Bereits Ende Februar hatten Vucic und Kurti einem Abkommen zugestimmt – zumindest verbal. Neue Verhandlungen haben jetzt gut zwölf Stunden gedauert.
Ohrid – „Wir haben einen Deal“: Mit diesen Worten verkündete der EU-Außenbeauftragte Josep Borrel am Wochenende, dass die Spitzenvertreter Serbiens und des Kosovos beträchtliche Fortschritte erzielt hätten. Am Samstag (18. März) einigten sie sich die beiden verfeindeten Balkanstaaten in ihrem Konflikt auf ein Abkommen. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic weigerte sich jedoch wie schon zuvor, es zu unterschreiben.
Das neue Abkommen sieht vor, dass Belgrad das Kosovo zwar nicht völkerrechtlich anerkennt, aber die Eigenstaatlichkeit seiner ehemaligen Provinz zur Kenntnis nimmt. Das Kosovo wiederum soll die Rechte der serbischen Volksgruppe im Land institutionell absichern.
Das nun von der EU veröffentlichte Dokument beinhaltete kaum zeitliche Zusagen. So steht darin lediglich, dass die Seiten innerhalb von 30 Tagen einen gemeinsamen Monitoring-Ausschuss bilden würden, der für die Überwachung des „Deals“ zuständig sein wird.
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Annäherung im Kosovo-Konflikt? „Ich habe heute nichts unterschrieben“
„Ich habe heute nichts unterschrieben“, erklärte Vucic anschließend in Ohrid in Mazedonien, dem Ort der Verhandlungen. „Wir haben auf jeweils unterschiedliche Weise aufgezeigt, wo für uns die jeweiligen roten Linien sind.“ Für den serbischen Nationalisten stellt jede Aufweichung der harten Haltung gegenüber Pristina ein politisches Risiko dar. Rechtsradikale in Serbien drohten mit „heißen“ Protesten, sollte Vucic in Ohrid „kapitulieren“.
Kurti ist wiederum dem Druck der kosovo-albanischen Bevölkerung und Wählerschaft ausgesetzt, die Zugeständnisse an die serbische Volksgruppe ablehnt.
Das Verhältnis des jüngsten europäischen Staates Kosovo zu seinem Nachbarstaat ist seit dessen Abspaltung von Serbien infolge einer Nato-Intervention im 1999 ungelöst. Diplomatische Bemühungen des Westens führten in den vergangenen Jahren zu keiner wesentlichen Normalisierung der Lage. Im Vorjahr waren die Spannungen erneut eskaliert: Es gab Straßenblockaden und Zwischenfälle, bei denen geschossen wurde. (dpa/AFP/frs)