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Paladins legen fulminanten Endspurt hin
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Football-Zweitligist macht aus einem 6:13-Rückstand noch einen 25:13-Sieg über Essen.
Von Jürgen König
Sicher fängt Noah Gehring zur Mitte des dritten Viertels einen Pass von Jeremy Konzack, bringt noch ein paar Yards hinter sich und gelangt in die Endzone der Essen Cardinals. Die Fans der Paladins feiern den vermeintlichen Touchdown, um dann von den mit etlichen diskussionswürdigen Entscheidungen aufwarten Schiedsrichtern in Geduld geübt zu werden. Nach längerer Beratung heißt es lautstark übers Mikrofon Touchdown, ehe die Entscheidung dann doch wieder revidiert wird – Rätselraten, Unverständnis, Frust. Nur ein Field Goal zum 9:13 statt des möglichen Ausgleichs verewigt sich auf der Anzeigentafel des Walder Stadions. Ist das der Knackpunkt im West-Derby der German Football League 2? Ja, aber auf eine Art, wie sie es wohl keiner unter den 700 Zuschauern mehr für möglich befunden hat. Die Solinger dominieren die Restspielzeit und dürfen bei Traumwetter am Samstagabend noch den 25:13 (0:0, 6:7, 3:6, 16:0)-Sieg feiern. Und damit zwei wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt.
„Ich bin total stolz auf das Team.“
Nicht nur für Michael Tiedge war es ein Befreiungsschlag. „Ich bin total stolz auf das Team“, hob ein begeisterter Chefcoach die Mannschaftsleistung hervor. Der bis zu dieser Aussage allerdings wie alle in der sonnenüberfluteten Jahnkampfbahn durch ein Wechselbad der Gefühle gehen musste.
Von Beginn an waren die Hausherren auf die taktische Vielfalt um den Essener Quarterback gut eingestellt – es ist ein Markenzeichen von Coach Bernd Janzen, der 2020 zu den Paladins stieß, aber aufgrund der Pandemie eine verlorene Saison erlebte. Dass sein Team kurz nach dem ersten Viertel mit 7:0 in Führung ging, löste keine Solinger Ängste aus. Die Erfordernis war indes da, mehr Durchschlagskraft im Angriff zu generieren. „Hoffen wir, dass die Offense ins Rollen kommt“, sagte Stadionsprecher und Vorsitzender Ingo Hübner. Aber die Quote an persönlichen Fouls blieb zu hoch, als dass man Zählbares erringen konnte. Herrlich der Pass von Konzack auf Thilo Lindenberg, doch diese Aktion neutralisierten die Referees ebenso wie den klasse Lauf von Moses Harris. Pure Erleichterung war dann angesagt, als der amerikanische Top-Runningback in Paladins-Diensten alle Verfolger abschüttelte und für den ersten Touchdown des Gastgebers sorgte.
Justus Fürup, der Yannic Schorn beim Kicken vertrat, hatte mit seiner Chance auf den Zusatzpunkt kein Glück, aber er war es, der mit eben jenem Field Goal verkürzen konnte und das Startsignal für ein sagenhaftes Schlussviertel gab. „Vorher war etliches nicht gut, aber dann hat alles viel besser ineinander gegriffen“, sagte Pressesprecher Jens Merten, der auch zum Coaching-Team gehört und lange Zeit „Stückwerk“ erkannt hatte.
Das war jetzt anders, die Stimmung bei den Zuschauern mit Ausnahme der Essener Fans wurde minütlich besser. Cole Williams sorgte nach einem weiten Pass des auftrumpfenden Konzack für das 15:13 und damit die erste Führung der Gastgeber. Beim Nachlegen setzten die Paladins auf einen Spielzug und erhöhten auf 17:13 – der Quarterback selbst zeichnete dafür verantwortlich. Sehenswert war auch der nächste Touchdown durch Harris, dem ein klasse Zusammenspiel von Konzack und Gehring vorausgegangen war. Williams krönte mit dem 25:13 einen bemerkenswerten und wichtigen Solinger Endspurt.
Rund um die Paladins
Programm: Zwei spielfreie Wochenenden folgen, ehe es am 23. Juli (16 Uhr) zum Derby nach Langenfeld geht. Das Hinspiel hatten die in der Nord-Staffel führenden Longhorns mit 38:6 für sich entschieden.
Rückkehr: „Urgestein“ Giuliano Schürrer verstärkte nach konstruktiven Gesprächen erstmals das Coaching der Defensive. „Ein weiterer Baustein, unsere Jungs besser zu machen“, sagt Clubchef Ingo Hübner.
Kommentar von Jürgen König: Stadion ist feste Größe
Die Planung der zukünftigen Sportstätten-Struktur hat viele Facetten – mit einer zeitgemäßen Heimat für Bundesliga-Handball als Priorität. Kein Weg führt ebenso daran vorbei, dass das Walder Stadion Ertüchtigungen (Rasen, Gegentribüne) erfahren muss.
Innerhalb von zwei Wochen fanden dort zwei Open Airs, Großfeldhandball und jetzt Zweitliga-Football in herrlichstem Ambiente statt. Alternativen? Kaum. Schlussfolgerung? Die Jahnkampfbahn muss über den Sport hinaus auf Dauer eine feste Größe für Solingen bleiben.