Handball

HSV im Topspiel zwischen Freude und Frust

Natascha Krückemeier war der Fels in der Brandung beim HSV. Die konstant starke Torhüterin erlebte ein Wechselbad der Gefühle.
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Natascha Krückemeier war der Fels in der Brandung beim HSV. Die konstant starke Torhüterin erlebte ein Wechselbad der Gefühle.

2. Frauen-Handball-Bundesliga: Solingen-Gräfrath bleibt nach dem 26:26 (13:13) bei Frisch Auf Göppingen Spitzenreiter.

Von Thomas Rademacher

90 Sekunden vor Schluss kann im Spitzenspiel der 2. Bundesliga alles passieren. Die Handballerinnen des HSV Solingen-Gräfrath haben gerade einen 26:22-Vorsprung gegen Frisch Auf Göppingen aus der Hand gegeben und nun den Ball. Merit Müller scheitert, doch Torfrau Anne Bocka kann die Kugel nur ins Seitenaus abwehren. Clever spielt der HSV die Zeit herunter, lässt sich immer wieder festmachen, schafft aber auch keinen zwingenden Wurf mehr. Das Spiel ist zu Ende, Freude herrscht nur bei den Gastgeberinnen. Der Tabellenzweite hat zwischenzeitlich schon wie der klare Verlierer ausgesehen, bleibt durch das 26:26 (13:13) aber mit einem Punkt Rückstand ärgster Verfolger von Tabellenführer HSV.

„Ich sehe das gar nicht so negativ“, sagte Trainerin Kerstin Reckenthäler nach der aufwühlenden Partie. Hatten in der ersten Halbzeit beide Teams auf Augenhöhe agiert, zogen die Gräfratherinnen danach von 14:14 auf 21:15 davon. Der Vorsprung schmolz auf 23:22, bevor auch drei Tore in Serie von Lucy Jörgens, Nele Weyh und Merit Müller zur erneuten Vier-Tore-Führung nicht genügten. „Hier sind fast 1500 Leute in der Halle, wir kämpfen gegen eine unglaubliche Körperlichkeit an“, wollte Reckenthäler auf ihr Team nichts kommen lassen.

Dass sich das Unentschieden wie eine Niederlage anfühlte, war ihrer Mannschaft nach dem Spielverlauf allerdings anzusehen. Bocka lief in der Schlussphase zur Hochform im Göppinger Kasten auf und zog so noch mit der konstant starken HSV-Keeperin Natascha Krückemeier gleich. Im Angriff spielte Frisch Auf mit dem Rücken zur Wand deutlich befreiter auf. Auch eine Rote Karte gegen Stephanie Elies schien die Gastgeberinnen nicht zu beeindrucken. Auf der anderen Seite wirkte der HSV etwas überhastet, beging technische Fehler und schloss teilweise aus wenig zwingenden Situationen ab. „Und leider machen wir die entscheidenden Würfe einfach nicht rein“, haderte Reckenthäler. „Es hat sich unheimlich viel im Kopf abgespielt.“

In der stärksten Phase des HSV war auf Nele Weyhs Durchsetzungsvermögen am Kreis Verlass.

Die Trainerin betonte das Positive: „Wir haben einen Punkt in Göppingen geholt – mit einer ausgeglichenen Mannschaftsleistung.“ Und auch Geschäftsführer Stefan Bögel sagte, dass er für den einen Zähler vor dem Spiel sofort unterschrieben hätte. „Nach dem Verlauf ist es aber absolut bitter.“ Noch schlimmer, so Bögel, seien allerdings die Rahmenbedingungen gewesen. Frisch Auf Göppingen verzichtete zwar, wie vereinbart, auf einen Einsatz der während der Saison vom HSV ins Schwabenland gewechselten Sina Ehmann, hatte abseits des Sportlichen dem Vernehmen nach aber kaum Kontrolle über das Geschehen.

„In der Halle war die Zeit nicht zu sehen, der Spielstand wurde teilweise falsch angezeigt, und die Durchsagen waren ebenfalls oft fehlerhaft. Das hat für eine Menge Ablenkung gesorgt“, erklärte Bögel. „Diese Bedingungen waren eines Zweitliga-Spitzenspiels nicht würdig. Das war Kreisliga B.“ Auch Reckenthäler fand, dass die Umstände „ein Faktor waren“. So etwas dürfe auf dem Level einfach nicht passieren.

Was bleibt, ist ein Punkt. Aktuell hilft er den Solingerinnen, weil sie die Spitze verteidigen. Einem möglichen Drei-Punkte-Polster dürfte die Truppe jedoch hinterhertrauern. Allerdings: Hätte Bocka Müllers Ball 45 Sekunden vor Schluss nicht ins Seitenaus pariert, könnte der HSV auch komplett mit leeren Händen dastehen.

HSV: Krückemeier, Grewe; Müller (6), Brandt (6, 2), Reinarz (4), Weyh (3), Adams (3), Jörgens (2), Senel (1), Karathanassis (1), Kunert, Polsz, Penz

Der letzte Wurf

Dass am Ende nicht Vanessa Brandt auf dem Feld stand, um den Wurf zum möglichen Sieg zu nehmen, erklärte Kerstin Reckenthäler: „Vanessa hatte Phasen, in denen sie nicht überragend war. Lara Karathanassis hatte noch Kraft.“ Brandt war die Heldin des Hinspiels gewesen, als sie mit dem Schlusspfiff zum 31:31 traf. Damals fühlten sich die Göppingerinnen so wie am Samstag der HSV.

Kommentar von Jürgen König: Stolz aufs Frauenduo

juergen.koenig@solinger-tageblatt.de

Am späten Nachmittag des 23. April dürften die Handballerinnen des Bergischen HC groß feiern – den Aufstieg in die 3. Liga. Dennoch kann es gut sein, dass der Dauer-Meister weiterhin zwei Klassen unter dem etablierten HSV Gräfrath agieren wird. Trotz des unglücklichen Finishs in Göppingen hat der Zweitliga-Primus das Oberhaus vor Augen. Am 15. April (18.15 Uhr) kommt Aufstiegsrivale Füchse Berlin in die Klingenhalle, die dann voll besetzt sein sollte. Der HSV hätte es allemal verdient. Solingens Handball darf schon jetzt stolz auf seine Doppelspitze sein.

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