Fechten
Pechvogel Nagel ist auf einem guten Weg
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Das Fechtzentrum lädt am Wochenende zur Solinger Klinge.
Von Jürgen König
Zu Saisonbeginn vermeldete das Fechtzentrum einen namhaften Zugang: Keanu Nagel kam als weiterer Hoffnungsträger aus dem Bundeskader Nachwuchs in das Degen-Team der U20-Junioren. Bereits zum zweiten Mal war das Talent in den Kader berufen worden, mit 17 Jahren durfte Nagel bereits auf drei Deutsche Meisterschaften blicken. Und auch unter seinem neuen Coach Falk Spautz, ehemals Vize-Weltmeister, wurden die Saisonziele ehrgeizig gesteckt: Die Teilnahmen an der Europameisterschaft und Weltmeisterschaft im Frühjahr 2023 sollten es sein. Aber es kam gänzlich anders.
Dabei fing alles ordentlich an. Ob in Arnsberg (3.), Offenbach (10.) oder Heidenheim (22.) – Nagel punktete zuverlässig für die Rangliste des Deutsche Fechterbundes und bekam dafür schon rasch seinen Lohn mit der Nominierung für die ersten Weltcups in Riga und Heraklion. Als Achter der U20-Rangliste sowie dem fast zeitgleichen Sprung von Null auf Platz 52 bei den Senioren – die Qualifikanten für die Olympischen Spiele 2024 umfassend – sah alles vielversprechend aus. Weiteren Rückenwind gab es durch die medizinischen Untersuchungen im ersten Kadertraining in Tauberbischofsheim. Keanu Nagel: „Das Turniertief der vorausgegangenen Saison war abgearbeitet.“ Die intensive Verfeinerung der Fechttechniken erfreute ebenso wie die neuer Taktiken. Die sehr gute Verfassung war auch auf das hohe Trainingsniveau mit Jakob Stange und Kassian Meier zurückzuführen, die anderen U20-Asse des Fechtzentrums. Die Einheiten mit dem ebenfalls unter den deutschen Top-Ten fechtenden Duo resümierte Nagel als starkes Motivationspotenzial – wie auch die wertvollen Impulse seines neuen Trainers.
Dann folgt der Weltcup in Riga. Es beginnt suboptimal, technische Defekte am Turnierdegen bringen Nagel aus dem Konzept. Zwei Siegen in der Vorrunde stehen vier Niederlagen gegenüber. 260 Degenfechter, unter anderem aus den USA, Israel, Norwegen, Italien und Hongkong, stehen für hohe Qualität. Es ist der Auftakt zur Nominierung für EM und WM. Das erste K.o.-Duell geht klar an den Neu-Solinger, ehe es in der 128er-Runde passiert. Bei einer 9:8-Führung stürzt Nagel unglücklich in einer zu den Standards zählenden Rückwärtsbewegung und bleibt schreiend vor Schmerzen auf der Planche liegen. Schon rasch danach steht fest: Eine aufwendige Knieoperation ist unausweichlich, um die erlittenen Rupturen und Absplitterungen am Knie zu fixieren.
Zum Start in die neue Saison möchte ich zurück sein.
Dass Keanu Nagel inzwischen schon wieder mit leichten Trainingseinheiten in Solingen angefangen hat – im Sitzen, um den Heilungsprozess nicht zu gefährden –, verdeutlicht die gute medizinische Betreuung. Die war sowohl in Riga vor Ort sehr professionell wie auch beim Vereinsarzt des VfB Stuttgart, der eine Sehne aus dem Oberschenkel entnahm, um das am Knie gerissene Band zu ersetzen. Und den jungen Sportler mit seiner nun elf Mal so rissfesten Sehne sogleich bei einem Symposium vorstellte. Das Risiko einer herausspringenden Kniescheibe sei deutlich minimiert worden. „Die nachhaltige Heilung steht für mich im Vordergrund, zum Start in die neue Saison im Oktober möchte ich zurück sein“, nennt der 19-Jährige seinen persönlichen Fahrplan.
Am Wochenende wird er beim Heimturnier Solinger Klinge (nur Zuschauer sein. Was auch für den derzeit besten U20er des Fechtzentrums gilt: Jakob Stange hatte unlängst das Ticket zur EM in Tallinn (Estland) und WM in Plovdiv (Bulgarien) gelöst, ab Freitag wird der ehemalige Deutsche B-Jugend-Meister deswegen an einer Lehrgangsmaßnahme des Deutschen Fechterbundes in Leipzig teilnehmen.
Solinger Klinge
Am Samstag und Sonntag geht es jeweils ab 9 Uhr in den Leistungssporthallen der FALS/NRW-Sportschule um den Pokal der Stadt-Sparkasse Solingen. Fechterinnen und Fechter der U11, U13, U15 und U20 kämpfen um Punkte für die Rangliste des Rheinischen Fechter-Bundes. Besucher sind bei freiem Eintritt willkommen.