125. Jubiläum

Historische Stadthalle: Fassade ist auch im Jubiläumsjahr nicht saniert

Zum 125. Jubiläum sollte die Historische Stadthalle wenigstens wieder halbwegs in Schuss sein. Wie das gehen soll, weiß man aber noch nicht genau.
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Zum 125. Jubiläum sollte die Historische Stadthalle wenigstens wieder halbwegs in Schuss sein. Wie das gehen soll, weiß man aber noch nicht genau.

Wuppertal. Die Schäden sind deutlich schlimmer geworden – und die Kosten steigen.

Von Monika Werner-Staude

Die Fassadensanierung der Historischen Stadthalle kommt deutlich später und wird deutlich teurer. Was an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ erinnert, ist bittere Wahrheit für das Schmuckstück der Stadt. Das harrt seit Jahren seiner Sanierung, ist stellenweise eingekleidet, damit möglicherweise herabfallende Teile niemanden gefährden können. Mehrmals wurde der Sanierungsstart verschoben, nun sollte es in diesem Frühjahr endlich so weit sein. Stattdessen wird das ganze Unterfangen nach der jüngsten Begutachtung Anfang des Jahres neu eruiert. Ende offen.

Seit 2014 gab es Überlegungen zu einer grundlegenden Sanierung, die aber aufgrund der fehlenden Finanzierung nicht zu Taten führten. In der Zwischenzeit konnte Fördergeld in Höhe von 2,6 Millionen beim Bund eingeworben werden, bei 5,2 Millionen Gesamtkosten – Stand 2018. Während das zeitaufwendige Förderverfahren lief, stiegen die Kosten um gut eine Million Euro auf 6,3 Millionen Euro im Jahr 2022 an. Weitere Verzögerungen entstanden durch die Pandemie und komplexe Abläufe sowie die Tatsache, dass man das Gebäude nicht gerade im Engelsjahr 2020 in eine Baustelle verwandeln wollte, weil dann etliche Veranstaltungen im Haus geplant waren.

Zuletzt war 2023 als Startjahr für die auf zwei Jahre berechneten Maßnahmen angesetzt worden. Noch Anfang März hatte der Kulturausschuss damit geliebäugelt, die dafür nötige Aufstellung eines Gerüstes zu nutzen, um Jalousien zum Hitzeschutz an den Fenstern des Mendelssohnsaals anzubringen und auf energiesparende LED-Beleuchtung umzustellen. Damals empfahl er dem Rat, die nötigen Gelder im Haushalt bereitzustellen. Was dieser im März aber nicht tat.

Das Gebäude hat andere Probleme: Ein Sachverständiger hatte festgestellt, „dass der Schädigungsgrad der Steinsubstanz im Vergleich zu den vorangegangenen Befahrungen der letzten Jahre signifikant vorangeschritten ist“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme des Gebäudemanagements (GMW), die unserer Zeitung vorliegt. Er sei sehr überrascht gewesen, da er „den Zustand der Fassade über einen Zeitraum von fast zehn Jahren regelmäßig im Auftrag des GMW begutachtet“ hatte. Die letzten Kontrollbefahrungen der Fassade waren im November 2021 und 2022 erfolgt.

„Je komplexer die Maßnahme wird, desto komplizierter wird die Vereinbarkeit mit unseren Veranstaltungen.“

Silke Asbeck, Geschäftsführerin der Historischen Stadthalle

Heißt: Der Naturstein ist so weit beschädigt, dass die Sanierung neu geplant werden muss. Weitere Untersuchungen wurden eingeleitet, eine Geologin mit einer Begutachtung beauftragt. An der Fassade wurden 19 Kernbohrungen durchgeführt. Dabei wurde auch das Ziegelwerk unterhalb des Sandsteins auf seine aktuelle Beschaffenheit überprüft. Außerdem sollen weitere Begutachtungen enger getaktet werden und alle drei Monate stattfinden. Abhängig vom Schädigungsgrad und der Witterung müssen weitere Sicherungsmaßnahmen wie „Ad-hoc-Instandsetzungen, Stützmaßnahmen oder Absperrungen“ ergriffen werden.

Zugleich sollen Fassadenbauteile „vertiefend untersucht werden“. Und: Die Sandsteinskulpturen sollen abgenommen und aufgearbeitet werden, damit sie zum 125. Jubiläum 2025 „in neuem Glanz strahlen“. Ende Juli soll die (neue) Schadenserfassung vorliegen, Basis für „operative Handlungsempfehlungen und Sanierungsabschnitte“. Dabei sollen auch die Themen Belüftungsanlage und Solarzellen auf dem Dach berücksichtigt werden. Und die Kosten? Während Marian Berner, Sprecher des GMW, darauf hinweist, dass aufgrund der andauernden Untersuchungen keinerlei Aussagen über Zeitraum und Kosten gemacht werden können, könnte nach Informationen unserer Zeitung der zu erwartende Betrag im zweistelligen Millionenbereich liegen. Bei der Finanzierung gelte es, die Fördermittel des Bundes zu sichern und weiteres Geld zur Finanzierung der Sanierungsarbeiten zu erschließen. Kulturdezernent Matthias Nocke betont die Bedeutung des 125. Jubiläums, zu dem die Stadthalle „in einem halbwegs passablen Zustand sein“ müsse, damit dort Veranstaltungen „in einem entsprechenden Rahmen über die Bühne gehen und möglichst weitere Kunden generiert werden können“. Zum anderen „müssen die Sanierungsmaßnahmen vorgezogen werden, die vorgezogen werden können“. Außerdem sollten sinnvolle Abschnitte, etwa im Bereich Dach oder Fassade, gebildet werden, die schneller abgearbeitet werden können und neue förderfähige Bereiche bieten.

Silke Asbeck, Geschäftsführerin der Historischen Stadthalle, zeigt sich sehr beunruhigt über die immer komplexer werdende Sanierung: „Da wir die Fassadensanierung bei laufendem Betrieb planen. Und je komplexer die Maßnahme wird, desto komplizierter wird auch die Vereinbarkeit mit unseren Veranstaltungen.“

Ihren Wunschplan, das Haus im Jubiläumsjahr in neuem Glanz zu präsentieren, hat sie aufgegeben: „Das geht leider schon jetzt nicht mehr auf.“ Das GMW verspricht, in den politischen Gremien über den Fortgang der Sanierungsplanung zu berichten.

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