Meeressäuger in Flüssen
Robbe im Rhein bei Duisburg: Kann das Tier im Süßwasser überleben?
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Eine Robbe im Rhein hat in Duisburg für Aufsehen gesorgt. Aber kann die Robbe dort überleben? Welche Gefahren gibt es? Ein Experte gibt Antworten.
Duisburg – Auch zwei Tage nach der erstmaligen Sichtung ist die Robbe im Rhein bei Duisburg nicht nochmal aufgetaucht. Wie kommt das Tier überhaupt in den Rhein? Und kann es da überleben? Ein Meeresbiologe vom Naturschutzbund Nabu gibt Antworten.
Bezeichnung | Robbe |
---|---|
Gattung | Meeressäugetiere |
Ordnung | Raubtiere |
Lebensraum | Ostsee und Wattenmeer |
Robbe im Rhein: ein seltenes, aber nicht ungewöhnliches Phänomen
Am 9. Januar hatte ein Spaziergänger die Robbe zur Mittagszeit im Rhein bei Voerde-Götterswickerhamm entdeckt, als diese aus dem Wasser schaute. Kurzerhand dokumentierte er das Ereignis mit einem Foto. Dass sich Robben in Binnengewässer, wie etwa den Rhein oder auch die Elbe verirren, sei laut dem Meeresbiologen Kim Detleff zunächst kein ungewöhnliches Phänomen. „Robbensichtungen sind zwar selten, kommen aber im Frühjahr häufiger vor“, so Detleff. Es sei auch bereits öfter vorgekommen, dass sich Robben in den Hamburger Hafen verirrt hätten, so der Meeresbiologe.
So kommt die Robbe in Binnengewässer
In Deutschland kommen Robben vor allem in der Ostsee und im Wattenmeer vor. „Außerdem leben sie auch in Mündungsgebieten von Flüssen“, erklärt Meeresbiologe Detleff. Für ihn gebe es gleich mehrere Erklärungsansätze, weshalb sich die in NRW gesichtete Robbe in den Rhein verirrt haben könnte. Die wahrscheinlichste Erklärung sei, dass die Robbe Fischschwärmen hinterhergejagt sei und so in den Fluss geriet, so Detleff. Die Jagd nach ihrer Beute könne die lange Reise im Rhein erklären.
Sollte die Robbe ein junges Männchen sein, gebe es laut Meeresbiologe noch eine weitere Erklärungsmöglichkeit für den Ausflug des Meeressäugers. Die jungen männlichen Robben würden sich oftmals als sehr umtriebig erweisen, wenn sie ihr Revier erkunden. Infolgedessen könne es laut Detleff auch vorkommen, dass die Jungtiere in Binnengewässer, wie den Rhein gelangen. Auch die Suche nach Robben-Weibchen könne laut Meeresbiologe dazu führen, dass sich Robben-Männchen verirren.
Fernab des Lebensraums – So gefährlich ist der Rhein für Robben
Aber: Robben leben im Meer. Können sie einem Fluss überleben? „Grundsätzlich ist der Rhein mit seinem Süßwasser für die Robbe keine direkte Bedrohung“, erklärt Meeresbiologe Detleff. Die Robben seien in ihrer Lebensweise anpassungsfähig und kämen auch in Süßwasser zurecht. Auch hier gebe es Fische, die für die Robben als Beute in Betracht kämen. Dennoch sei der Rhein für die Robbe auf Dauer nicht der optimale Lebensraum, da dort auch Gefahren lauern würden.
„Die Lebensgefahr geht vom Menschen aus“, stellt der Meeresbiologe klar. Solange die Tiere gesund seien und sich in ruhigen Abschnitten des Flusses aufhalten, sei die Gefahr noch gering. Das ändere sich jedoch schlagartig, wenn die Robbe in Regionen mit Schiffsverkehr und viel Lärm gerate. Er rechne aber damit, dass die Robbe binnen weniger Tage wieder die Reise Richtung Ostsee antrete.
Meeresbiologe: Robbe im Rhein sollte unbedingt in Ruhe gelassen werden
Auch die unmittelbare Nähe zu Menschen könne ein zusätzlicher Stressfaktor und damit eine Lebensgefahr für die Robbe sein, so Detleff. Der Meeresbiologe warnt davor, sich dem Tier zu nähern, um Fotos zu machen oder sich die Robbe genauer anzusehen. In der Vergangenheit habe es leider immer wieder Fälle gegeben, in denen die Menschen Robben so sehr gestört haben, sodass diese sogar gestorben wären, begründete der Meeresbiologe seine Warnung. „Die Menschen sollten die Robbe in Ruhe lassen“, mahnte Detleff. (jr)