Verlorene Gegenstände

Bahn-Fundbüro zieht von Elberfeld nach Hagen

Drei Monate werden Fundsachen im zentralen Fundbüro in Wuppertal gelagert, dann versteigert.
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Drei Monate werden Fundsachen im zentralen Fundbüro in Wuppertal gelagert, dann versteigert.

Im Durchschnitt liegen im Wuppertaler Hauptbahnhof rund 15 000 verlorene Gegenstände.

Von Katharina Rüth

Wuppertal. Handys und Handschuhe, Regenschirme und Spielzeug, jede Menge Koffer, Taschen und Rucksäcke: In Wuppertal lagert, was Menschen deutschlandweit im Zug vergessen haben – noch. Denn demnächst zieht das zentrale Fundbüro um nach Hagen. Dort ist in einem ehemaligen Kino mehr Platz, zudem hat die Bahn das Bahnhofsgebäude in Wuppertal an einen Investor verkauft.

Rund 15 000 Gegenstände befinden sich durchschnittlich gleichzeitig im Fundbüro. Wenn sie hier landen, sind ihre Eigentümer noch nicht gefunden. Denn eine Woche bleiben Fundsachen in einer der rund 80 Fundstellen an den großen Bahnhöfen, in der sie abgegeben werden. „Dort schauen die Kollegen, ob sie einen Hinweis auf die Besitzer finden“, erläutert Bahnsprecher Stefan Deffner. Entdecken sie Namen, versuchen sie, Kontakt aufzunehmen.

Pro Tag werden drei Fundsachen abgeholt

Bis zu drei Wochen hat der Besitzer dann Zeit, sein Hab und Gut vor Ort abzuholen. Im besten Fall meldet sich auch der Besitzer selbst, weil er den Verlust bemerkt hat und sofort nachfragt. Gibt es keine Hinweise und keine Nachfragen, bleiben die Fundsachen – nachdem etwa verderbliche Lebensmittel entsorgt wurden – eine Woche in der lokalen Fundstelle, danach gehen sie ins zentrale Fundbüro in Wuppertal. „Hier prüfen die Kollegen noch gründlicher, ob sie Hinweise auf die Eigentümer finden, und sehen die Verlustmeldungen durch, die bei der Bahn eingegangen sind“, berichtet Stefan Deffner. Und sie sind auch erfolgreich: 5000 Pakete werden von hier pro Jahr verschickt, etwa drei Personen pro Tag holen Fundsachen ab. Insgesamt finden rund 60 Prozent aller Fundsachen zu ihren Besitzern zurück, bei hochwertigen Gegenständen wie Notebooks sind es sogar 90 Prozent.

Gebühren schrecken manche Eigentümer ab

Wobei nicht alle Eigentümer das Verlorene zurückhaben wollen. Wenn der Wert nicht besonders hoch ist, scheuen manche Aufwand und Kosten, zu denen auch eine Bearbeitungsgebühr zwischen fünf und 35 Euro gehört. „Es kommt vor, dass sich für eine Papiertüte mit Kleidungsstücken von 10 bis 15 Euro gar keiner meldet“, so Deffner. Waffen und Drogen werden ohnehin an die Polizei übergeben. Andererseits komme es nicht nur auf den materiellen Wert an, oft gehe es ja um einen ideellen Wert: „Wenn ein Kinderkoffer vergessen wurde und darin der Teddy ist, ist das Kind meist sehr froh, wenn es ihn wiederbekommt“, so Deffner.

Ein besonderer Teddy gehört zu den Kuriositäten in Wuppertal: Das menschengroße Stofftier ist inzwischen zum Maskottchen des Fundbüros geworden. Gelandet sind hier auch Beinprothesen und ein 60-Zoll-Fernseher. „Man fragt sich schon, warum diese Dinge nicht vermisst werden“, sagt Stefan Deffner. Ungeklärt blieb auch die Herkunft eines Bundesverdienstkreuzes. Der Orden in einer Schatulle konnte bisher niemandem zugeordnet werden, obwohl die Bahnmitarbeiter recherchiert haben. „Es hat auf der Rückseite zwar eine eingestanzte Nummer“, berichtet Deffner. „Aber bei der Vergabe wird nicht protokolliert, wer welche Nummer bekommt.“ Der Orden wird auch nicht für eine Versteigerung freigegeben.

Das Bundesverdienstkreuz hat offenbar niemand vermisst, es konnte auch keinem Besitzer zugeordnet werden.

Denn wenn nach rund drei Monaten die Besitzer nicht ausgemacht sind, werden die Fundsachen versteigert. Jeden Donnerstag von 15 bis etwa 17 Uhr heißt es dann im Wuppertaler Fundbüro: „Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten.“ Die Versteigerungen besuchten vor allem Profis, sagt Deffner, die etwa an Second-Hand-Ware interessiert sind. Größere Versteigerungen mit Event-Charakter finden auch in anderen Städten, etwa in Düsseldorf, statt.

Noch kein festes Datum für den Umzug

Einen passenderen Ort für Versteigerungen wird das künftige Domizil des zentralen Fundbüros bieten: Es zieht nach Hagen in das einstige „Bali“ (Bahnhofslichtspielhaus), später Metropolis genannte Kino. Das in den 50er-Jahren eröffnete Kino erlebte ab den 80er-Jahren noch einmal eine Blütezeit als Programmkino, zog überregional Publikum an, wurde aber 2002 geschlossen. Demnächst wird man in dem denkmalgeschützten Räumen, die derzeit renoviert werden, eine andere Art von Schau erleben. Neben den Versteigerungen seien vielleicht auch wieder andere Veranstaltungen möglich, sagt Deffner.

Für den Umzug gebe es kein festes Datum, sagt er. Denn man wolle mit möglichst wenig Gepäck umziehen. Stattdessen werde das Wuppertaler Lager langsam geleert, neue Fundsachen werden ab einem bestimmten Datum nach Hagen gebracht. Hagen ist dann erst der zweite Standort des zentralen Fundbüros. Denn das hat die Bahn erst in den 90er-Jahren eingerichtet: „Das ist reiner Service“, betont Deffner. Der durch das bei den Versteigerungen eingenommene Geld finanziert werde: „Wir gewinnen damit nichts – außer, Menschen glücklich zu machen.“

Mehr Informationen und Kontaktdaten: www.bahn.de/fundservice

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