Interview mit der SPD-Spitzenkandidatin
„Noch einmal ...“: Kohnen zieht rote Linie für Horst Seehofer
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Die SPD ist in den Umfragen arg zurückgefallen. Doch Spitzenkandidatin Natascha Kohnen gibt sich kämpferisch, spricht über die Schwäche der Partei und attackiert Söder, Seehofer und die CSU. Zudem spricht sie über ihren Brief an Andrea Nahles.
München - Der SPD und ihrer Spitzenkandidatin Natascha Kohnen droht dann, wenn am Sonntag die ersten Hochrechnungen über die Bildschirme flackern, ein Debakel. Bei gerade einmal zehn, elf Prozent Zustimmung stehen die Genossen in den Umfragen zuletzt. 2013 holte Spitzenkandidat Christian Ude noch zwanzig Prozent. Doch die Bayern-SPD will die Hoffnung nicht aufgeben. Im Merkur.de-Interview fordert Kohnen vor allem eines immer wieder: „Haltung.“ Und das auch von ihrer Parteichefin Andrea Nahles.
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Der Kandidatur ging eine lange Phase der Überlegung voraus. Ich habe immer deutlich gemacht, für welche Art von politischem Stil ich stehe: Transparenz und Geradlinigkeit. Die Basis war überzeugt von mir, daher habe ich die Kandidatur gemacht. Wir haben immer alles im Team gemacht, auch mit Markus Rinderspacher (Anm.d.Red: Fraktionsvorsitzender). Alle haben das Programm mitgetragen. Nein, bereut habe ich das wirklich nicht, denn ich will als gebürtige Münchnerin etwas voranbringen und es war wertvoll mit den Oberbürgermeistern und den Landräten zusammenzuarbeiten. Alle haben angepackt.
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Die SPD befindet sich allgemein in einer sehr schwierigen Phase. Das haben auch die Werte der Bundestagswahl gezeigt. Der Blick geht aber nach vorne. Wir brauchen wieder eine Politik der klaren Haltung. Die war für die Menschen zuletzt häufig nicht erkennbar. Es gilt nun verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.
Kohnen über den Brief an Nahles: Hat mir Respekt eingebracht
Als ich das gehört habe, dachte ich nur: ‚Das gibt es doch nicht, was machen die da? Das kann doch kein Mensch nachvollziehen.‘ Ich habe großen Respekt für Andrea Nahles, dass sie diesen Fehler eingeräumt und korrigiert hat.
Ich habe einfach eine klare Haltung. Die Leute müssen sehen, dass Politiker-Entscheidungen nachvollziehbar sind. Sonst verlieren wir Glaubwürdigkeit und am Ende Wählerinnen und Wähler. Die Reaktionen auf meinen Brief waren aber sehr positiv. Vor allem aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.
Ich habe meine Meinung sehr deutlich gemacht und das hat sich als richtig erwiesen. Aber auch Andrea Nahles selbst hat mir diesen Brief nicht übel genommen. Sie scheint eher Respekt vor meiner klaren Haltung zu haben.
Natascha Kohnen: „Dieses Thema rollt seit Jahren auf uns zu“ - Attacke auf Söder
Wir wollen dafür sorgen, dass jeder bei uns seinen Platz in der Gesellschaft hat und sich auch sicher sein kann, ihn zu behalten. Die soziale Frage der kommenden Jahrzehnte wird bezahlbarer Wohnraum sein. Das rollt seit Jahren auf uns zu und ist auch außerhalb Münchens Thema. Dafür werden wir uns einsetzen wie für eine bessere Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf mit flexibleren Kita-Öffnungszeiten und vor allen Dingen kostenfreien Plätzen. Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs auch im ländlichen Bereich ist ebenso unsere Pflicht wie der Ausbau des schnellen Internets dort. Doch als aller erstes würde ich unsere Lehrerinnen und Lehrer in Bayern entfristen, denn wir steuern hier auf einen eklatanten Lehrermangel zu. Wir haben im Juli im Landtag beantragt, alle jungen Lehrer zu entfristen. Die CSU hat das geschlossen abgelehnt. Jetzt drei Tage vor der Wahl verspricht Söder plötzlich etwas Anderes, das ist völlig unglaubwürdig.
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Klipp und klar: Darüber spreche ich nicht. Sonst denken die Menschen, dass es uns nur um Posten ginge. Ich halte das bis zum Wahlabend auch so durch und auch andere Parteien sollten sich bis dahin zurücknehmen, denn Machtspielchen dieser Art sind einfach nicht mehr vertretbar.
Kohnen droht Seehofer und Merkel mit GroKo-Bruch
Wir haben hier in Bayern eine andere Situation als etwa die Grünen. Die sind fast überall in der Opposition und können sich freier verhalten. Wir stecken in Berlin in einer Koalition mit einem Innenminister (Anm.d.Red. Horst Seehofer) fest, der die Regierung bereits zweimal an den Rand einer Staatskrise geführt hat und der für mich einfach nicht mehr tragbar ist. Die Leute sagen ja "geht’s noch"? Noch einmal wird die SPD das nicht mitmachen.
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Jetzt kommt es auf die letzten Meter an. Wir kämpfen bis zur letzten Minute. Über die Hälfte der Wähler sind noch unentschlossen und entscheiden sich erst am Wahltag. Wir sind als Partei aber unheimlich geschlossen und gehen gemeinsam durch diese Situation.
Jetzt warten wir zuerst mal die Wahl ab. Dann besprechen wir uns im Team und sehen weiter.
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