Interview der Woche
Eickhoff zahlt fürs Pfeifen gerne drauf
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Interview mit dem jungen Solinger Fußball-Schiedsrichter, der schon für Aufsehen gesorgt hat.
Herr Eickhoff, fühlen Sie sich behandelt wie ein Mülleimer?
Torben Eickhoff (lacht): Nein, das kann man so nicht sagen. Aber ich finde es sehr gut, wie Deniz Aytekin (der Bundesliga-Schiri hatte kürzlich nach einer Beleidigung seines Gespanns mit dieser Aussage für Aufsehen gesorgt, Anmerkung der Redaktion) da reagiert und es erklärt hat. Das hilft auch uns auf Amateurebene, wenn wir wegen eines ähnlichen Falls auch mal Rot zeigen müssen.
Kommt so etwas denn oft vor?
Eickhoff: Bei jedem Spiel nicht, aber es kommt vor. Vor allem im Jugendbereich, mittlerweile aber auch bei den Senioren. Bei der kleinsten Entscheidung kommen Kommentare vom Spielfeldrand, auch schlimmere Aussagen als die Frage gegenüber Aytekins Team, ob die blind seien. Das ist total unnötig, zumal es noch nie passiert ist, dass nach einer Beleidigung gegen den Schiedsrichter eine Entscheidung zurückgenommen wurde. Das hilft einfach niemandem, schadet eher noch dem Verein und bringt negative Emotionen ins Spiel.
Sie haben in dieser Saison schon auf eine andere Art und Weise auf sich aufmerksam gemacht. Stichwort: Taxi.
Eickhoff: Ja, kann man so sagen. Ich bin fünf oder sechs Mal auf eigene Kosten von Solingen aus nach Remscheid zu einem Spiel der Kreisliga B gefahren, weil kein Zug kam. Das war dann relativ teurer, hat meist so zwischen 45 und 50 Euro gekostet. Aber es gab leider keine andere Lösung.
Na ja, Sie hätten Ihren Einsatz ja auch absagen können. Schließlich bekommen Sie für so ein Spiel ja „nur „35 Euro, mussten also draufzahlen.
Eickhoff: Das kam für mich aber überhaupt nicht infrage. Dafür macht mir das Pfeifen zu viel Spaß. Und da gebe ich dann lieber Geld für aus.
Eine Menge investiert haben Sie auch schon in Ihre Ausrüstung. Genauer gesagt in ein Funk-Fahnen-Set. Wie teuer war das? Und warum haben Sie sich das angeschafft?
Eickhoff: Es war leicht reduziert, hat aber immer noch 750 Euro gekostet. Ich bin seit dem vergangenen Sommer öfter auch als Assistent in der Bezirksliga zum Einsatz gekommen. Da habe ich gemerkt, dass es mit einer klassischen Fahne relativ mühsam ist. Mit so einer Funkverbindung macht das viel mehr Spaß.
Aus all dem könnte man den Rückschluss ziehen, dass Ihnen das Pfeifen viel Freude bereitet. Wie würden Sie Ihre Leidenschaft für die Schiedsrichterei beschreiben?
Eickhoff: Die Frage, warum man Schiedsrichter ist, wird einem oft gestellt. Ich denke, wir machen das, ganz einfach weil es uns Spaß bereitet. So etwas kann ja nicht antrainieren. Bei mir war das schon so, dass ich als Neunjähriger auf dem Bolzplatz lieber der Schiri sein wollte, als selbst zu kicken. Damals habe ich mir sogar direkt ein Schiedsrichter-Trikot gekauft.
Die Taxi-Fahrten, das Funk-Fahnen-Set – wie haben die Kollegen auf diese Hingabe im jungen Alter reagiert?
Eickhoff: Das war tatsächlich schon mehrfach ein Thema bei Sitzungen. Die Älteren, die das alles deutlich lockerer sehen, haben das zum Teil nicht verstanden, warum ich das gemacht habe. Von vielen Kollegen habe ich aber gehört, dass sie es sehr gut finden, wenn es jemand ernster nimmt und Leidenschaft dafür hat.
Wie kommt es denn eigentlich, dass Sie als Solinger, der in Gräfrath lebt, im Remscheider Kreis pfeifen?
Eickhoff: Das ist relativ simpel zu erklären. Als ich den Schiedsrichterschein vor drei Jahren machen wollte, bin ich noch zur Schule gegangen. Und da wollte ich einfach ungern sonntags Spiele von Klassenkameraden pfeifen und montags dann mit den Entscheidungen konfrontiert werden.
Diesen Entschluss scheinen Sie nicht zu bereuen.
Eickhoff: Nein, überhaupt nicht. Mittlerweile würde ich zwar auch in Solingen pfeifen, fühle mich im Remscheider Kreis aber sehr wohl. Das macht mir großen Spaß dort.
Der Zusammenhalt scheint ja auch ein besonderer zu sein. Sonst wären Sie und diverse Mitstreiter vor wenigen Wochen ja sicherlich nicht zum Masters nach Bottrop gefahren, um die dort spielenden Kollegen von der Tribüne aus zu unterstützen. Wie erleben Sie den Teamspirit?
Eickhoff: Das Miteinander ist sicherlich ganz besonders und anders als woanders. Weil es eben der kleinste Kreis im Verband ist und alle Schiris sich untereinander kennen. Es ist schon ein tolles Miteinander, für das auch viel getan wird.
Zurück zu Ihrer Leidenschaft, Ihrer Hingabe: Sie verfolgen sicherlich auch ambitionierte Ziele, oder?
Eickhoff: Natürlich möchte ich irgendwann mal so hoch wie möglich pfeifen. Also als Nächstes erst einmal in der Bezirksliga, später dann in Landes- oder Oberliga. Und gerne würde ich es mal in den Niederrhein-Schiedsrichter-Kader schaffen.
Zur Person
Torben Eickhoff wurde am 2. November 2004 in Wuppertal geboren und wohnt seit dem dritten Lebensjahr in Solingen. Seit 2015 ist er Mitglied beim Tennis-Verein Blau-Gelb Gräfrath, spielt seit drei Jahren aber kaum noch. Stattdessen konzentriert er sich sportlich seit 2020, als er den Schirischein gemacht hat, auf das Pfeifen.