Kriminalität

Betrüger geben sich als Wuppertaler Meldeamt aus

Claudia Herrmann ist die Fälschung aufgefallen. Jetzt will sie andere warnen.
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Claudia Herrmann ist die Fälschung aufgefallen. Jetzt will sie andere warnen.

Wuppertal. Claudia Herrmann und andere Wuppertaler hatten gefälschte Schreiben im Briefkasten. Die Polizei ermittelt.

Von Anne Palka

Betrüger schicken derzeit Briefe an Wuppertaler und geben sich darin als Einwohnermeldeamt aus. Sie fordern die Empfänger auf, ein Formular mit ihren persönlichen Daten auszufüllen – Name, Anschrift, Geburtsdatum, Geburtsort und Staatsangehörigkeit – und es zurückzuschicken. Die Polizei ermittelt.

„Das fällt nicht sofort ins Auge“, sagt Claudia Herrmann, die einen solchen Brief bekommen hat. Die Betrüger verwenden das Logo der Stadt und geben die Telefonnummer des Servicecenters an. Auf den zweiten Blick wurde Herrmann die Fälschung schnell klar: Der Text enthält mehrere Rechtschreibfehler, verwendet die Anrede „Hallo Herr und Frau“, und die E-Mail-Adresse, an die das Formular geschickt werden soll, endet auf @outlook.com, nicht auf @stadt.wuppertal.de.

Claudia Herrmann befürchtet, dass manche Menschen dennoch darauf hereinfallen – zum Beispiel ältere oder welche, die noch nicht gut Deutsch sprechen und bisher wenig Erfahrung mit Briefen von Behörden haben. „Es kann sein, dass sie einfach Angst kriegen.“ Denn die Betrüger schreiben, dass Meldedaten falsch seien. Außerdem werde geprüft, ob zu Unrecht gezahltes Kindergeld und Arbeitslosengeld zurückgezahlt werden müsse. Im Brief steht: „Mitarbeiter des Arbeitsamtes, des Einwohnermeldeamtes und der Kindergeldstelle Nordrhein-Westfalen besuchten Häuser in den Kreisen Barmen und Elberfeld. Die Kontrollaktion wurde von der Wuppertaler Polizei unterstützt.“

Falsche Rechtschreibung und fehlende Kontaktdaten

Die Wuppertaler Polizei ermittelt nun, sagt Sprecher Jan Battenberg. Bisher habe es wenige, aber mehrere Anzeigen wegen des Briefes gegeben. Der Tatverdacht: Versuch des Ausspähens von Daten. Werden die Täter gefasst, könnten sie dafür eine Geldstrafe oder eine Haftstrafe bis zu drei Jahren bekommen. Noch sind die Ermittlungen am Anfang, deshalb könne die Polizei keine Prognose stellen, ob der oder die Versender der Briefe zu ermitteln sind. Noch sei auch nicht klar, was das Ziel der Briefe ist: „Denkbar ist zum Beispiel die Nutzung der Daten zur Erstellung von E-Mail-Accounts“, sagt Jan Battenberg.

Der Stadtverwaltung ist das Schreiben bisher nicht bekannt, sagt Sprecherin Martina Eckermann. „In vergleichbaren Fällen, wenn Unbefugte – etwa bei Haustürgeschäften – gegenüber Bürgern als Absender Stadt auftreten oder sich fälschlich auf uns berufen, haben wir durchaus schon mit einer Pressemitteilung zur Warnung und auch mit einer Anzeige reagiert.“

Wenn Bürger nicht sicher sind, ob ein Schreiben echt ist oder nicht, können sie immer bei der Verwaltung nachfragen, sagt Martina Eckermann. Das Servicecenter ist unter der Telefonnummer 0202/563-0 und per E-Mail an servicecenter@stadt.wuppertal.de erreichbar. „Wie auch bei Phishing-Mails oder anderen betrügerischen Medien sind Erkennungszeichen für Fälschungen etwa Abweichungen vom bekannten Erscheinungsbild, auffällige Rechtschreib- und Grammatikfehler, fehlende Satzteile und inhaltlicher Unsinn.“

Ähnliche Hinweise auf Fälschungen nennt Jan Battenberg von der Polizei: Die Verfasser versuchten oft, ihre Identität zu verschleiern, indem sie keine Ansprechpartner und Kontaktdaten nennen, manche verfremden auch ihren sprachlichen Stil, indem sie zum Beispiel alle Wörter kleinschreiben. Weitere Hinweise sind, wenn keine offiziellen Behördenformulare genutzt oder Aktenzeichen genannt werden, und wenn Fehler bei Rechtschreibung und Satzbau gemacht werden.

Der Polizei und dem angeblichen Absender Bescheid geben

Wenn man den Verdacht hat, ein betrügerisches Schreiben bekommen zu haben oder sich sogar sicher ist, sollte man das melden, sagt Jan Battenberg: wenn möglich der betroffenen Behörde, also dem angeblichen Absender, und einer Polizeidienststelle vor Ort. Betroffene sollten nicht auf das Schreiben reagieren. Wenn dort eine Telefonnummer angegeben ist, sollte man sie nicht wählen – sondern den Kontakt des angeblichen Absenders selbst heraussuchen.

„Behörden würden Sie nie auffordern, Geld oder Wertgegenstände zur Vermögenssicherung herauszugeben“, und niemals telefonisch dazu auffordern, die Wohnung zu verlassen, sagt Jan Battenberg. „Auch wenn Sie unter Druck gesetzt und Ihnen mögliche staatliche Konsequenzen angedroht wurden: Lassen Sie sich nicht verunsichern. Sollten Sie bereits Opfer geworden, oder um Geld oder Wertgegenstände gebracht worden sein, erstatten Sie Strafanzeige bei Ihrer örtlichen Polizeidienststelle.“

Claudia Herrmann hat die Polizei über das Schreiben in ihrem Briefkasten informiert, außerdem die Verbraucherzentrale. Sie will andere warnen, hat über ihre Erfahrung auch in einer Wuppertaler Gruppe im Sozialen Medium Facebook berichtet. „Ich bin überrascht, wie viele Daten die schon wissen“, sagt sie in Bezug auf die Verfasser: Name und Adresse von ihr und ihrem Mann stehen korrekt im Brief, auch ihre Nachbarin hat einen solchen bekommen. Was die Betrüger mit den Daten machen würden, wenn sie denn welche zugeschickt bekommen, wolle sie gar nicht wissen. „Das ist echt dreist. Die nehmen wirklich Geld in die Hand für das Porto. Am Ende muss sich das ja lohnen.“

Betrug

Die Polizei hat im Internet umfangreiche Informationen zu Formen des Betrugs und zur Prävention zusammengestellt. Dort werden unterschiedliche Maschen beschrieben – zum Beispiel Betrug an Geldautomaten, durch falsche Polizisten, mit Enkeltrick, an der Haustür und durch Gewinnversprechen.

www.polizei-beratung.de

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