Schottland-Pläne in Gefahr

Mitten im Brexit: Schock-Umfrage erschüttert das UK - und Johnson

„Wütend, aber entschlossen“ - in Schottland kommt der Brexit nicht gut an. Eine Umfrage sieht nun eine Mehrheit für einen drastischen Schritt. Regierungschefin Nicola Sturgeon arbeitet an Maßnahmen.

  • Brexit: Am 31. Januar tritt Großbritannien aus der EU aus.
  • Besonders unzufrieden sind damit die Schotten: Regierungschefin Sturgeon spricht von „mit Wut gefärbter Trauer“
  • Eine Umfrage unter schottischen Wählern dürfte Premier Boris Johnson beunruhigen.

London/Edinburgh - Der Brexit wird Realität. Und noch während der letzten Stunden Großbritanniens als EU-Mitglied wird emsig an einem weiteren Ausstieg gearbeitet - dem Schottlands aus dem Vereinigten Königreich.

Wie der Guardian berichtet, hat die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon am Freitag (31. Januar 2020) Aktivisten ihrer Scottish National Party die nächsten geplanten Schritte erläutert. Eine Klage gegen das kategorische „Nein“ von Premier Boris Johnson zu einem erneuten Unabhängigkeitsreferendum gehörte allerdings offenbar nicht dazu.

Das Budget für eine Unabhängigkeitskampagne solle im laufenden Jahr aber verdoppelt werden, sagte Sturgeon in Edinburgh. Die Trauer über den Brexit werde in Schottland „mit Wut gefärbt“ sein. Ein unabhängiges Schottland hätte eine „andere, bessere“ Zukunft vor sich, sagte Sturgeon. „Unsere Aufgabe ist es, eine Mehrheit der Menschen in Schottland davon zu überzeugen.“

Brexit: Mehrheit der Schotten für Austritt aus dem UK - erstmals seit Jahren

Ohnehin wirkt der Zusammenhalt zwischen London und Edinburgh brüchig: Eine neue Umfrage des Instituts YouGov sieht erstmals seit 2015 die Unabhängigkeitsbefürworter in Schottland knapp in der Überzahl. Nun will Sturgeon also die Unterstützung in der Bevölkerung weiter ausbauen.

Schon am Mittwoch hatte das schottische Parlament für ein zweites Unabhängigkeitsreferendum votiert. In dem Beschluss hieß es, dass der Brexit die "materiellen Rahmenbedingungen" der schottischen Beziehungen zum Rest des Vereinigten Königreiches verändere. Eine klare Mehrheit der Schotten von 62 Prozent hatte sich im Brexit-Referendum 2016* für einen Verbleib Großbritanniens in der EU ausgesprochen.

Brexit: Europäische Identität genommen? Sturgeon warnt Johnson

Sturgeon warnte in einem Interview Johnson auch erneut, Schottland ein weiteres Referendum über die Unabhängigkeit zu verweigern. Johnson könne "nicht ewig dem Willen der Schotten im Weg stehen", sagte sie der deutschen Zeitung Die Welt. Der Brexit nehme einen Teil der europäischen Identität.

Das Vereinigte Königreich sei ein Staat, der aus vier Nationen bestehe und "nur durch Konsens weiter bestehen kann", betonte Sturgeon. London könne "nicht ewig im Weg eines Landes stehen, das die Unabhängigkeit wünscht, wenn dieser Wunsch stark genug ist".

Sturgeon unterstrich auch, dass Schottland in absehbarer Zeit in die EU zurückkehren wolle: "Wir sind jetzt wütend, aber auch entschlossen". Schottland hoffe, als unabhängiger Staat "hoffentlich nicht in ferner Zukunft den Weg zurück ins Herz Europas wählen" zu können. Experten hatten schon nach der britischen Parlamentswahl im Dezember vor einem „Knall“ zwischen Johnson Regierung und Schottland gewarnt.

Brexit: Sturgeon kündigt Protestaktion für das Wochenende an

Die Schotten hatten bereits 2014 über eine Unabhängigkeit abgestimmt. Damals votierte die Mehrheit für einen Verbleib im Vereinigten Königreich. Einem erneuten Unabhängigkeitsreferendum müsste die Regierung in London zustimmen. Premierminister Boris Johnson* hat allerdings wiederholt ausgeschlossen, ein weiteres Referendum zuzulassen.

Sturgeon hat unterdessen angekündigt, die EU-Flagge aus Protest auch am Wochenende noch über ihrem Regierungssitz wehen zu lassen, wenn das Land schon gar nicht mehr zur Union gehört. Wie der Tag des Austritts abläuft, erfahren Sie in diesem Artikel.

Welche Folgen der Brexit für Deutschland haben wird, lesen Sie bei Merkur.de*. Dort finden Sie auch den Zeitplan des Brexit für das Jahr 2020.

dpa/AFP/fn

Rubriklistenbild: © AFP / MARY TURNER

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