News-Ticker zum Besuch in Skandinavien

Baerbock schiebt Kampfjet-Debatte Riegel vor – und will Nato-Erweiterung „ohne weitere Verzögerung“

Finnland und Schweden hängen auf ihrem Weg in die Nato an Erdogans Veto fest. Außenministerin Baerbock ist zu Gesprächen in Skandinavien. News-Ticker.

Update vom 14. Februar, 17.43 Uhr: Annalena Baerbock hat ihre Skandinavien-Reise fortgesetzt. Am Dienstag ging es für die Außenministerin weiter nach Schweden. Zuvor stand noch ein besonderer Programmpunkt an. In Helsinki besuchte sie eine Bunker-Anlage unter der Stadt – und begann kurzerhand ein Kinderspiel.

Annalena Baerbock in einem Bunker unter der finnischen Hauptstadt Helsinki.

Update vom 13. Februar, 21.39 Uhr: Baerbock setzt am Dienstag ihre zweitägige Skandinavien-Reise in Schweden fort. Bei ihrem Gespräch mit Außenminister Tobias Billström in Stockholm dürfte es vor allem um die geplante Aufnahme des Landes in die Nato gehen. Schweden will zusammen mit Finnland in die westliche Militärallianz. Unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatten die beiden EU-Partner im Mai 2022 gemeinsam die Mitgliedschaft beantragt. Den Beitritt müssen alle derzeit 30 Mitglieder ratifizieren - 28 haben das bereits getan, nur Ungarn und die Türkei noch nicht.

Ungarische Einwände werden nicht erwartet. Dagegen blockiert die Türkei die Nato-Nordweiterung seit langem. Sie begründet ihre Haltung in erster Linie damit, dass Schweden nicht ausreichend gegen Terrororganisationen vorgehe. Präsident Recep Tayyip Erdogan meint damit vor allem die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK. Am Montag hatte Baerbock in Finnland auf eine schnelle Aufnahme beider Länder gedrungen.

Kampfjet-Debatte am Rande von Skandinavien-Besuch: Baerbock erteilt Überlegungen Absage

Updaet vom 13. Februar, 19.27 Uhr: Vor Beratungen der westlichen Verbündeten über weitere Waffenlieferungen in die Ukraine hat Außenministerin Annalena Baerbock bekräftigt, dass die Bereitstellung von Kampfjets für die Bundesregierung derzeit kein Thema sei. „Das ist keine Debatte, die wir führen“, wiederholte die Grünen-Politikerin am Montag bei einem Besuch in der finnischen Hauptstadt Helsinki.

In Finnland traf Baerbock auf den finnischen Außenminister Pekka Haavisto (l).

Skandinavien-Reise: Baerbock will Nato-Norderweiterung „ohne weitere Verzögerung“ umsetzen

Update vom 13. Februar, 18.38 Uhr: Annalena Baerbock hat eindringlich dafür geworben, dass die Türkei und Ungarn den Weg für die Aufnahme von Finnland und Schweden in die Nato freimachen. „Beim Nato-Gipfel in Madrid im letzten Sommer haben wir gemeinsam die Grundlage für den Beitritt gelegt und wir erwarten natürlich von allen Nato-Mitgliedern, dass sie diesen Beschluss ohne weitere Verzögerung umsetzen“, sagte die Grünen-Politiker am Montag auf einer Pressekonferenz mit dem finnischen Außenminister Pekka Haavisto in Helsinki. Die beiden nordischen Länder erfüllten die vereinbarten Vorgaben. Nun sollte man auch das Verfahren einhalten, auf das man sich in Madrid verständigt habe.

