Handball

Der HSV macht wieder den Deckel nicht drauf

Große Enttäuschung nach der HSV-Niederlage bei (v. l.) Natascha Krückemeier, Hannah Kamp sowie Katja Grewe, die Rot-Sünderin Jule Polsz zu trösten versucht.
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Große Enttäuschung nach der HSV-Niederlage bei (v. l.) Natascha Krückemeier, Hannah Kamp sowie Katja Grewe, die Rot-Sünderin Jule Polsz zu trösten versucht.

Krasser Zweikampf an der Zweitliga-Spitze.

Von Lutz Clauberg

Den HSV Solingen-Gräfrath hat es in der heimischen Klingenhalle erwischt. Aus nachvollziehbaren Gründen. 27:30 (15:12) hieß es gegen die Füchse Berlin. „Wir waren die bessere Mannschaft“, sagte deren Trainerin Susann Müller und schob den entscheidenden Satz gleich hinterher. „In der zweiten Halbzeit.“

Hoch hinaus will Pia Adams mit dem HSV. Auch wenn es gegen die Füchse nicht klappte, ist noch alles drin im Aufstiegskampf.

Ärgerlich für den HSV, der Mitte Mai 2022 zum letzten Mal vor eigenem Publikum den Kürzeren gezogen hatte (24:30 gegen den VfL Waiblingen; inzwischen mit nur einem Sieg abgeschlagenes Schlusslicht in der 1. Liga). Weil wie beispielsweise bereits in Göppingen mehr drin war. Dabei hatte Kerstin Reckenthälers Mannschaft den Gegner komplett auf dem falschen Fuß erwischt. Mit einer überragenden Abwehrleistung und Torhüterin Natascha Krückemeier in Top-Form. Mit überlegten Angriffen und ebensolchen Abschlüssen gegen müde wirkende Berlinerinnen, bei denen auch die Torhüterinnen lange kein gutes Bild abgaben.

Außerdem konnte der Solinger Anhang unter den über 1000 Zuschauern mit den Entscheidungen des allenfalls mäßigen Schiedsrichtergespanns Marvin Völkening/Jonas Zollitsch (Bad Oeynhausen/Minden) sehr gut leben. „Wir haben Berlin dominiert“, sagte Kerstin Reckenthäler. Das Tor zum 12:5 von der bis dahin sehr treffsicheren Rechtsaußen Jule Polsz in der 19. Minute sorgte für reichlich Optimismus auf den Rängen – der Traum vom Direktaufstieg in die 1. Liga war allgegenwärtig.

Allerdings deutete sich rasch an, dass der HSV sein Niveau nicht würde halten können. Berlin, mit fünf Siegen in Folge im Gepäck angereist, kam immer besser auf. „Wir mussten halt erst mal in Fahrt kommen“, meinte Susann Müller in ihrer Kurz-Analyse nach dem Spiel.

„Die Big Points hätte ich gerne bei uns gesehen. Jetzt liegt das Momentum bei Berlin.“

Trainerin Kerstin Reckenthäler

Den Bruch nach der Sieben-Tore-Führung erklären konnte Kerstin Reckenthäler nicht. „Wir haben halt verworfen und ihnen somit Möglichkeiten gegeben.“ Sogar als zwei Berlinerinnen (wegen Foulspiels und Meckerns der Bank) zwei Minuten aussetzen mussten, bekam der HSV wenig auf die Reihe. Diese Phase endete 0:0. Dass die erste Halbzeit mit einer Roten Karte gegen Jule Polsz endete, war sozusagen die Krönung: Polsz traf bei einem direkten Freiwurf Lynn Molenaar im Gesicht. Ihr Team ging psychisch angeschlagen und in Unterzahl bei Ballbesitz des Gegners in die zweite Hälfte. Rasch lautete es 15:15 (34.).

Fortan stand es mit Vorteilen für die Berlinerinnen Spitz auf Knopf. Die entscheidende Rolle pro Füchse spielte Lynn Molenaar. Sie, die nach einer knappen Viertelstunde mit einem Siebenmeter-Heber gescheitert war, von Jule Polsz im Gesicht getroffen wurde, avancierte mit elf Treffern zur Heldin des Spitzenspiels – Ehre, wem Ehre gebührt, aber eigentlich hätte für die Niederländerin in der 39. Minute Feierabend sein müssen. Für ihr spektakuläres Foul an Pia Adams wäre die Rote Karte definitiv fällig gewesen.

„Aber darüber zu diskutieren nutzt ja nichts“, sagte Reckenthäler. Zumal der HSV nach Carina Senels Ausgleich zum 26:26 (57. Minute) wieder im Rennen war, danach jedoch die zweikampfstarke Michelle Stefes – ihre Angreiferfouls übersahen die Referees freilich – nicht bändigen konnte und in Person der sonst so starken Adams Fehler im falschen Moment produzierte.

„Die Big Points hätte ich gerne bei uns gesehen. Jetzt liegt das Momentum bei Berlin“, sieht Reckenthäler die Füchse im Aufstiegskampf im Vorteil. Dass die drei Spitzenteams bereits zwölf Verlustpunkte haben, findet sie krass. „Und dabei wird es ja nicht bleiben. Waiblingen hatte letzte Saison fünf.“

Statistik

HSV Gräfrath - Füchse Berlin 27:30 (15:12)

HSV: Krückemeier, Gün (bei einem Siebenmeter); Adams (10, 4), Reinarz (5, 2), Polsz (3), Brandt (3, 1), Müller (2), Senel (2), Weyh (1), Kunert (1), Karathanassis, Jörgens, Penz

Das nächste Spiel: SG H2Ku Herrenberg - HSV (So., 23. April, 16 Uhr)

Kommentar: HSV kann 1. Liga!

juergen.koenig@solinger-tageblatt.de

Solingen und der HSV Gräfrath können Erstliga-Handball bei den Frauen! Das ist trotz der vermeidbaren Niederlage im Zweitliga-Spitzenspiel gegen die Füchse Berlin die erfreuliche Erkenntnis. 1000 Zuschauer bildeten in der lebendigen Klingenhalle einen großartigen Rahmen, den sich das Team von Erfolgstrainerin Kerstin Reckenthäler verdient hatte. Es ist für die 2. Bundesliga eine absolute Top-Kulisse, die im Endspurt der Saison zusätzlichen Ansporn geben kann. Sportlich ist überhaupt nichts verloren, das Restprogramm spricht gar ein wenig für den HSV.

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