Elberfeld
Fernwärme-Ausbau wird doppelt so teuer
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Die Elberfelder Bezirksbürgermeister fordern eine Perspektive für die Innenstadt.
Von Alina Komorek und Anne Palka
Wuppertal. Lange Zeit schon ist die Elberfelder Innenstadt gewissermaßen zersetzt, weil an vielen Ecken Baustellen sind. Hier bauen die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) die Fernwärme-Leitungen aus, um das Netz zu modernisieren. Nun könnte es sein, dass die Bauarbeiten in der Innenstadt noch wesentlich länger dauern und deutlich teurer werden als ursprünglich geplant war.
Informationen unserer Zeitung zufolge hat der WSW-Aufsichtsrat Ende letzter Woche in Abstimmung mit Oberbürgermeister Uwe Schneidewind besprochen, dass der Fernwärme-Ausbau nicht nur deutlich teurer wird (es handelt sich um mehr als 30 Millionen Euro), sondern auch bis 2034 dauern wird – und nicht mehr bloß bis 2030, wie die WSW dies ursprünglich geplant hatten. Ziel der zunächst auf 30 Millionen Euro angelegten Investition sei es damals gewesen, die Elberfelder Innenstadt mit der „klimafreundlichen Talwärme, die im AWG-Müllheizkraftwerk produziert wird“, zu versorgen, um damit tonnenweise Kohlendioxid einzusparen.
Auflagen des Denkmalschutzes sind ein Grund für die Dauer
Zum offiziellen Beginn der Arbeiten hieß es vonseiten der Wuppertaler Stadtwerke, dass zusätzlich zum Ausbau des Fernwärme-Netzes auch gleich die Infrastrukturen der Versorgung und Entwässerung saniert und erneuert würden, um die Innenstadt für die Zukunft zu sichern. „Dies ist eins der wichtigsten Bau- und Klimaschutzprojekte der WSW in diesem Jahrzehnt“, erklärte Markus Hilkenbach, WSW-Vorstandsvorsitzender, noch am 26. April vergangenen Jahres dazu.
Nun soll der Ausbau also vier Jahre länger dauern und etwa 30 Millionen Euro teurer werden. Und nicht nur die aktuelle Kostensteigerung und die längere Bauzeit sind beachtlich, sondern auch der Umstand, dass die Baustellen 2031 – im Buga-Jahr – noch da sein werden.
Auf Nachfrage bei den WSW erklärt Sprecher Rainer Friedrich zu den Baumaßnahmen im Innenstadtbereich: „Aufgrund neuer Auflagen für den Denkmalschutz kommt es dabei zu einer erheblichen Zeitverzögerung sowie zu Kostensteigerungen. Über die zu erwartenden Kostensteigerungen liegt bereits ein Beschluss des WSW-Aufsichtsrats vor.“ Trotz der Schwierigkeiten sollen die Maßnahmen fortgesetzt werden, da der Ausbau der Fernwärme „eine zentrale Rolle in der Dekarbonisierungsstrategie der WSW“ spiele. Das Ziel: den Treibhausgas-Ausstoß um 80 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu senken und bis 2035 klimaneutral sein.
Einige Mitglieder des Aufsichtsrates geben auf Nachfrage unserer Zeitung keine Informationen heraus. So werden die konkreten Angaben zwar nicht bestätigt, aber auch nicht abgestritten. Auch der Oberbürgermeister dementiert nichts, sondern erklärt bloß: „Es wird länger dauern, aber eine verlässliche Prognose gibt es noch nicht.“Der Elberfelder Bezirksbürgermeister Thomas Kring (SPD) sagt, dass er keine aktuellen Zeitpläne kenne. Sollte sich die Baustelle bis 2034 hinziehen, „müssen wir noch mal genau überlegen, mit welchen Lösungen man das Problem beherrschbar machen kann. Wir müssen der Elberfelder Innenstadt dringend eine zeitliche Perspektive geben.“Die Händler seien frustriert, berichtet der Bezirksbürgermeister. „Es kann nicht sein, dass sich alles dem Bauen unterordnet.“ Mehr Fernwärme und neues Pflaster auf dem Boden seien für Elberfeld nutzlos, wenn die Geschäftswelt keine Ausdauer mehr hat und abwandert.
2031 soll in Wuppertal die Bundesgartenschau stattfinden
Matthias Zenker von der IG1, der Interessengemeinschaft der Elberfelder Geschäftswelt, sagt, dass er schon von Verzögerungen gewusst habe, aber nicht davon, dass sie bis ins Jahr 2034 reichen könnten. „Das sollte heißen, dass man damit dementsprechend umgeht“, findet Zenker. „Die Baustellen in der Innenstadt sind mit der Buga kaum in Einklang zu bringen. Das haben wir der Stadt auch so mitgeteilt, eine Lösung gab es aber dazu nicht.“ Es sei schwer damit umzugehen, und insbesondere der eigentümergeführte Einzelhandel werde noch mehr unter den gravierenden Verzögerungen leiden, ist Zenker überzeugt.
Wenn die Baustelle bis 2034 dauert, fällt sie auch in die Zeit der Bundesgartenschau (Buga), die 2031 in Wuppertal ausgerichtet werden soll. Holger Bramsiepe, Vorsitzender des Buga-Fördervereins, regt sich über mögliche Baustellen während der Zeit der Gartenschau in Wuppertal nicht auf: „Die Stadt ist ständig im Wandel, man wird nie eine fertige Stadt zeigen können. Schön wäre natürlich, wenn allzu starke Beeinträchtigungen vermieden werden.“ Den Gästen der Buga zu zeigen, dass an den Baustellen nachhaltige Energie möglich gemacht werde, müsse nicht unbedingt schlecht sein. „An Stuttgart 21 kam man auch lange nicht herum. Das war aber allen Besuchern klar und das war in Ordnung so.“
Baustellen
Wo sich im Wuppertaler Stadtgebiet Baustellen befinden, was dort passiert und wie lange die Arbeiten dauern werden, haben die Wuppertaler Stadtwerke auf einer Karte zusammengefasst. Hier werden auch häufige Fragen zu den Baumaßnahmen beantwortet und Informationen zur Verfügung gestellt.
www.wsw-online.de/wswbaut