Überraschende Bekanntgabe

Iran schmiedet neue Achse mit Saudi-Arabien - und der Hilfe Chinas

Der Iran und Saudi-Arabien nehmen nach Jahren wieder diplomatische Beziehungen auf - ein überraschender Schritt, auf den die USA reagieren.

Peking - Der Iran und Saudi-Arabien haben die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen beschlossen. Das gaben die seit Jahren rivalisierenden Regionalmächte im Mittleren Osten am Freitag (10. März) bekannt. Auf einem von der Volksrepublik China initiierten Treffen in Peking habe man vereinbart, die Botschaften im jeweils anderen Land „binnen zwei Monaten wiederzueröffnen“, zitierten die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna und die saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA am Freitag aus einer gemeinsamen Erklärung.

Damit endet die sieben Jahre lange Eiszeit zwischen den beiden Staaten. Saudi-Arabien und der Iran hatten die diplomatischen Beziehungen 2016 abgebrochen, nachdem es im Iran zu Ausschreitungen rund um die saudische Botschaft in Teheran und Konsulaten in weiteren Städten des Landes gekommen war. Auslöser der Angriffe war die Hinrichtung des bekannten schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr in Saudi-Arabien. Während im absolutistischen Königreich Saudi-Arabien rund 90 Prozent der Bevölkerung der sunnitischen Glaubensgemeinschaft angehören, leben in der islamischen Theokratie etwa 95 Prozent Schiiten.

Überraschende Einigkeit zwischen Saudi-Arabien, China und dem Iran in Peking, vertreten durch Musaed bin Muhammad Al-Aiban, Wang Yi und Ali Schamchani (v.l.n.r.)

Iran und Saudi-Arabien nähern sich an - trotz Krieg im Jemen

Beide Länder stehen sich zudem indirekt im Jemen-Krieg gegenüber. Während das saudische Königshaus seine sunnitischen Glaubensbrüder in der jemenitischen Regierung unterstützt, erhalten die schiitischen Huthi-Rebellen Unterstützung aus dem Iran.

Die nun überraschende Annäherung der traditionell konkurrierenden Länder machte offenbar der Oman möglich. Sowohl Saudi-Arabien als auch der Iran dankten in ihren Erklärungen dem Golfstaat, dem Irak und Gastgeber China. Die drei Staaten hätten betont, „alle Anstrengungen zu unternehmen, um den regionalen und internationalen Frieden und die Sicherheit zu stärken.“

Iran und Saudi-Arabien im Vergleich

NameIranSaudi-Arabien
HauptstadtTeheranRiad
Bevölkerung (in Mio.)87,9235,95
StaatschefAli Chamenei (oberster Führer)Salman ibn Abd al-Aziz (König)
ReligionIslam (mehrheitlich Schiiten)Islam (mehrheitlich Sunniten)

USA begrüßen Annäherung von Iran und Saudi-Arabien - Warnung an China

In den USA begrüßte man die Meldung über die Wiederaufnahme der Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Mit dem Königshaus in Riad pflegt Washington DC seit Jahrzehnten gute Kontakte. Ein Abkommen des engen Verbündeten mit einem der größten Rivalen auf der internationalen Bühne könne sich positiv auf die Sicherheit in der Region auswirken. Dass ausgerechnet China als Vermittler gefeiert wird, nehme man durchaus wahr. Die USA würden Versuche Pekings, „in seinem eigenen egoistischen Interesse Einfluss zu nehmen und anderswo auf der Welt Fuß zu fassen“, weiter beobachten, so John Kirby, Sprecher des nationalen Sicherheitsrates, der auch auf den jahrelangen Stellvertreterkrieg beider Länder zu sprechen kam: „Wir hoffen auf ein Ende des Krieges im Jemen - das Abkommen könnte dazu führen.“

Sollte das Abkommen Bestand haben, dürfte das aber nicht nur Auswirkungen auf den seit acht Jahren dauernden Krieg im Jemen haben. Die Folgen könnten den gesamten Nahen Osten betreffen. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP bezeichnete Saudi-Arabien-Experte Hussein Ibish vom Arab Gulf States Institut in Washington DC den Schritt als „wichtige Entwicklung in der Nahost-Diplomatie“. Irans Außenminister Hossein Amir-Abdollahian sagte laut dem britischen Guardian, dass eine „Rückkehr zu normalen Beziehungen zwischen Iran und Saudi-Arabien für beide Länder, die Region und die islamische Welt von großem Nutzen“ sei. Man könne so, mit der Hilfe von China, eine „Schlüsselachse in der Außenpolitik“ formen. (dil/afp)

Rubriklistenbild: © dpa

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