Judo
Mähler und Co. bieten Training mit Judo-Stars an
aktualisiert:
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
Analyse: Der Solinger ist federführender Stützpunktcoach beim Remscheider TV.
Von Peter Kuhlendahl
Ist Solingens Nachbarstadt auf dem Weg zu einer Judo-Hochburg? In der Bundesliga sind die Männer des Remscheider TV spätestens in ihrem zweiten Jahr in der von der personellen Besetzung wohl stärksten Liga der Welt eine feste Größe. Davon soll aber auch der Nachwuchs in der Region profitieren. Das macht der RTV bereits seit dem Spätsommer 2021 in seinem offiziellen Talentstützpunkt Bergisches Land des nordrhein-westfälischen Judoverbandes.
Wie ist der RTV überhaupt in den Genuss eines solchen Stützpunktes gekommen?
Die Initiative ging vom Solinger Philip Mähler, dem mittlerweile federführenden Stützpunkttrainer, und Cedric Pick, dem langjährigen Manager des RTV-Judoteams und Hallensprecher der BHC-Handballer, aus. Sie haben sich im Jahr 2020 darum beworben, dass Remscheid einer von sechs NRW-Stützpunkten wird. Dafür mussten verschiedenste Kriterien erfüllt werden. Wie zum Beispiel, dass qualifizierte Trainer mit den entsprechenden Lizenzen zur Verfügung stehen. Und natürlich adäquate Räumlichkeiten. Dazu auch die geografische Lage und Erreichbarkeit aus den angrenzenden Städten.
Aus welchen Gründen hatte es die Bewerbung gegeben?
Judo hat es auch im Bergischen Land nicht leicht. In allen Clubs, die im großen Städtedreieck beheimatet sind, gibt es Nachwuchsprobleme. Mit der Arbeit im Stützpunkt soll der Leistungssportgedanke verstärkt werden. „Gemeinsam ist eben vieles leichter“, weiß Mähler aus Erfahrung.
An welche Zielgruppe richtet sich das Angebot, im Stützpunkt zu trainieren?
An Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 15 Jahren. Und natürlich sollten die das Anfängerstadium hinter sich haben. Sinn macht es, wenn die Vereine ihre Nachwuchs-Judoka, die sie für talentiert halten, zum Training in den Stützpunkt entsenden.
Als Abwerbung der Talente von anderen Vereinen ist dies also nicht zu sehen.
„Natürlich nicht. Der Nachwuchs bleibt in seinen Clubs. Durch unser Angebot soll einfach die Motivation wachsen, mehr zu tun und sich weiter zu entwickeln“, betont Philip Mähler.
Entstehen für die Teilnehmer Kosten?
Die Teilnahme am Stützpunkttraining ist für den Nachwuchs kostenlos. Allerdings müssen die Kinder und Jugendlichen selbstständig zum Training kommen.
Wo und wann finden die Übungseinheiten statt?
Trainiert wird jeden Mittwoch von 17 bis 19 Uhr im Vereinszentrum des RTV an der Theodor-Körner-Straße in der Remscheider Innenstadt.
Wie ist das Angebot bisher angenommen worden?
Los ging es im September 2021 Mitten in der Coronazeit. Zu diesem Zeitpunkt und den dann folgenden Monaten gab es ja pandemiebedingt auch immer wieder Einschränkungen im Sportbetrieb. Aus diesem Grund kann man bei den Teilnehmerzahlen von einer Pendelbewegung sprechen. Die Aktiven kamen bisher aus dem ganzen Bergischen Land. Allerdings waren die Wuppertaler ein wenig zurückhaltend.
In diesem Frühjahr wird im Stützpunkt noch einmal richtig Gas gegeben.
„Wir wollen die beiden starken Säulen, die wir haben, jetzt noch intensiver und auch effektiver nutzen“, erklärt Mähler. Dies sei zum einen, dass man die nun mit großem Aufwand komplett renovierte RTV-Sportstätte noch besser präsentieren kann. Zum anderen ist da das erfolgreiche Bundesligateam des RTV.
Wie soll das in den Trainingsstützpunkt eingebunden werden?
In den kommenden Monaten werden immer wieder Weltklasse-Judoka, die in den Reihen der Remscheider Bundesliga-Mannschaft stehen, am Stützpunkt mit dem Nachwuchs trainieren.
Wann geht es los, und wer kommt zum Auftakt?
Als erster Hochkaräter ist Karl-Richard Frey am Mittwoch, 19. April, dabei. Der 32-Jährige bestreitet beim RTV seine zweite Bundesligasaison und kann auf zwei Teilnahmen an den Olympischen Spielen zurückblicken. 2021 in Tokio gewann er im Teamwettbewerb Bronze. Der Vize-Weltmeister von 2015 hat bei den Spielen in Rio 2016 in der Gewichtsklasse bis 100 Kilogramm den fünften Platz belegt.
Einen Monat später ist dann einer der hochkarätigen Neuzugänge des Bundesligateams dabei.
Am Mittwoch, 24. Mai, ist Igor Wandtke am Start, der vom JT Hannover zum RTV gewechselt ist. Der 32-Jährige ist die deutsche Nummer 1 in der Klasse bis 73 Kilogramm und hat in Tokio ebenfalls Bronze in der Mannschaft sowie zahlreiche nationale Titel gewonnen. Zuletzt belegte Wandtke bei einem Grand-Slam-Turnier im Februar in Tel Aviv den zweiten Platz.
Ein weiteres Highlight gibt es dann noch im Frühsommer.
Dass dem 24-jährigen Alexander Gabler die nationale und internationale Zukunft gehört, hat er bereits als sicherer Punktelieferant in der vergangenen Saison für den RTV in der Bundesliga bewiesen. Gabler ist der amtierende Deutsche Meister in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm und hat bei einem Grand-Slam im vergangenen Jahr in Tokio den siebten Platz belegt.
Wird es weitere Auftritte geben?
„Es soll eine feste Einrichtung werden“, sagt Mähler. „Das ist für den Nachwuchs eine großartige Sache, die Kämpfer aus dem Bundesligakader hautnah auf der Matte zu erleben.“
RTV-Judoteam
Jahr für Jahr sind die Judoka des Remscheider TV in der jüngeren Vergangenheit aufgestiegen und durften sich in 2022 erstmals in der 1. Bundesliga beweisen. Wegen mangelnder Kadertiefe sprang am Ende „nur“ der sechste Rang in der Nord-Staffel heraus, wodurch der erhoffte Sprung ins Final-Four-Turnier verpasst wurde. Mit weiteren Top-Stars, die dazugekommen sind, soll dieser nun gelingen.