Interview der Woche

OB Mast-Weisz: „Das Outlet ist eine riesige Chance“

Der 25. Januar 2022 war für ihn ein schwarzer Tag. Das DOC dürfe nicht gebaut werden, entschied damals das oberste Verwaltungsgericht. Heute verhandelt OB Mast-Weisz mit zwei Investoren.
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Der 25. Januar 2022 war für ihn ein schwarzer Tag. Das DOC dürfe nicht gebaut werden, entschied damals das oberste Verwaltungsgericht. Heute verhandelt OB Mast-Weisz mit zwei Investoren.

DOC: Burkhard Mast-Weisz steht vor wichtigen Verhandlungen – Von einer Bürgerbefragung hält er wenig.

Remscheid. In der vergangenen Woche überraschte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) mit der Nachricht von neuen Planungen für ein Outlet-Center in Lennep. Der RGA fragt nach den Hintergründen.

Herr Mast-Weisz, Lennep diskutiert wieder über das DOC. Wie stehen Sie zu dem Projekt, das der Unternehmer Philipp Dommermuth in den letzten Tagen vorgestellt hat?

Burkhard Mast-Weisz: Ich freue mich, dass wir trotz der Pleite, die wir vor einem Jahr erlebt haben, für Investoren wie die Familie Dommermuth und McArthur Glen von so großem Interesse sind. Deshalb ärgere ich mich über Kritik, wie sie jetzt in Ihrer Zeitung stand. Herr Kötter. . .

Der CDU-Fraktionschef und Lennep-Bürgermeister. . .

Mast-Weisz: . . .kritisiert, die Verwaltung habe nach dem Ende der DOC-Planung vor einem Jahr in Lennep nichts auf die Kette gekriegt. Das ist zum einen nicht wahr, wir haben viel in Lennep unternommen. Und zum anderen hat Lennep und haben die Lenneper das nicht verdient. Gerade in der Lennep-Konferenz sind viele Ideen und Vorschläge gesammelt worden, zum Beispiel die alte Feuerwache zum Treffpunkt zu machen.

Stichwort Lennep-Konferenz: Wie erklären Sie den Menschen die erneute Kehrtwende der Verwaltung?

Mast-Weisz: Sie waren ja bei der dritten Lennep-Konferenz dabei. Die neuen Pläne für ein Outlet sind dort auf ein großes Wohlwollen gestoßen. Das hat mich gefreut. Es gab auch kritische Nachfragen, aber die waren sachlich und höflich im Ton. Meine Position hat sich nicht geändert: Das Outlet – ob von McArthur Glen oder von der Familie Dommermuth – ist eine riesige Chance für Lennep, Remscheid und die ganze Region. Dazu möchte ich, dass die Vorschläge und Ideen aus den Lennep-Konferenzen in die Pläne einfließen. Die Konferenzen waren nicht für die Katz.

Aber der FC Remscheid geht doch als Verlierer vom Platz.

Mast-Weisz: Nein. Wir wollen für den FC Remscheid, wo ich übrigens Mitglied bin, das Stadion Reinshagen für viel Geld ertüchtigen. Andere Landesligisten spielen auf dem Tennenplatz ohne Tribüne.

Philipp Dommermuth hat mit seinem ersten Auftritt in Lennep viele Sympathien gesammelt.

Mast-Weisz: Ja. Dennoch verhandeln wir mit beiden Unternehmen und wir behandeln beide Unternehmen gleich. Beide haben die gleiche Chance, ihre Planungen umzusetzen.

Wie hat McArthur Glen eigentlich wieder Gefallen an Lennep gefunden?

Mast-Weisz: Wir haben beim Ausstieg von McArthur eine Vereinbarung getroffen. Danach mussten wir McArthur mitteilen, wenn wir mit einem anderen Unternehmen über ein Outlet-Center ins Gespräch kommen. Das haben wir getan. Nach einigen Telefonaten meldet sich dann Gary Bond bei mir. . .

Der Entwicklungschef von McArthur.

Mast-Weisz: . . . und erklärte, wieder in die Planung einsteigen zu wollen.

