Wegen Finanzierung

NRW: Verkehrsverbund könnte 49-Euro-Ticket blockieren

Das 49-Euro-Ticket könnte regional doch noch scheitern. Der größte NRW-Verkehrsverbund droht bei zu wenig Geld mit einem Boykott. Ein NRW-Abo hält er für möglich.

Köln – Nach der Einigung der Verkehrsministerkonferenz schien das 49-Euro-Ticket beschlossene Sache. Doch der wohl wichtigste Punkt des möglichen Nachfolgers für das 9-Euro-Ticket ist immer noch unklar: die Finanzierung. Seit Wochen streiten sich Bund und Länder über genau diese Frage. Das sorgt auch bei den Verkehrsbünden, die das Abo letztlich einführen müssen, für zunehmende Bedenken. Je nach Ausgangslage droht jetzt der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) das 49-Euro-Ticket nicht umzusetzen.

Kein 49-Euro-Ticket in NRW? VRR droht mit Boykott bei zu wenig Geld – VRS stimmt zu

Zwei NRW-Verkehrsbünde sehen eine Einführung des 49-Euro-Ticket kritisch, wenn nicht mehr Geld beigesteuert wird.

Obwohl sowohl Politik als auch Verkehrsverbünde ein bundesweites ÖPNV-Ticket allesamt gut finden, ist das 49-Euro-Ticket alles andere als sicher. Denn die Bundesländer wollen vom Bund mehr Geld, um die Mitfinanzierung des ÖPNV-Abos überhaupt stemmen zu können. Dieser Forderung schließt sich auch der VRR deutlich an und droht im Zweifelsfall das 49-Euro-Ticket zu blockieren. „Sofern es nicht eine ausreichende Finanzierung gibt, kann ich meinen Gremien eigentlich nicht vorschlagen, ein solches Konzept abzusegnen“, sagt VRR-Vorstand Jose Luis Castrillo der Rheinischen Post.

Der benachbarte Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) schließt sich der VRR-Einschätzung an. „Ohne entsprechende Zuschüsse wäre ein solches Ticket für uns nicht denkbar“, sagt ein Sprecher der RP. Zusammen decken die beiden Verkehrsverbünde den Großteil der Bevölkerung von Nordrhein-Westfalen ab. Ohne ihre Zustimmung könnte das 49-Euro-Ticket in NRW wohl nicht eingeführt werden.

Allein dem VRR fehlen laut eigenen Angaben rund 520 Millionen Euro, berichtet wa.de. Einerseits um die Defizite durch den 9-Euro-Ticket-Nachfolger und andererseits die Folgen der Corona-Pandemie auszugleichen. Der VRR ist nach Fahrgastzahlen nicht nur der größte Verkehrsverbund in NRW und Deutschland, sondern nach eigenen Angaben einer der größten in ganz Europa.

49-Euro-Ticket: VRR offen für günstigeres NRW-Abo

Gegenüber der RP erklärte der VRR auch, dass zusätzlich zum bundesweiten 49-Euro-Ticket, auch ein regionales NRW-Abo kommen könnte. „Ein solcher Gedanke würde naheliegen, auch weil wir ja ein so großes Bundesland sind“, sagt Castrillo. Zuvor hatte auch NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer mehrfach erklärt, dass für ihn ein „NRW-Ticket“ zum Preis von 29 Euro im Monat weiterhin denkbar sei. Die Grünen hatten solche günstigeren Regional-Tickets im Sommer 2022 ergänzend zum bundesweiten ÖPNV-Abo gefordert.

Derzeit läuft bereits in NRW eine Abo-Aktion nach dem 9-Euro-Ticket, die die einheitlichen Tarifsysteme teilweise beibehält. Wer ein ÖPNV-Abo hat, kann bis Ende 2022 in ganz NRW kostenfrei den Regional- und Nahverkehr nutzen – allerdings nicht an allen Tagen.

49-Euro-Ticket: Ab wann kommt es? Wo gilt es? Der aktuelle Stand im Überblick

► Wie geht es jetzt weiter? Bund und Länder haben sich auf das 49-Euro-Ticket geeinigt. Als Teil des dritten Entlastungspakets muss das neue bundesweite ÖPNV-Ticket zudem durch den Bundestag offiziell beschlossen und vom Bundesrat bestätigt werden.

Welche Probleme gibt es noch? Wegen der Finanzierung ist das 49-Euro-Ticket noch nicht in trockenen Tüchern. Die Bundesländer sagten beim Verkehrsministertreffen am 13. Oktober zwar, sie seien bereit, das Geld auszugeben. Aber sie bräuchten dafür mehr Geld vom Staat für Busse und Bahnen. Schließlich bringe das Ticket nichts, wenn es nicht genügend Fahrzeuge gebe. Die Finanzierung soll nun auf der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) vom 19. bis 21. Oktober 2022 geklärt werden.

► Ab wann soll das 49-Euro-Ticket kommen? Ziel ist der 1. Januar 2023.

Wo und wie soll das 49-Euro-Ticket gelten? Die Erhaltung des bundesweit einheitliche Tarifsystems ist eines der Hauptanliegen des 49-Euro-Tickets. Genau wie das 9-Euro-Ticket soll das neue Abo also im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in ganz Deutschland gelten. Somit wird man mit dem Ticket alle lokalen sowie regionalen Busse und Bahnen (Straßenbahn/U-Bahn, S-Bahn, Regionalzüge) in der gesamten Bundesrepublik nutzen können. Das gilt somit auch für den Regionalverkehr der Deutschen Bahn.

► Wer finanziert das neue bundesweite Ticket? Bund und Länder, jedoch ist die genaue Höhe und Verteilung der Kosten noch offen. Die Bundesländer haben weitere Unterstützung für Erhalt und Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel gefordert. Bundesverkehrsminister Wissing sagte, man sei noch nicht nah genug beinander, um dies ohne Finanzminister und die Ministerpräsidenten zu klären.

Stand: 19. Oktober 2022

(os)

Rubriklistenbild: © aal.photo/Imago

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