Kinder-Kriminalität in NRW

Kinder begehen immer öfter Straftaten – besonders bei Mädchen steigt der Anteil

Zwei Kinder prügeln sich
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Immer öfter werden Kinder unter 14 Jahren straffällig. Vor allem im Umfeld von Schulen gab es in vielen NRW-Städten zuletzt Gewalttaten und Diebstähle. (Symbolbild)

Die Zahl an Kindern unter 14 Jahren, die kriminell werden, steigt in NRW rasant. Vor allem Mädchen begehen immer öfter Straftaten.

Köln – Sie sind noch Kinder, aber schon kriminell: Mädchen und Jungen unter 14 Jahren begehen in Nordrhein-Westfalen immer öfter Straftaten. Das belegen Zahlen, die die Landesregierung jetzt vorlegte. Vor allem immer mehr Mädchen werden demnach kriminell.

Straftaten von Mädchen unter 14 Jahren in NRW um 60 Prozent gestiegen

In absoluten Zahlen werden Jungen zwar deutlich häufiger straffällig als Mädchen. Aber der Anteil der Mädchen wuchs zuletzt besonders stark. Seit 2015 hat sich die Zahl der Straftaten von Mädchen unter 14 Jahren landesweit um fast 60 Prozent gesteigert, wie aus der Antwort auf eine kleine Anfrage der AfD im Landtag NRW hervorgeht. So lag die Zahl 2015 noch knapp über 4.500 Fälle, im Jahr 2022 dagegen schon fast bei 7.300.

Straftaten und Zahl tatverdächtiger Mädchen unter 14
JahrTatverdächtigeAnzahl der Straftaten
20154.2724.595
20164.6365.072
20174.9335.356
20184.9726.108
20195.2545.747
20204.0194.259
20214.7955.199
20226.8107.299

Bei den Jungen stieg die Zahl der Straftaten seit 2015 von 9.822 auf 14.671 an. Eine Steigerung von etwa 30 Prozent. Die Gesamtzahl der noch nicht strafmündigen Tatverdächtigen, also Mädchen und Jungen, ist innerhalb von sieben Jahren um mehr als 50 Prozent angestiegen – von knapp 14.000 auf fast 21.000.

Straftaten und Zahl aller Tatverdächtigen (Mädchen und Jungen) unter 14 Jahren
JahrTatverdächtigeAnzahl der Straftaten
201513.88914.417
201614.91615.936
201716.66917.723
201815.35619.623
201916.67317.536
202013.43713.846
202114.85115.105
202220.94821.970

Jugendbanden in Oberhausen und Gelsenkirchen auf Raubzügen

In vielen NRW-Städten häuften sich zuletzt Fälle, die exemplarisch für diese Entwicklung stehen. Etwa in Gelsenkirchen. Dort haben in den vergangenen Wochen und Monaten Jugendbanden immer wieder regelrechte Raubzüge begangen – mit insgesamt über 100 Taten innerhalb weniger Monate, darunter Gewaltdelikte, Diebstähle, Bedrohungen. Auch dort waren die Täter meist minderjährig, manche noch unter 14 Jahren. Die Polizei Gelsenkirchen ist bereits auf die Teenie-Banden aufmerksam geworden: „Wir beobachten dieses Phänomen seit rund einem halben Jahr“, erklärte ein Polizeisprecher im Februar gegenüber wa.de.

Auch in Oberhausen beschäftigen Straftaten von Kindern immer öfter die Polizei. Dort ist es im Jahr 2022 zu insgesamt 331 Delikten an Schulen und dem jeweiligen Umfeld gekommen, wie Maik Podlech, Sprecher der Polizei Oberhausen, gegenüber wa.de sagte. Zum Vergleich: 2019 waren es noch 291 Fälle. Meist handelte es sich dabei um Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Diebstahl.

Am und im Centro Oberhausen kommt es ebenso immer wieder zu Fällen von Jugendkriminalität. Die Verantwortlichen haben deshalb bereits die Sicherheitsvorkehrungen vor Ort verstärkt. Auch in Hagen gab es immer wieder Fälle von Jugendkriminalität. Doch was sind die Gründe für die besorgniserrende Entwicklung?

NRW-Innenminister Reul: „Pandemie hat Kinder verändert“

NRW-Innenminister Herbert Reul hat diesbezüglich einen Verdacht geäußert: Die Ursache der extremen Zahlen liege laut ihm auch daran, dass die Möglichkeit der sozialen Entwicklung für Kinder aufgrund der Corona-Pandemie eingeschränkt war: „Wenn Sie so wollen, sind die Zahlen der Beweis dafür, dass die Pandemie unsere Kinder verändert hat“.

Häufig wird in diesen Tagen über die Herabsetzung des Alters der Strafmündigkeit diskutiert. Das liegt momentan bei 14 Jahren. Ist der Täter Jünger, kann es keinen Strafgerichtsprozess gegen ihn geben. Im Zuge des Mordfalls rund um die 12-jährige Luise aus Freudenberg hat 24RHEIN mit Jan Oude-Aost, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, gesprochen. Eine Senkung des straffälligen Alters hält der Facharzt für eine schlechte Idee: „Für mich ist das auch keine wirklich relevante Diskussion, weil es Kinder sind. Dass sie nicht strafmündig sind, heißt: Sie können das nicht überschauen.“ (mg)

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