Handball
Tabellenführer HSV hat Großes im Blick
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Zweitliga-Topspiel am Samstag in der Klingenhalle: Gräfrath empfängt gegen Berlin.
Von Lutz Clauberg
Der letzte Auftritt des HSV Solingen-Gräfrath war aus diversen Gründen bemerkenswert. Der Tabellenführer und der direkte Verfolger Frisch Auf Göppingen lieferten sich einen bemerkenswerten Kampf mit einer finalen Punkteteilung – das 26:26 konnte den HSV allerdings nicht wirklich glücklich stimmen.
Schließlich sah Kerstin Reckenthälers Truppe fünf Minuten vor dem Schlusspfiff mit einer 26:22-Führung im Rücken wie der sichere Sieger aus.
Es war das zweite Unentschieden zwischen dem HSV und Göppingen: Am 19. November trennte man sich 31:31, nachdem die Gäste schon mit 20:14 vorne gelegen hatten. Vanessa Brandt setzte in der letzten Aktion des Spiels einen gewaltigen Freiwurf in den Winkel.
Am Samstag um 18.15 Uhr in der Klingenhalle wartet mit den Füchsen aus Berlin der Club auf den HSV, gegen den er am 7. September 2019 seinen Zweitliga-Einstand feierte. Der HSV hielt prima mit, verlor aber 27:30 und wäre am Ende der Premieren-Saison mit ziemlicher Sicherheit abgestiegen, wenn es Corona nicht gegeben hätte. Längst geht es in den Duellen gegen die Spreefüxxe nicht mehr um „David gegen Goliath“. Beide agieren auf Augenhöhe.
Es ist keine normale Trainingswoche. Da ist die Möglichkeit, etwas ganz Großes zu machen.
Kerstin Reckenthäler hat eine besondere Atmosphäre ausgemacht. „Es ist keine normale Trainingswoche“, sagt die 40-Jährige. „Langsam kommt in den Köpfen an, dass die Möglichkeit da ist, etwas ganz Großes zu machen.“
Dennoch weist sie bei aller Wichtigkeit darauf hin, dass noch ein knappes Viertel der Saison zu spielen ist: „Das darf man nicht vergessen. Es kann noch sehr viel passieren, wenngleich die Wahrscheinlichkeit, dass der Aufstieg unter dem HSV, Göppingen und Berlin ausgemacht wird, bei bestimmt 90 Prozent liegt.“
Im vergangenen Jahr waren die Solingerinnen lange in den Aufstiegskampf eingebunden, brachen aber nach dem 32:34 gegen Göppingen am 26. März ein. Aus Platz zwei und 37:7-Zählern wurde Rang vier (43:17), die letzten fünf Saisonspiele gingen allesamt verloren. „Wir haben dazugelernt“, schaut Reckenthäler optimistisch in die Zukunft.
Für das Berlin-Spiel gelte: „Die Tagesform wird entscheiden. Ich rechne mit einem sehr harten und robusten Spiel.“ Die Spreefüxxe stellen wie in der vergangenen Spielzeit wieder die beste Hintermannschaft und haben 2023 erst zwei Spiele verloren. Dem stehen zehn Siege entgegen, alleine fünf in Folge. Diese Bilanz reicht zu Platz drei mit 34 Zählern, der HSV (36) und Göppingen (35) liegen in Schlagdistanz.
Das erste Duell war aus HSV-Sicht beeindruckend. Reckenthäler war vorab sogar um eine Verlegung bemüht, in der Sporthalle Charlottenburg lief es vor 350 Zuschauern trotz des ein oder anderen Handicaps wie am Schnürchen beim 30:26-Erfolg. „Damit hatte Berlin nicht gerechnet.“
Ein Quartett sorgte mit 27 Treffern für die Entscheidung: Vanessa Brandt (8, 1), Jule Polsz, Lara Karathanassis (beide 7) und Pia Adams (5). Carina Senel schied mit einer Wadenverletzung verletzt aus, Vanessa Brandt und Lina Seiffarth übernahmen in Abwesenheit von Nele Weyh ihren Part am Kreis.
Natascha Krückemeierist gesetzt
Verlass in Berlin war auf die Torhüterinnen. Natascha „Taschi“ Krückemeier hielt top, Katja Grewe parierte zwei Strafwürfe. „Am Samstag ist Taschi gesetzt. Sena Gün ist noch nicht wieder ganz fit, Katja Grewe hat eine schmerzhafte Fußverletzung. Eine Diagnose gibt es noch nicht.“
Ansonsten tritt der HSV nach der knapp zweiwöchigen Spielpause mit voller Kapelle an und hat einen besonderen Nimbus zu verteidigen: In der Klingenhalle ging 2022/23 noch kein einziges Spiel verloren. Von elf Begegnungen wurden neun gewonnen, hinzu kamen die beiden Unentschieden gegen Göppingen (31:31) und Regensburg (27:27). Allerdings war nicht jeder Heimsieg überzeugend.
Auf wen ist bei Berlin besonders zu achten?
Berlin kommt mit einer ausgewiesenen Torjägerin. Engelina Alida Corona Molenaar, im linken Rückraum zuhause, erzielte 106 Tore aus dem Feld, dazu 29 Strafwürfe. Zweitbeste Werferin ist die ehemalige Beyeröhderin Michelle Stefes (80,23). Auf Gräfrather Seite liegt Vanessa Brandt trotz einer bis dato eher durchschnittlichen Saison auf Rang eins (112,24), gefolgt von Pia Adams (98,16).
2. Bundesliga
Restprogramm: Der HSV hat kein wirklich leichtes Restprogramm. Die Spreefüxxe sind ein echtes Brett, das es zu bohren gilt – genauso wie die SG H2Ku Herrenberg, die auf einem Abstiegsplatz steht und ihren Rückzug unabhängig von der Platzierung längst bekanntgegeben hat. Reckenthäler: „Dort haben wir noch nie etwas geholt.“ In der 29. Runde geht es nach Rosengarten-Buchholz. Reckenthäler: „Die haben wieder einige Leistungsträgerinnen an Bord.“ Gegen Werder Bremen am 13. Mai – dort wird zur neuen Saison Timm Dietrich den Cheftrainer-Job von Robert Nijdam übernehmen – dürfen zwei Zähler auch nicht fest eingeplant werden. Die Grün-Weißen gewannen das erste Spiel 31:27.
Direktes Duell: Die Füchse Berlin und Göppingen treffen am 29. April aufeinander, am 13. Mai spielt Göppingen beim besten Heim-Team der Liga, dem HC Rödertal.