Dass sich Finnland nach 80 Jahren der Bündnisfreiheit für die Nato-Mitgliedschaft entschlossen habe, sei ein „historischer Schritt“, sagte Baerbock. „Ich will heute daher nochmal bekräftigen, wie bereichernd es für das Bündnis ist, dass ihr der Nato beitreten wollt“, sagte sie. „Dadurch gewinnt unsere Allianz zwei wertvolle neue Mitglieder, mit denen wir ohnehin schon sehr, sehr eng zusammenarbeiten.“

Besuch in Finnland und Schweden: Annalena Baerbock berät über Nato-Beitritt

Erstmeldung: Helsiniki/Stockholm/Berlin - Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ist am Montag (13. Februar) zu einem zweitägigen Besuch bei den Nato-Beitrittskandidaten Finnland und Schweden aufgebrochen. „Nach 80 Jahren finnischer und 200 Jahren schwedischer Bündnisfreiheit haben sich beide Länder entschlossen, der Nato beizutreten. Darauf arbeiten wir weiter gemeinsam hin“, erklärte die Grünen-Politikerin vor ihrer Abreise nach Helsinki.

Sowohl in Helsinki als auch in Stockholm dürfte es dabei in erster Linie um den Nato-Beitritt der beiden Länder gehen, den seit längerem die Türkei blockiert. Auch die Hilfe für die Ukraine wird im Fokus stehen. Finnland grenzt auf einer Länge von 1340 Kilometern an Russland. Schweden hat in der EU derzeit eine zentrale Rolle inne. Das Land hat zum Jahreswechsel die turnusmäßig wechselnde EU-Ratspräsidentschaft übernommen hat.

Finnland und Schweden hatten im Mai 2022 unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs gemeinsam die Nato-Mitgliedschaft beantragt. Den Beitritt müssen alle 30 Mitglieder des Verteidigungsbündnisses ratifizieren. 28 haben das bereits getan, nur Ungarn und die Türkei noch nicht.

