Handball

HSV ist in allen Belangen unterlegen

Vanessa Brandt stellt sich hier wohl die Frage: Wie komme ich an den Ball? Eine Antwort darauf fanden sie und der HSV Solingen-Gräfrath beim TuS Lintfort nicht. Der Zweitliga-Spitzenreiter hatte in der Deckung über weite Strecken keinen Zugriff.
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Vanessa Brandt stellt sich hier wohl die Frage: Wie komme ich an den Ball? Eine Antwort darauf fanden sie und der HSV Solingen-Gräfrath beim TuS Lintfort nicht. Der Zweitliga-Spitzenreiter hatte in der Deckung über weite Strecken keinen Zugriff.

Der Tabellenführer der 2. Frauen-Bundesliga kassiert eine 27:33 (12:19)-Pleite in Lintfort.

Von Thomas Rademacher

Schwach gespielt hatten die Handballerinnen des HSV Solingen-Gräfrath auch vor etwas mehr als einer Woche im Heimmatch gegen die TG Nürtingen. In dem Zweitliga-Duell hatte die Truppe den Kopf noch aus der Schlinge gezogen, auswärts beim TuS Lintfort wäre allerdings eine Steigerung erforderlich gewesen. Im Vergleich zu Nürtingen kam der Gegner besser platziert, mit dem eigenen Publikum im Rücken und vor allem formstärker mit vier Siegen in Folge daher. Statt einer aus HSV-Perspektive sehenswerten Begegnung mussten sich die etwa 40 mitgereisten Fans aber eine Start-Ziel-Niederlage ihrer Truppe anschauen. „Lintfort war uns tatsächlich in allen Belangen überlegen“, urteilte Trainerin Kerstin Reckenthäler nach der 27:33 (12:19)-Niederlage, die die sieben Spiele anhaltende Erfolgsserie jäh beendete.

Von Anfang an war für den HSV der Wurm in diesem Match. Im Positionsangriff leisteten sich die Solingerinnen technische Fehler und missglückte Pässe, die zu Gegenstößen führten. Außerdem bissen sie sich phasenweise an Torhüterin Alexandra Humpert die Zähne aus. Das erleichterte es den Lintforterinnen, zügig über 4:1 auf 11:4 davonzuziehen. Eine Wende lag nicht in der Luft, weil dem HSV in der Abwehr der Zugriff fehlte. Immer wieder kam Prudence Kinlend gefährlich zum Abschluss. Auch Anspiele an den Kreis oder auf Außen funktionierten.

„Der letzte Funke Leidenschaft hat gefehlt.“

Kerstin Reckenthäler, HSV-Coach

HSV-Schlussfrau Natascha Krückemeier hatte ihre liebe Mühe gegen die hochprozentigen Chancen des Gegners. Fünf Paraden verbuchte sie bis zur Pause – was nicht viel ist, doch damit fiel sie keinesfalls negativ im HSV-Kader auf. Ihre Rettungstaten wirkten zeitweise wie die einzigen Lebenszeichen, die die Gräfratherinnen in Lintfort von sich gaben.

„Der Gegner hat mit uns das gemacht, was wir eigentlich machen wollten“, haderte Reckenthäler. „Wir sind fast gar nicht ins Tempospiel gekommen, Lintfort hat sich dadurch in einen Rausch gespielt.“ 12:19 stand es zur Pause, die Chancen waren also ohnehin auf ein Minimum gesunken. Zwölf Minuten nach Wiederanpfiff lag der Tabellenführer sogar 14:26 hinten. „Das Spiel hat gezeigt, dass wir nicht unantastbar sind. Wir müssen unser Topniveau erreichen, um zu gewinnen“, meinte Reckenthäler. Sie habe zwar nicht beobachtet, dass ihr Team mit einer nachlässigen Einstellung in die Partie gegangen sei. „Aber der letzte Funke Leidenschaft hat gefehlt. Wir haben schon besser gekämpft - und das ist es ja auch, was uns oft so stark macht.“

In der Schlussphase setzte die Trainerin taktisch noch einmal alles auf eine Karte, probierte viel und hatte auch Erfolg. Doch der Weg, einen Zwölf-Tore-Rückstand noch aufzuholen, war zu weit. Vanessa Brandt traf zum 26:31 – näher heran kamen die Gäste nicht mehr. Viel Positives gewann Reckenthäler der Partie dann auch nicht ab: „Wir hatten Führungsspielerinnen, die nicht geliefert haben. Andere sind nicht in die Bresche gesprungen.“ Die eingewechselte Katja Grewe präsentierte sich in den letzten 20 Minuten stark zwischen den Pfosten. Phasenweise bot Lara Karathanassis eine ordentliche Vorstellung. „Ansonsten war da leider nicht viel“, betonte der Coach. Schon die offizielle Statistik spricht Bände: Mandy Reinarz verzeichnete sechs technische Fehler, Pia Adams hatte mit vier Fehlwürfen ohne Tor einen komplett gebrauchten Tag erwischt.

„Die Stimmung danach war natürlich entsprechend gedämpft“, sagte die Trainerin. „Wir haben zu Recht auch in der Höhe verloren.“ Die Solingerinnen bleiben damit zwar weiterhin Erste. Der Vorsprung auf Verfolger Göppingen ist aber auf einen Punkt geschrumpft.

HSV: Krückemeier, Grewe: Brandt (7), Karathanassis (5, 2), Reinarz (3), Penz (3), Polsz (3), Senel (2), Kunert (2), Müller (1), Jörgens (1), Adams, Kamp, Seiffarth

Rückkehr

Lisa Kunert trat mit dem HSV an alter Wirkungsstätte an. Die Linkshänderin erzielte zwei Tore und hatte „drei, vier gute Aktionen“, wie ihre Trainerin Kerstin Reckenthäler bescheinigte. Der Funke wollte aber auch bei ihr nicht recht überspringen.

Meinung: Unerwartet deutlich

thomas.rademacher@solinger-tageblatt.de

Vorige Woche hatten sich die Zweitliga-Handballerinnen des HSV Solingen-Gräfrath noch im Stile eines Aufsteigers präsentiert. Denn der Tabellenführer hatte trotz zerfahrener, mitunter schwacher Leistung die TG Nürtingen mit 29:26 niedergerungen. Wer solche Spiele gewinnt, steigt auch auf – sollte man denken. Allerdings folgt auf überraschend schwache Leistungen wie diese nicht selten eine starke Reaktion.

Die blieb beim HSV in Lintfort aber mindestens genauso überraschend aus. Tatsächlich gibt die unerwartet deutliche Niederlage zu denken. Ist der HSV doch zu schwach für den Aufstieg? Dieser Schluss wäre noch zu früh. Vielleicht folgt die Reaktion am Samstag gegen Leipzig.

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