es gab keinen Sprechfunk, über den die Zugführer noch hätten gewarnt werden können.
Krischer betont auch, dass selbst die größten technischen Errungenschaften menschliches Versagen nicht vermeiden könnten. „Das Zugunglück ist für uns eine Mahnung, die Sicherheitstechnik und die Abläufe immer wieder zu hinterfragen“, sagt er.
Werner Lübberink von der Deutschen Bahn drückte den Angehörigen und Hinterbliebenen sein tiefes Mitgefühl aus und dankte vor allem den Rettungskräften von damals: „Man kann gar nicht hoch genug einschätzen, wie wichtig das Ehrenamt ist.“