Koks-Konsum steigt

Kokain im Abwasser: Deutschlands Hochburg ist in NRW zu finden

Untersuchungen des Abwassers zeigen, wo in Europa am meisten Kokain konsumiert wird. Deutschlands Spitzenreiter ist eine Stadt in NRW.

Hamm - Schon während der Hochphase der Corona-Pandemie haben sich Forscher durch die Untersuchung von Abwasser ein Bild davon machen können, wie das Infektionsgeschehen in bestimmten Orten einzuschätzen war. Tatsächlich kommen Abwasserproben aber noch in ganz anderen Bereichen vor. Seit über zehn Jahren wird unter anderem auch auf diese Weise in Europa überprüft, in welcher Stadt in welchem Maße welche Drogen konsumiert werden. Neue Ergebnisse zeigen jetzt: Die Kokain-Hochburg in Deutschland lässt sich in NRW finden.

Abwasser-Studie zeigt: In dieser Stadt in NRW wird deutschlandweit am meisten Kokain genommen

Der zweifelhafte Preis geht nämlich an Dortmund. In keiner anderen Stadt in Deutschland wurde 2021 so viel Koks in den Abwasserproben nachgewiesen wie in der Stadt in NRW. Laut der Studie der European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA) kommen in Dortmund auf 1000 Personen 477 Milligramm des weißen Pulvers.

Aber nicht nur in der Stadt im Ruhrgebiet wird in Deutschland Koks zu sich genommen. Die weiteren „Spitzenplätze“ gehen an folgende Orte:

  • Hamburg (459 mg)
  • Frankfurt (428 mg)
  • Berlin (343 mg)
  • Hannover (303 mg)
  • München (236 mg)
  • Magdeburg (222 mg)
  • Stuttgart (217 mg)

Laut der Studie zeigt sich wohl deutlich, dass der Konsum von Kokain in den vergangenen Jahren angestiegen ist. So hätte sich in den Jahren 2011 bis 2015 ein relativ stabiles Bild des Koks-Konsums in den unterschiedlichen Städten gezeigt. Bereits 2016 konnten erste leichte Veränderungen festgestellt werden. Dann 2021 das krasse Ergebnis: In 32 Städten wurde mehr Kokain im Abwasser nachgewiesen als im Vorjahr.

Koks-Konsum in Deutschland steigt an: Analyse von Abwasser zeigt Trend

Alleine in Dortmund ist der Sprung von 2020 auf 2021 mehr als deutlich zu erkennen. Tatsächlich ist der Wert mit 477 Milligramm pro 1000 Personen in der Studie der höchste, der für Dortmund je gemessen worden war. Im Vergleich: Im Vorjahr waren es noch rund 305 Milligramm der Droge, die auf 1000 Personen kamen.

Schaut man über die Grenzen von Deutschland hinaus, befindet sich Dortmund aber „nur“ noch auf Platz 18 der Koks-Spitzenreiter. Mit großem Abstand auf Platz 1 hat es Antwerpen in Belgien geschafft, mit 1582 Milligramm.

Bei der Untersuchung handelt es sich um das größte europäische Projekt im Bereich der Abwasseranalyse. Es ist eine Zusammenarbeit der SCORE-Gruppe und der EMCDDA. Durch die Entnahme einer Abwasserprobe können Wissenschaftler die Menge der in einer Gemeinschaft konsumierten Drogen schätzen. Dafür werden die Konzentrationen an illegalen Drogen und ihrer über den Urin ausgeschiedenen Metaboliten gemessen.

