Brandschau

Feuerwehr stellt reichlich Mängel fest

Allein für die Bergische Universität dauert eine Brandschau rund 500 Arbeitsstunden.
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Allein für die Bergische Universität dauert eine Brandschau rund 500 Arbeitsstunden.

Brandschutz: Nach der Pandemie müssen ausgefallene Besichtigungen in Wuppertal nachgeholt werden.

Von Alexandra Dulinski

Wuppertal. Die gute Nachricht vorweg: Bei den Brandschauen hat die Feuerwehr Wuppertal wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. 3179 Gebäude müssen regelmäßig, das heißt in Drei- bis Sechsjahresabständen von der Feuerwehr auf Brandschutzmängel überprüft werden. 2022 wurden 553 Gebäude kontrolliert – eine Quote von 79 Prozent, wie im Jahr 2018. 2021 lag die Quote bei nur 64 Prozent. „Das hatte verschiedene Ursachen“, erklärt Simon Harmuth, Abteilungsleiter des Vorbeugenden Brandschutzes. Denn pandemiebedingt musste die Feuerwehr andere Aufgaben übernehmen, wie den Aufbau des Impfzentrums und die Corona-Massentestung. Auch wegen der Kontaktbeschränkungen mussten Brandschauen ausfallen.

Auch bei dieser guten Nachricht gibt es ein Aber: „Die Bugwelle ist riesig“, verdeutlicht es Harmuth bildlich. Denn die ausgefallenen Brandschauen müssen nachgeholt werden, zusätzlich zu den Gebäuden, die nun regulär überprüft werden müssen. Dafür bräuchte es mehr Personal. „Eine Quote von 100 Prozent wäre ideal, aber dafür bräuchten wir noch drei bis vier Mitarbeiter mehr.“ Gerade in den Sommermonaten, der „Saure-Gurken-Zeit“, wie Harmuth sie nennt, müssten Kollegen aus dem Vorbeugenden Brandschutz urlaubsbedingt immer mal wieder in anderen Abteilungen einspringen.

Jan Mark Weschollek, Teamleiter für die Brandverhütungsschauen, wie sie offiziell heißen, macht den Arbeitsaufwand hinter einer Brandschau einmal am Beispiel Bergische Universität deutlich. „An der Uni sind 25 000 Menschen, sowohl Mitarbeiter als auch Studenten. Die Uni ist so groß wie die Stadt Sprockhövel. Das schaffe ich nicht in einer Woche“, erklärt er. 400 bis 500 Arbeitsstunden rechnet er allein für die Begehung, hinzu kommt die Zeit zum Schreiben der Berichte. „Rund ein Drittel Vollzeitkraft“ steckt allein in dem Universitätsgebäude. Natürlich seien nicht alle Gebäude so aufwendig, vielfach werde mit Stichproben gearbeitet. In einer Kita oder einem Parkhaus laufe eine Brandschau deutlich schneller ab, sei in zwei bis drei Stunden durch.

Harmuth und Weschollek können aber beruhigen: Jedes „wichtige“ Gebäude ist auch geprüft. „Sogenannte A-Objekte schaffen wir zu 100 Prozent“, sagt Simon Harmuth. Die Feuerwehr teilt die mehr als 3100 Gebäude in Kategorien ein – orientiert am Risiko. A-Objekte sind jene Gebäude, in denen besonders viele Menschen im Brandfall gefährdet seien, beispielsweise in Altenheimen, Krankenhäusern, Kindergärten und Justizvollzugsanstalten, in denen sich die Menschen zum Teil nicht selbst retten können. In einem Parkhaus beispielsweise sei das Risiko deutlich geringer, erklärt Weschollek.

Bei 553 überprüften Gebäuden 2022 wurden 72 mit erheblichen Mängeln festgestellt, so dass das Bauordnungsamt Verfahren gegen die Eigentümer eingeleitet hat, sagt Jan Mark Weschollek. Details kann er aus Datenschutzgründen nicht nennen. Zu den Mängeln zählten unter anderem aber fehlende Rettungswege, fehlende Feuerwehrpläne, eine nicht genehmigte Nutzung und eine defekte Sprinkleranlage. „Wenn die Sprinkleranlage in einer Tiefgarage nicht funktioniert, kann das für uns ein echtes Problem werden.“

Fenster wurde zugeschraubt

Werde eine Lagerhalle beispielsweise als Verkaufsstätte oder ein Gewerbebetrieb als Kino genutzt, gelten ganz andere brandschutztechnische Anforderungen. „Die Rettungswege sind dann mitunter nicht für so viele Menschen ausgelegt“, sagt Weschollek. In einem Fall wurde ein Fenster, das als Rettungsweg genutzt wird, zugeschraubt, weil es undicht war.

Auch wenn nicht alle 3179 Gebäude überprüft werden können, sind Simon Harmuth und Jan Mark Weschollek zufrieden, mit der Quote wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht zu haben. Allein in diesem Jahr wurden bereits 372 Gebäude überprüft. Die Zahlen im Jahresvergleich seien stets dynamisch, erklärt Weschollek, denn sie hängen unter anderem von der Bausituation in Wuppertal ab. So wird die Feuerwehr auch bei Bauanträgen hinzugezogen, um Brandschutzkonzepte zu prüfen. „Wenn die Investoren jetzt ganz viel bauen wollen, kommen entsprechend viele Anfragen bei uns an“, erklärt Weschollek. Die hätten dann meist Vorrang, damit der Investor nicht abspringt. Und dann fehle schlicht die Zeit für die Brandschauen.

Schilder

Bereits im Jahr 2021 berichtete die Feuerwehr, dass im Stadtgebiet immer wieder falsche Schilder mit der Aufschrift „Feuerwehrzufahrt“ aufgehängt werden, etwa weil Grundstücksbesitzer ein Parkverbot durchsetzen möchten. Das kann für die Einsatzkräfte gefährlich werden, beispielsweise dann, wenn ein Parkdeck nur für sechs Tonnen ausgelegt ist, aber von der Feuerwehr mit 16 Tonnen befahren werden würde. 273 von 462 Feuerwehrzufahrten an Wohngebäuden wurden bereits mit einem Feuerwehrsiegel ausgestattet, um diese als offiziell zu kennzeichnen.

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