Sportler auf Reisen
TSV-Fußballer umrundet einmal den gesamten Erdball
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Steffen Kugel erfüllt sich den Traum einer Weltreise und erlebt an der Seite seiner Verlobten Momente für die Ewigkeit.
Von Fabian Herzog
Acht Monate, 16 Länder, fast 79 000 Kilometer. Alleine die nackten Zahlen deuten ein außergewöhnliches Abenteuer an. Doch erst wenn Steffen Kugel, Fußballer des TSV Solingen, von seiner Weltreise erzählt, die er mit seiner mittlerweile Verlobten Vanessa Griese bis vor wenigen Wochen unternommen hat, wird die Dimension des Erlebten so richtig deutlich. „Wir haben tatsächlich einmal den gesamten Globus umrundet“, sagt der 31-jährige Aufderhöher, der sich einen lange gehegten Traum erfüllte.
Der Zeitpunkt im vergangenen Sommer war ideal. Kugel hatte gerade sein Referendariat an einer Gesamtschule in Köln beendet und bis zum Start als Sport- und Bio-Lehrer am Lore-Lorentz-Berufskolleg in Düsseldorf noch etwas Zeit. Auch für seine Partnerin, die er in Düsseldorf kennengelernt hatte, passte es perfekt. Die 31-jährige Gynäkologin macht ihren Facharzt und bekam von ihrem Arbeitgeber, der Uni-Klinik in der Landeshauptstadt, genügend Freiraum. „Das war perfekt“, sagt Kugel.
Drei Dinge waren ihm besonders wichtig: Zum einen, „so wenig wie möglich CO2-Fußabdruck“ zu hinterlassen. Sprich nur zu fliegen, wenn nötig. Zum anderen sollte es keine klassische, eng getaktete Touristenreise sein. Stattdessen war Flexibilität und Nähe zu den Einheimischen angesagt. Und nach Möglichkeit sollte das Budget (siehe Extrainfo) nicht übermäßig überschritten werden.
Erste Stationen: Nord-, Mittel- und Südamerika
Nur mit Handgepäck ging´s zunächst per Bahn in die französische Hauptstadt Paris, um von dort nach New York zu fliegen. „Das war so viel günstiger“, erklärt der Solinger. Von der US-Metropole aus flogen die beiden weiter nach Guatemala in Zentralamerika. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln erkundete das Paar an der Küste entlang das Land und stellte fest: „Die Busse fahren zwar nicht immer zur angegebenen Zeit, aber es funktioniert.“ Um sich verständigen zu können, lebten sie eine Woche bei einer Gastfamilie und absolvierten einen Spanisch-Crash-Kurs. „Das hat gereicht, um nach dem Weg zu fragen und ein Bier zu bestellen.“
Extrem neugierig erreichten die beiden Abenteurer El Salvador, dem der Ruf vorauseilt, das gefährlichste Land der Welt zu sein. „Aber das ist nicht mehr so. Die Bandenkriege, die dort geherrscht haben, sind vorbei, hat uns ein Einwohner erzählt“, berichtet Steffen Kugel. Abends, als sie durch die Hauptstadt San Salvador gingen, sei es aber „schon ein bisschen gruselig“ gewesen. Einmal hielt zu später Stunde sogar ein Linienbus mal neben ihnen an, dessen Fahrer fragte, ob sie wohl nicht lieber doch einsteigen wollen würden.