Europas Drogenmarkt wird auf 30 Milliarden Euro geschätzt

Kokain kommt weiter in großen Mengen in den europäischen Handel. Foto: Christian Charisius/dpa
Kokain kommt weiter in großen Mengen in den europäischen Handel. Foto: Christian Charisius/dpa © Christian Charisius
Ein schwer bewaffneter und vermummter Polizist bewacht während einer Pressekonferenz im bayerischen Landeskriminalamt etwa 640 Kilo Kokain, Waffen und Bargeld. Foto: Peter Kneffel/dpa
Ein schwer bewaffneter und vermummter Polizist bewacht während einer Pressekonferenz im bayerischen Landeskriminalamt etwa 640 Kilo Kokain, Waffen und Bargeld. Foto: Peter Kneffel/dpa © Peter Kneffel
Mitarbeiter der italienischen Finanzpolizei, Carabinieri und von Europol bewachen Pakete mit Kokain: Fast 1200 Kilo mit einem Marktwert von mehr als 250 Millionen Euro wurden entdeckt. Foto: -/Guardia di Finanza/dpa
Mitarbeiter der italienischen Finanzpolizei, Carabinieri und von Europol bewachen Pakete mit Kokain: Fast 1200 Kilo mit einem Marktwert von mehr als 250 Millionen Euro wurden entdeckt. Foto: -/Guardia di Finanza/dpa © -
Pro Jahr werden in der EU mindestens 20.000 illegale Cannabis-Plantagen ausgehoben. Foto: Polizeidirektion Dresden/dpa
Pro Jahr werden in der EU mindestens 20.000 illegale Cannabis-Plantagen ausgehoben. Foto: Polizeidirektion Dresden/dpa © Polizeidirektion Dresden
Cannabis-Konsumentinnen: Der CDU-Innenpolitiker Marian Wendt kann sich eine kontrollierte Freigabe von Cannabis vorstellen. Foto: Paul Zinken/dpa
Cannabis-Konsumentinnen: Der CDU-Innenpolitiker Marian Wendt kann sich eine kontrollierte Freigabe von Cannabis vorstellen. Foto: Paul Zinken/dpa © Paul Zinken
Weg damit: Pakete mit Kokain werden in einer Hamburger Müllverbrennungsanlage vernichtet. Foto: -/Hauptzollamt Hamburg/dpa
Weg damit: Pakete mit Kokain werden in einer Hamburger Müllverbrennungsanlage vernichtet. Foto: -/Hauptzollamt Hamburg/dpa © -
Ein Schleppschiff und ein Schiff der Guardia Civil sind an der spanischen Küste im Einsatz, nachdem ein Drogen-U-Boot abgefangen wurde. Foto: Marta Vázquez Rodríguez/Europa Press/dpa
Ein Schleppschiff und ein Schiff der Guardia Civil sind an der spanischen Küste im Einsatz, nachdem ein Drogen-U-Boot abgefangen wurde. Foto: Marta Vázquez Rodríguez/Europa Press/dpa © Marta Vázquez Rodríguez
100 Kilogramm Kokain liegen beim LKA Baden-Württemberg auf einem Tisch. Das Rauschgift wurde von Stuttgarter Drogenfahndern im Hamburger Hafen sichergestellt. Foto: -/LKA Baden-Württemberg/dpa
100 Kilogramm Kokain liegen beim LKA Baden-Württemberg auf einem Tisch. Das Rauschgift wurde von Stuttgarter Drogenfahndern im Hamburger Hafen sichergestellt. Foto: -/LKA Baden-Württemberg/dpa © -

Die Studie zeigte, dass in fast jeder der 75 teilnehmenden Städten auch 2021 Drogen nachgewiesen werden konnten. Allerdings gibt es teils große Unterschiede zwischen den verschiedenen Orten. Ebenfalls spannend: Offenbar nehmen die Menschen zum Großteil am Wochenende mehr Kokain zu sich als innerhalb der Woche, wodurch eine Verbindung mit dem Freizeitverhalten der Bürger gezogen werden kann. Auch konnte in Großstädten mehr Kokain im Abwasser nachgewiesen werden als an kleineren Orten.

Die Analyse von Abwasser ist ein verlässliches Werkzeug, um Entwicklungen beim Drogenkonsum in der Bevölkerung zu erfassen. Aber der Blick muss unter anderem auch auf Verbreitungswege gerichtet sein. Denn Dealer finden immer wieder neue Wege, um unbemerkt Drogen zu schmuggeln. In Attendorn erreichte eine Kokain-Lieferung Ende 2022 allerdings aus Versehen den falschen Adressaten. Es müssen aber nicht immer Drogen sein, mit denen man sich schaden kann. Ebenfalls sollte man aufpassen, welche Vitamin-Tabletten man im Winter zu sich nimmt. Denn einige sind sinnvoller als andere. (Daniel Schinzig)

Rubriklistenbild: © Christian Charisius / dpa

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