Frauenhandball
Lintfort stiehlt verunsichertem HSV die Show
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2. Bundesliga: Das Thema Aufstieg ist für die Solingerinnen abzuhaken.
Aus Kamp-Lintfort berichtet Lutz Clauberg
Monatelang schwebte der HSV Solingen-Gräfrath auf einer grandiosen Euphoriewelle. Das Thema Erstliga-Aufstieg ploppte schon im ersten Saisondrittel auf – und ist jetzt, nach der zweiten Niederlage in Serie, keines mehr. Waiblingen und Göppingen werden das unter sich ausmachen. „Die lange Saison nagt an uns“, sagte Trainerin Kerstin Recken–thäler nach dem 32:36 (15:17) im Kamp-Lintfort. „Wir geben uns ja nicht auf, aber es geht gerade einfach nicht.“
Der Tus Lintfort präsentierte sich gegen den HSV in sehr, sehr guter Verfassung. „Man muss aber auch sagen“, meinte Bettina Grenz-Klein, das Urgestein auf der Tus-Bank, „dass der Ausfall von Cassandra Nanfack dem HSV sehr wehgetan hat.“ Die Achse Vanessa Brandt/Mandy Reinarz/Cassandra Nanfack hatte in ganz vielen Spielen dafür gesorgt, dass der HSV zum Teil beeindruckende Erfolge einfahren konnte. Außerdem war Nanfack in der Abwehr immer ein Faktor.
Defensiv zeigte der Noch-Tabellenzweite bei der zweiten Niederlage in Serie und der ersten Derby-Schlappe gegen einen Niederrhein-Konkurrenten erhebliche Defizite. Auch in Kombination mit Torhüterin Natascha Krückemeier. „Vielleicht ist der Druck jetzt weg“, hofft Kerstin Reckenthäler auf eine Trendwende beim nächsten Heimspiel am kommenden Samstag (18.15 Uhr) in der Klingenhalle gegen Regensburg, ehe es am 13. April zum Tabellenführer nach Waiblingen geht.
Vor 230 Zuschauern startete der HSV gut. Die Blitz-Führung zum 2:0 brachte aber keine Sicherheit. Lintfort suchte und fand extrem häufig Kreisläuferin Jana Willing oder die einlaufende Rechtsaußen Leonie Lambertz. Prudence Kinlend, Jule Samplonius und Maxime Drent gingen mit Tempo in die Nahtstellen. Der Tus gefiel als homogene Einheit, ließ indes vor der Halbzeit nach – aber der HSV wurde nicht entscheidend besser.
Hoffnung keimte nach Wiederanpfiff auf. 18:18 stand es in der 34. Minute, ehe die Stunde von Pia Kühn schlug. „Sie war nicht zum ersten Mal die Frau der zweiten Halbzeit“, freute sich Bettina Grenz-Klein über die starke Leistung ihres Jokers. Der HSV wurde nervöser. leistete sich sogar Fehlpässe auf dem Weg nach vorne in der eigenen Hälfte, die zusätzlich an den Nerven zehrten. In der 47. Minute feierte Melina Fabisch ihr Zweitliga-Comeback nach elf Monaten Verletzungspause. Die Linkshänderin spielte fortan blitzgescheite Pässe an den Kreis oder zur parallel antretenden Vanessa Brand und erzielte ein Tor. „Ihre Leistung war ein positiver Aspekt“, freute sich Reckenthäler.
Bemerkenswert war auch die ganz gute Vorstellung von Franziska Penz in der zweiten Halbzeit – und die 15 Treffer der bis zum Schluss Vollgas gebenden Vanessa Brandt. Sie versuchte wie immer alles, scheiterte auch mit dem ein oder anderen Versuch. In Lintfort war sie jedoch mehr oder weniger auf sich alleine gestellt – weil Cassandra Nanfack fehlte und die im Rückraum universell einsetzbare Lara Karathanassis nach Verletzung noch nicht zur Verfügung stand. Lintfort hatte reichlich Trümpfe parat. Die Tore verteilten sich auf viele Schultern mit Jule Samplonius und Jana Willing (je 7) vorneweg.
HSV: Krückemeier, Fahnenbruck; Brandt (15, 6), Reinarz (4), Penz (4), Polsz (3), Tesche (1), Senel (1), Kamp (1), Fabisch (1), Jörgens (1), Weyh (1)
Derby
Kaum Spielanteile bekam die 2022/23 für den HSV auflaufende Linkshänderin Lisa Kunert. Die Lintforter Variante mit einer Rechtshänderin im rechten Rückraum schmeckte dem HSV allerdings überhaupt nicht. Ohne Einsatz im HSV-Dress blieb Jette Clauberg, die in der neuen Spielzeit zum Tus wechselt.