Klima-Protest
Staub in der Lunge durch Lützerath-Abriss: Klimaaktivisten fordern Schadenersatz von RWE
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Energiekonzern RWE hatte zuletzt angekündigt, Schadenersatz von Demonstranten zu fordern. Jetzt kontern die Aktivisten.
Erkelenz – Die Analogie drängte sich einfach auf: David gegen Goliath – der kleine Klimaaktivist gegen den Energieriesen RWE. Am Ende hat Goliath sich durchgesetzt, Lützerath ist geräumt und abgerissen. Und jetzt will er auch noch Geld von David.
Lützerath-Aktivisten besetzten Braunkohlebagger
RWE hat zivilrechtliche Schritte gegen Demonstranten angekündigt und verlangt Schadenersatz. Aktivistinnen und Aktivisten hatten das Braunkohledorf Lützerath am Tagebau Garzweiler II monatelang besetzt, um es vor dem Abriss zu bewahren. Mitte Januar begann die Räumung durch die Polizei. Währenddessen und danach hatten Demonstranten aus Protest unter anderem Schienen der Betriebsbahn lahmgelegt und einen Braunkohlebagger im Tagebau Inden besetzt.
„Natürlich müssen alle Störer mit einer Schadenersatzforderung rechnen“, so Konzernsprecher Guido Steffen gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung. Nach Angaben des Energieunternehmens war es zu erheblichen Sachbeschädigungen gekommen, unter anderem an Fahrzeugen und Anlagen des Konzerns. Außerdem seien mehrere Brunnen und Schaltanlagen zerstört worden. Und schon im Vorfeld hatte es Brände nahe Lützerath am Tagebau gegeben – die Ursache ist bis heute allerdings ungeklärt.
RWE will Schadenersatz von Demonstranten
Wie hoch die Forderung ausfallen soll, sei noch nicht zu beziffern. Eine endgültige Schadensbilanz liege noch nicht vor.
Jetzt kontern die Aktivisten – und fordern ihrerseits Schadenersatz von RWE. „Die Initiative Lützerath lebt fordert RWE auf, endlich für die Schäden aufzukommen, welche der Konzern über Jahrzehnte der Klimazerstörung verursacht hat“, heißt es in einer Mitteilung.
„Mit Asbest verseuchter Schutt“: Lützerath-Aktivisten wollen auch Schadenersatz
Es sei an „Absurdität kaum zu überbieten, dass der RWE-Konzern, der Dörfer, Biodiversität und unsere globalen Lebensgrundlagen zerstört“, nun Schadensersatz von Aktivisten fordere, „die selbiges zu erhalten versuchen“, so Milena Steinegger, Sprecherin der Initiative. Die Aktivisten erwähnen dabei den peruanischen Landwirt Saul Luciano Lliuya ins Feld, der international bekannt wurde, weil er RWE 2015 verklagt hatte: Der Konzern sei mitschuldig an den negativen Folgen des Klimawandels in seiner Heimat.
Außerdem sei „bezüglich Schadenersatz“ zu prüfen, ob während der Räumung der „teilweise mit Asbest verseuchte Schutt fachgerecht entsorgt wurde“. So sei unklar, ob bei der Räumung und beim Abriss „der giftige Staub langfristige gesundheitliche Schäden“ bei den Besetzern und den Arbeitern verursacht habe.
Bei manchen Bewohnern in den Dörfern um Lützerath kippt derweil die Stimmung: Aktivisten hätten etwa in Keyenberg, wo es ein Protestcamp gab, Müll hinterlassen. (pen)