Forschende der Charité
Vorherige Erkältungen als Corona-Schutz? Neue Studie überrascht
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Forschende der Charité untersuchen in einer Studie den Zusammenhang zwischen früheren Erkältungen und der Immunabwehr gegen Corona - mit erstaunlichem Ergebnis.
Berlin – Forscherinnen und Forscher haben im vergangenen Jahr eine überraschende Beobachtung gemacht: Patientinnen und Patienten, die nie zuvor mit Covid-19 in Kontakt kamen, besaßen besondere Zellen. Diese erkannten das neuartige Coronavirus.
Das lässt sich damit erklären, dass sich die Gedächtnis-Immunzellen oder sogenannten T-Helferzellen bereits im Vorfeld mit harmloseren Corona-ähnlichen Erkältungsviren auseinandersetzen mussten. Darüber berichtet die Charité Universitätsklinik in Berlin in einer offiziellen Pressemitteilung.
Corona-Studie der Berliner Charité: Forschende machen überraschende Beobachtung
Das Forscherteam führte die Studie Mitte 2020 an rund 800 Menschen durch, die vorher noch nicht mit dem Coronavirus in Kontakt gekommen waren, und analysierte deren Immunsystem. Im regelmäßigen Abständen wurde geprüft, ob sie sich mit dem Erreger angesteckt hatten, was bei 17 Personen der Fall war. Deren Immunabwehr zeigte, dass der Körper T-Zellen gegen Corona-ähnliche Erkältungsviren gebildet hatte. Diese bekämpften auch Sars-CoV-2. In der Medizin sind bislang vier verschiedene Coronavirus-Typen bekannt, die rund 30 Prozent aller Erkältungen ausmachen.
Die Zellen erkannten besonders häufig einen gewissen Bereich des Spike-Proteins. „Bei Erkältungen mit harmloseren Coronaviren baut das Immunsystem also eine Art universelles, schützendes Coronavirus-Gedächtnis auf“, erklärte Claudia Giesecke-Thiel, leitende Autorin der Studie. „Wenn es nun mit Sars-CoV-2 in Kontakt kommt, werden solche Gedächtniszellen wieder aktiviert und greifen nun auch den neuen Erreger an.“
Charité – Universitätsmedizin Berlin | |
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Gründung: | 1710 |
Anzahl an Studenten: | 6.992 (Stand: 2010) |
Aktuelle Studie zeigt: Frühere Erkältungen können vor Corona-Erreger schützen
Aufgrund der sich ähnelnden Struktur können die T-Zellen das neue Virus bekämpfen. Trotz dieser bahnbrechenden Erkenntnis bleibt jedoch weiterhin unklar, wie diese Immunzellen den Krankheitsverlauf einer späteren Infektion mit Sars-CoV-2 beeinflussen könnten. Eine Kreuzreaktion der T-Helferzellen kann im Fall einer Ansteckung mit einem ähnlichen Virusstamm eine positive aber auch negative Wirkung haben.
Zum einen kann das Immunsystem auf eine Neuinfektion vorbereitet werden, zum anderen könnte auch eine fehlgeleitete Immunantwort und ein verschlimmerter Krankheitsverlauf die Folge sein. Die Forschenden aus Berlin stützen die positive Variante. Eine aktuelle Studie aus Großbritannien zeigt, wie vielfältig die Corona-Symptome sein können. Unter anderem können sich die Symptome zwischen Corona-Geimpften und ungeimpften Personen* unterscheiden.
Studie der Charité: Rasante Antikörper-Bildung nach Corona-Impfung
Ein immunverstärkender Effekt wurde auch bei einer Covid-Impfung mit dem mRNA-Vakzin von Biontech/Pfizer nachgewiesen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten die Immunreaktion von 31 gesunden Personen jeweils vor und nach der Spritze. Die Ergebnisse zeigten, dass die kreuzreagierenden T-Helferzellen binnen einer Woche schnell auf die Impfung ansprangen. Dies wirkte sich unter anderem auch positiv auf die Bildung von Antikörpern gegen Corona* aus.
„Auch bei der Impfung kann der Körper also zumindest teilweise auf ein Immungedächtnis zurückgreifen, wenn er bereits Erkältungen mit endemischen Coronaviren durchgemacht hat“, sagte Professor Andreas Thiel von der Berliner Charité. Das bedeute allerdings nicht, dass man durch vorherige Erkältungen zwangsläufig vor Covid-19 geschützt sei. „Eine Impfung ist in jedem Fall wichtig“, betonte Giesecke-Thiel. (Alina Schröder) *hna.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.