10. Solinger Zukunftsdiskurs
Olympische Spiele in Deutschland als größte Chance für den Sport
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Beim Solinger Zukunftsdiskurs der Friedrich-Ebert-Stiftung steht die gesellschaftspolitische Dimension des Sports im Fokus.
Von Thomas Rademacher
Solingen. Steht der Sport gesellschaftlich am Scheideweg? Über diese Frage und mehr diskutierte bei der zehnten Auflage des Solinger Zukunftsdiskurses der Friedrich-Ebert-Stiftung ein illustrer Kreis: Jörg Föste (Geschäftsführer von Handball-Bundesligist Bergischer HC), Jana Wosnitza (Moderatorin bei Sport1), Heide Ecker-Rosendahl (Olympia-Siegerin 1972) und Tülay Durdu (sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag NRW). Die Bestandsaufnahme fällt überwiegend ernüchternd aus, die Lösung ist groß gedacht.
Keine Frage, leicht war es nicht, dem Gespräch mit den vier unterschiedlichen Gästen einen roten Faden zu verpassen. Corinna Schlechtriem versuchte es, doch die Moderatorin musste aufgrund des recht offenen Themas „Die Zukunft des Sports in Politik und Gesellschaft“ sehr viele Aspekte beackern. So ging es auf der einen Seite um die mediale Vormachtstellung des Fußballs im Profibereich, gleichzeitig aber auch um die Frage, wie der Breitensport gefördert werden könne.
Kritisch zeigte sich die Runde dem Fußball gegenüber. Leichtathletin Ecker-Rosendahl beobachtete, dass die Sportart sich in eine Richtung bewege, dass sie bald „nicht mehr die Nummer Eins ist“. Sie verwies dabei zum Beispiel auf das „unfaire“ Verhalten der Argentinier nach dem Gewinn der WM. Wosnitza bestätigte, dass der Fußball an einem Punkt sei, die Bindung zur Basis zu verlieren. „Die Menschen suchen sich andere Sportarten“, sagte die Moderatorin und sieht ihren Sender auf einem guten Weg: „Früher wurden wir dafür belächelt, was wir mit Darts gemacht haben.“ Das Interesse spreche inzwischen für sich.
Die Dominanz des Fußballs führte Jörg Föste eindrucksvoll vor Augen: „Es sind Größenordnungen, die irrwitzig sind. Ein Bundesligist gibt genauso viel für Berater aus, wie die komplette Handball-Bundesliga als Gesamt-Budget zur Verfügung hat.“ Ob der Fokus auf den Fußball dazu führt, dass es weniger gelingt, Menschen für das Sporttreiben zu begeistern? Die Frage stand zumindest im Raum.
Kritisch sah die Runde diesbezüglich auch die Rolle des E-Sports. „Ich bin ein entschiedener Gegner. Wir unterstützen es im Deutschen Handball-Bund (DHB) nicht und auch nicht im Verein“, stellte Föste, der auch Vizepräsident des DHB ist, klar. Tülay Durdu betonte, dass es einen pädagogischen Wert gebe. „Aber um Bewegung zu fördern? Nein.“
Um einen Boom im Breitensport zu entfachen, brauche es politische Maßnahmen. Christopher Winter vom Solinger Sportbund lobte in einem Wortbeitrag das NRW-Programm „Moderne Sportstätte 2022“, bei dem Vereine mit 300 Millionen Euro bei der Sanierung von Anlagen unterstützt werden. 2,15 Millionen gingen und gehen davon an Solinger Clubs. „Ein guter erster Schritt. Weitere müssen folgen“, sagte Winter.
Einig war sich die Runde, dass eine Bewerbung für die Olympischen Spiele 2036 oder 2040 den größten Effekt hätte. Sie würde viele Türen öffnen und Begeisterung entfachen. Ecker-Rosendahl hat dies bereits vor 50 Jahren erlebt. „Die Infrastruktur würde sich im gesamten Land verbessern“, zeigte sich Föste überzeugt. „Es würde außerdem Kinder in die Vereine holen. Das ist mit nichts so gut zu erreichen, wie mit einem sportlichen Erfolg in einem Wettbewerb, der vor der Haustür stattfindet.“
Solinger Zukunftsdiskurs
Henrike Allendorf von der Friedrich-Ebert-Stiftung eröffnete die Veranstaltung gefolgt von Grußworten: durch Andreas Schäfer (Initiator des Solinger Zukunftsdiskurses), Jürgen Kaumkötter (Direktor des Zentrums für verfolgte Künste und damit Gastgeber der Runde) sowie Ernst Lauterjung (Vorsitzender des Solinger Sportausschusses). Für einen künstlerischen Impuls sorgten zwei kurzweilige Auftritte von Claudia Gahrke und Herbert Mitschke.