Die Nato-Erweiterung: Das wachsende Verteidigungsbündnis

nato-erweiterung-north-atlantic-treaty-organization-mitglieder-staaten-gruendung
Gegründet wurde die Nato am 4. April 1949 in Washington, D.C. Zunächst zwölf Staaten unterzeichneten den Nordatlantikvertrag: Belgien, Dänemark, Frankreich, das Vereinigte Königreich, Island, Italien, Kanada, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Portugal und die USA. Hier präsentiert Gastgeber und US-Präsident Harry S. Truman das Dokument, das die Grundlage für das Verteidigungsbündnis bildet. Der erste Oberkommandeur war der US-Amerikaner Dwight D. Eisenhower, der nach seiner Zeit bei der Nato Truman im Amt des US-Präsidenten beerben sollte. © imago
nato-erweiterung-north-atlantic-treaty-organization-mitglieder-staaten-frankreich-deutschland
In den ersten Jahren nach ihrer Gründung stand die Nato ganz im Dienste der Abwehr der sowjetischen Gefahr. 1952 fanden in Deutschland zahlreiche Manöver statt, unter anderem überwacht vom zweiten Oberkommandeur der Nato, Matthew Ridgway (2.v.l.) und dem damaligen französischen Botschafter in Deutschland, Andre Francois-Poncet (3.v.r.). © imago
nato-erweiterung-north-atlantic-treaty-organization-mitglieder-staaten-tuerkei-griechenland
Im Jahr 1952 traten zwei weitere Länder der Nato bei: Griechenland und die Türkei. Noch im selben Jahr fanden die ersten Manöver des Verteidigungsbündnisses statt. Beteiligt waren neben Einheiten Großbritanniens und der USA auch Kampftaucher, sogenannte Froschmänner, der türkischen Marine. © imago
nato-erweiterung-beitritt-deutschland-vereinbarung-1955
Im Jahr 1954 beschlossen die Nato-Mitgliedsstaaten auch der Bundesrepublik Deutschland den Beitritt anzubieten. Der britische Außenminister Anthony Eden reiste nach Paris, um im Palais de Chaillot die Vereinbarung zu unterzeichnen. Ein Jahr später, 1955, wurde die BRD als 15. Mitglied der Nato in das Verteidigungsbündnis aufgenommen. © UPI/dpa
nato-erweiterung-mitgliedsstaaten-frankreich
Kurz nach Gründung durchlitt die Nato bereits ihre erste interne Krise. Frankreich entzog bereits 1959 seine Flotte der Nato-Unterstellung. 1966 verabschiedeten sich die Vertreter des Landes aus allen militärischen Organen des Verteidigungsbündnisses. Frankreichs Präsident Charles de Gaulle (l.), hier bei der Beerdigung John F. Kennedys, fürchtete eine Dominanz der USA in der Nato und pochte auf die Unabhängigkeit der französischen Streitkräfte. Das Land kehrte erst im Jahr 2009 wieder in die militärischen Strukturen zurück. © imago
nato-erweiterung-mitgliedsstaaten-spanien-1982
Im Jahr 1982 fand die nächste Erweiterung der Nato statt. Spanien wurde das 16. Mitglied des Verteidigungsbündnisses und nahm kurz darauf am Nato-Gipfel in Bonn teil. In der damaligen Bundeshauptstadt kamen die Staatsoberhäupter und Regierungschefs zusammen (v.l.n.r.): Kare Willoch (Norwegen), Francisco Balsemao (Portugal), Leopoldo Calvo-Sotelo (Spanien), Bülent Ulusu (Türkei), Margaret Thatcher (Großbritannien) und Ronald Reagan (USA). © imago
nato-erweiterung-mitgliedsstaaten-kosovo-krieg-bundeswehr-einsatz-tornados
Unter dem Dach der Nato kam es im Jahr 1999 zum ersten Kampfeinsatz der deutschen Bundeswehr nach ihrer Gründung 1955. Die Bundesrepublik beteiligte sich am Nato-Einsatz im Kosovo-Krieg mit Tornado-Kampfflugzeugen. © dpa
nato-erweiterung-mitgliedsstaaten-polen-ungarn-tschechien
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs erweiterte sich die Nato um Länder der ehemaligen Sowjetunion. Am 12. März 1999 wurden die Flaggen von Polen, Tschechien und Ungarn am Nato-Hauptquartier in Brüssel (Belgien) gehisst. Das Verteidigungsbündnis war damit auf 19 Mitgliedsstaaten gewachsen. © ATTILA SEREN/imago
nato-erweiterung-mitgliedsstaaten-bulgarien-estland-lettland-litauen-rumänien-slowakei-slowenien-colin-powell-usa
Im Jahr 2004 fand die bis dato größte Erweiterungsrunde der Nato statt. Der damalige US-Außenminister Colin Powell gab bekannt, dass das Verteidigungsbündnis sieben neue Mitglieder auf einen Streich aufnehmen werde: Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, die Slowakei und Slowenien. Die Nato bestand damit aus 26 Mitgliedsstaaten. © BENOIT DOPPAGNE/imago
nato-erweiterung-mitgliedsstaaten-kroatien-albanien-angela-merkel
Zu ihrem 50-jährigen Bestehen im Jahr 2009 nahm die Nato zwei weitere Mitglieder auf: Albanien und Kroatien. Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte den albanischen Ministerpräsidenten Sali Berisha bei den Feierlichkeiten rund um die Erweiterung sowie zum Jubiläum auf dem Nato-Gipfel in Straßburg und Kehl. © imago
nato-mitgliedsstaaten-erweiterung-montenegro
Am 5. Juni 2017 wird die Nato um ein weiteres Mitglied erweitert. Montenegro tritt dem Verteidigungsbündnis bei. Das Land hatte sich 2006 von Serbien unabhängig erklärt und wurde inklusive Flagge elf Jahre später in Brüssel am Nato-Hauptquartier begrüßt.  © Gong Bing/imago
nato-erweiterung-beitritt-mitgliedsstaaten-nordmazedonien
Die vorerst letzte Nato-Erweiterung fand im Jahr 2020 statt. Am 27. März trat Nordmazedonien dem Verteidigungsbündnis bei. Griechenland hatte die Aufnahme des Landes wegen eines Streits über dessen Namen jahrelang blockiert. Nachdem sich beide Länder geeinigt hatten, war der Weg frei für gemeinsame Manöver, wie hier zum Beispiel mit Einheiten der US-Armee in der Nähe von Krivolak. © imago
Unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs ist im April 2023 auch Finnland der Nato beigetreten. Der Schritt ist historisch. Finnlands Präsident Sauli Niinistö bezeichnete den Nato-Beitritt als Beginn einer neuen Ära. Finnland hat eine 1340 Kilometer lange Grenze zu Russland. Das nordische Land mit seinen rund 5,5 Millionen Einwohnern hatte zuvor jahrzehntelang großen Wert auf militärische Bündnisfreiheit gelegt. Mit dem Beitritt Finnlands wächst die Nato-Außengrenze Richtung Russland nun auf mehr als das Doppelte an.
Unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs ist im April 2023 auch Finnland der Nato beigetreten. Der Schritt ist historisch. Finnlands Präsident Sauli Niinistö bezeichnete den Nato-Beitritt als Beginn einer neuen Ära. Finnland hat eine 1340 Kilometer lange Grenze zu Russland. Das nordische Land mit seinen rund 5,5 Millionen Einwohnern hatte zuvor jahrzehntelang großen Wert auf militärische Bündnisfreiheit gelegt. Mit dem Beitritt Finnlands wächst die Nato-Außengrenze Richtung Russland nun auf mehr als das Doppelte an. © JOHN THYS/afp
nato-beitritt-schweden-finnland-mitglieder-bündnis
Und am Horizont ist bereits die nächste Erweiterung der Nato zu sehen. Zusammen mit Finnland hatte sich auch Schweden um einen Beitritt zum Verteidigungsbündnis beworben. Der Aufnahmeprozess läuft. Im baltischen Meer fanden bereits erste gemeinsame Übungen der US Navy und der schwedischen Marine statt.  © IMAGO/U.S. Navy