Und das, nachdem sie hier schon 15 Millionen Euro verloren haben. Was macht Remscheid beziehungsweise Lennep für Outlets eigentlich so interessant?

Mast-Weisz: Zum einen die Lage. Binnen einer Stunde Fahrzeit sind Menschen aus Köln, Düsseldorf und dem Ruhrgebiet hier. Dann zum anderen die Lenneper Altstadt, sie ist für ein Outlet natürlich ebenfalls superattraktiv. Und dann gibt es in Remscheid seit vielen Jahren eine breite Zustimmung zu einem solchen Projekt. Sie haben es geschrieben: Der Stadtrat ist mit großer Mehrheit dafür. Die Verwaltung sowieso. Das zeigt, dass wir ein verlässlicher Partner sind.

Nicht alle Remscheiderinnen und Remscheider sind dafür. Ziehen Sie diesmal, wo auch immer im Verfahren, eine Bürgerbefragung in Betracht?

Mast-Weisz: Das ist keine Entscheidung, die ich zu treffen habe. Der Stadtrat kann sich dafür entscheiden. Aber Vorsicht: Die Politiker sollten sich genau überlegen, ob sie sich die Verantwortung aus der Hand nehmen lassen wollen. Dafür sind sie von den Wählerinnen und Wählern schließlich gewählt worden.

Wie groß sind diesmal die Chancen, dass das DOC tatsächlich kommt?

Mast-Weisz: Ich betreibe keine Kaffeesatzleserei.

Das heißt, ich brauche Sie auch nicht nach dem Jahr der Eröffnung zu fragen?

Mast-Weisz: Dazu darf sich der Investor äußern. Ich lasse mich darauf nicht ein.

Der Lenneper Peter Kolfertz, der im vergangenen Jahr erfolgreich gegen das DOC von McArthur Glen geklagt hat, kündigte gegenüber dem RGA an, das derzeit nicht wieder tun zu wollen. Er mag zwar immer noch keine Outlets, aber der Entwurf der Dommermuths sage ihm zu.

Mast-Weisz: Das ist doch mal eine Aussage. Ich bin Herrn Kolfertz mehrere Male begegnet. Es war nie unfreundlich, sondern wir sind immer fair miteinander umgegangen.

Sein Verzicht heißt nicht, dass es nicht noch andere Kläger geben kann. Gibt es etwas, dass die Stadt oder der Investor besser machen kann, damit das Projekt nicht wieder vor Gericht scheitert?

Mast-Weisz: Wir haben natürlich dazugelernt. Unser Bebauungsplan ist vor Gericht gescheitert, weil es sich um einen grundstückbezogenen Bebauungsplan gehandelt hat. Das war damals in Ordnung. 2022 sagte uns das Gericht, dass wir so etwas nicht nur für einen Investor hätten machen dürfen.

Juristerei am Hochreck, ist das schon genannt worden.

Mast-Weisz: Ja. Jetzt werden wir, wenn der Investor Ende Mai feststeht, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan machen.

Können Sie nachvollziehen, dass wegen des Verwaltungskrams um das Outlet in Lennep die Sorge aufkommt, dass andere nun wieder viele Jahre auf die lange Bank geschoben werden?

Mast-Weisz: Nein. Weil es nicht stimmt. Wir haben in den vergangenen zehn Jahren in Lennep in Straßen, in den Sport, in Infrastruktur investiert. Das gilt für die Vergangenheit und das gilt für die Zukunft. Deshalb noch mal zum Anfang unseres Gesprächs: Lennep ist so attraktiv. Wir sollten es nicht schlechtreden, nur weil es einem politisch gerade gefällt.

Zur Person

Burkhard Mast-Weisz (SPD) ist 66 Jahre alt, von Haus aus Sozialpädagoge und arbeitet seit 2001 im Remscheider Rathaus. Dort verantwortete er zunächst das Dezernat für Jugend, Soziales und Gesundheit. 2008 wurde er zum Stadtdirektor bestellt und übernahm zusätzlich die Aufgaben des Kämmerers. 2014 wählten ihn die Remscheider erstmals zum Oberbürgermeister. 2021 wurde er mit großer Mehrheit wiedergewählt.

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