Zwischendurch bekamen die beiden nach einem kleinen Surfunfall auch spannende Einblicke ins Gesundheitssystem Nicaraguas. „Vanessa hat sich eine Platzwunde zugezogen, die in einem kleinen Hostel von einer Krankenschwester genäht wurde“, erzählt Kugel. „Ohne Handschuhe, ohne Sterilisation. Und ich habe noch die Handy-Taschenlampe gehalten.“
Auch das war ein Erlebnis. Wie die sechstägige Segeltour über die San-Blas-Inseln von Panama nach Kolumbien. „Das war mit das Highlight“, findet Steffen Kugel. Vor allem die Turbulenzen in der zweiten Nacht, als das Boot zu 45 Grad zur Seite geneigt wurde und eine Welle die „winzig kleinen Kajüten“ unter Wasser setzte, wurde zur bleibenden Erinnerung. Auch die fünf Wochen in Kolumbien selbst beeindruckten die beiden schwer. Und das nicht nur, weil „überall Kokain angeboten“ wird und der längst verstorbene Drogenbaron Pablo Escobar noch immer allgegenwärtig ist.
Nächster Kontinent: Australien
Von Bogota aus flogen Kugel und Griese nach Sydney – mit drei Zwischenstopps in 48 Stunden. In der australischen Hauptstadt feierte eine Freundin ihre Hochzeit, was die beiden perfekt in ihre Reise integrieren konnten und nach den vielen Wochen in eher spärlichen Behausungen ein mächtiges Kontrastprogramm erlebten. Denn nach der Trauung ging´s für den engsten Freundeskreis in eine Villa in die Küstenstadt Byron Bay, wo man es sich einige Tage lang gut gehen ließ. Kugel: „Das war natürlich absolut über unserem Budget, haben wir uns aber mal gegönnt.“
Deutlich weniger luxuriös ging´s weiter. Mit einem alten Mietcamper fuhren der Fußballer und seine Partnerin die Ostküste hoch, um ihre Australien-Premiere voll auszukosten. Inklusive Dschungel-Erkundungen, Surferlebnissen – „und natürlich Kängurus“.
Viele nachdenkliche Momente in Asien
Ihr nächster Flug führte von Cairns aus auf die indonesische Insel Bali beziehungsweise auf die kleine Nebeninsel Lombok. „Das war schon wieder eine ganz andere Welt, in die man da eintaucht“, erzählt der Aufderhöher. Für zwölf Euro pro Nacht (mit Frühstück) fanden sie eine günstige Unterbringung und genossen einen dreiwöchigen Surftrip: „Das war traumhaft.“ Allerdings sahen sie auch die Kehrseite der Medaille, die extrem nachdenklich machte: „Da sammelt sich Plastikmüll, wo du hinguckst. Das bekommen die nicht in den Griff und ist so traurig.“
Bei einem Zwischenstopp in Singapur gab´s dann diesbezüglich direkt wieder das volle Kontrastprogramm. Schon am Flughafen wurden die beiden kontrolliert, ob sie Kaugummis dabei hätten. „Da liegt kein Krümel Müll auf der Straße. Das ist wie geleckt.“ Weil dies aber wahrlich nicht ihre Welt war, ging´s nach zwei Tagen und einem Abend samt 20-Dollar-Cocktail schon weiter.
Verlobung auf dem Tafelberg in Südafrika
In Kapstadt neigte sich die Weltreise dem Ende entgegen. Noch einmal nahmen die beiden Abenteurer alles mit, erkundeten die Gegend mit einem Mietwagen und testeten die Surfmöglichkeiten. Aber auch dort verschlossen sie nicht die Augen vor den Problemen des Landes. „Die Kluft von Arm und Reich ist krass“, findet Kugel mit Blick auf eine Arbeitslosenquote von 40 Prozent. Die letzte Station vor der Rückkehr nach Europa nutzte er aber auch, um noch etwas Wichtiges zu erledigen. Kugel machte seiner Partnerin auf dem Tafelberg einen Heiratsantrag: „Das war die Krönung.“
Extrainfo: Budget
Geplant hatten Steffen Kugel und Vanessa Griese mit Ausgaben von 30 000 Euro. Dieses Budget überzogen sie nur um rund 1000 Euro. Weil sie stets die günstigste Transfer-Variante wählten und bei ihren Stopps immer wieder verschiedene Arbeiten übernahmen, um im Gegenzug essen und wohnen zu können.