Nato-Beitritt von Schweden: Recep Tayyip Erdogan blockiert

Ernsthafte ungarische Einwände werden nicht erwartet, dagegen blockiert die Türkei die Nato-Norderweiterung seit langem. Sie begründet ihre Haltung in erster Linie damit, dass Schweden nicht ausreichend gegen Terrororganisationen vorgehe. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan meint damit vor allem die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK. Zuletzt lieferten Koranverbrennungen Erdogan weitere Argumente. (AFP/frs/dpa)

Rubriklistenbild: © Christophe Gateau / dpa

Unsere News per Mail

Nach der Registrierung erhalten Sie eine E-Mail mit einem Bestätigungslink. Erst mit Anklicken dieses Links ist die Anmeldung abgeschlossen. Ihre Einwilligung zum Erhalt des Newsletters können Sie jederzeit über einen Link am Ende jeder E-Mail widerrufen.

Die mit Stern (*) markierten Felder sind Pflichtfelder.

Meistgelesen

Ukraine-Krieg schwappt nach Russland: Partisanen greifen  Belgorod an – „Haben noch mehr gefangen genommen“
Ukraine-Krieg schwappt nach Russland: Partisanen greifen Belgorod an – „Haben noch mehr gefangen genommen“
Ukraine-Krieg schwappt nach Russland: Partisanen greifen Belgorod an – „Haben noch mehr gefangen genommen“
„Freiwilligenkorps“ nimmt russische Soldaten gefangen – und übergibt sie an die Ukraine
„Freiwilligenkorps“ nimmt russische Soldaten gefangen – und übergibt sie an die Ukraine
„Freiwilligenkorps“ nimmt russische Soldaten gefangen – und übergibt sie an die Ukraine
Letzte Generation plant gezielte Aktionen gegen „Reiche“
Letzte Generation plant gezielte Aktionen gegen „Reiche“
Letzte Generation plant gezielte Aktionen gegen „Reiche“
„Tag X“ in Leipzig: Bürgermeister bezeichnet Demonstrierende als „durchgeknallte Straffällige“
„Tag X“ in Leipzig: Bürgermeister bezeichnet Demonstrierende als „durchgeknallte Straffällige“
„Tag X“ in Leipzig: Bürgermeister bezeichnet Demonstrierende als „durchgeknallte Straffällige“

Kommentare