Tennis
Clinton Thomson und das Grand-Slam-Feeling
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Solinger Tennis-Trainer verpasst mit dem Italiener Thomas Fabbiano die Australian Open nur ganz knapp
Von Fabian Herzog
Als Spieler konnte er sich den Traum von der Teilnahme an einem Grand-Slam-Turnier nicht ermöglichen. Weder bei den Australian Open in Melbourne, den French Open in Paris, bei Wimbledon in London noch den US Open in New York durfte Clinton Thomson seine Tennis-Qualitäten unter Beweis stellen. Was den Solinger gewurmt und dazu gebracht hat, ein Stück weit auf stur zu stellen: „Ich habe mir gesagt, dass ich auch nie als Zuschauer zu einem der Turniere fahren werde.“
Komplett abgehakt hatte der 37-Jährige, der seit Jahren als Trainer arbeitet und mit Ex-STC-Spieler Marius Zay die Tennisschule „Tennis Ewige Liebe“ erfolgreich betreibt, den Grand-Slam-Traum aber nicht. Entsprechend kurz musste Thomson überlegen, als er Ende November die Anfrage bekam, den Italiener Thomas Fabbiano als Coach nach Australien zu begleiten und ihn bei der Qualifikation zu unterstützen. „Das war natürlich eine tolle Chance“, sagt der gebürtige Australier.
„Man taucht in diese Welt ein und saugt natürlich alles auf.“
Der Kontakt zur ehemaligen Nummer 70 der Welt, der 2019 schon die Top-Spieler Dominic Thiem bei den US Open und Stefanos Tsitsipas in Wimbledon geschlagen hat, durch eine lange Coronapause aber auf Position 200 abgerutscht ist, bestand schon länger. Thomson hatte ihn im vergangenen Sommer in seiner Funktion als Teammanager (siehe Extra-Info) für Erstligist TC BW Neuss verpflichten können. „Wir hatten direkt eine gute Kommunikation“, berichtet der Solinger von einer „guten Mischung aus Vertrauen und lösungsorientierten Ansätzen“.
So kam es, dass man Ende Dezember gemeinsam im Flieger Richtung Dubai saß, von wo aus alle an der Australian-Open-Quali beteiligten Personen per Chartermaschine abgeholt wurden. Nach umfangreicher Corona-Testung begann das Abenteuer in Melbourne mit vier Trainingstagen auf der Anlage des Grand-Slam-Turniers, die Thomson direkt schwer beeindruckten: „Das war der Wahnsinn. Denn mit dem ganzen Drumherum war das alles im Prinzip schon Australian Open.“ Der Solinger schaute erstmals hinter die Kulissen, war Stars wie Rafael Nadal, der sich ebenfalls auf den Jahresstart vorbereitete, ganz nah und bekam einen komplett anderen Einblick. Einen unvergesslichen.
Als Trainer von Fabbiano lag der Fokus zunächst auf einem Challenger-Turnier im 150 Kilometer entfernten Bendigo, wo sein Schützling sich erst in der Runde der letzten 16 geschlagen geben musste. Nach der Rückreise mit dem Zug nach Melbourne begann die Quali für die Australian Open und damit eine extrem spannende Zeit für Thomson. Von der Erste-Klasse-Unterbringung, über den Fahrservice, dem Training „neben den Besten der Welt“ und Fachgesprächen mit den Trainern der italienischen Top-Stars Jannik Sinner und Matteo Berretini. „Da ist alles vom Feinsten“, erzählt der 37-Jährige. „Man taucht in diese Welt ein und saugt natürlich alles auf.“
Drei Runden galt es für Thomsons Schützling zu überstehen, um es ins Hauptfeld der Australian Open zu schaffen. Nach Siegen gegen den Brasilianer Thiago Seyboth Wild und den Portugiesen Frederico Ferreira Silva unterlag Fabbiano aber dem Ecuadorianer Emilio Gomez denkbar knapp mit 1:2 nach Sätzen. „Klar war das für alle eine Riesenenttäuschung“, sagt Thomson. „Trotzdem war es eine tolle Erfahrung.“
Bundesliga
Seit Jahren sind Clinton Thomson und Marius Zay (Foto: TC BW) in unterschiedlichen Funktionen für Erstligist TC BW Neuss verantwortlich und dürfen auf eine herausragende Saison zurückblicken. „Das war unglaublich“, findet Thomson. Als Aufsteiger sprang im Zehnerfeld Platz vier heraus, mit dem Höhepunkt am zweiten Spieltag: Sieg beim TC Großhesselohe und dessen Nummer eins Jan-Lennard Struff. Thomson selbst gehörte in dieser Saison nicht dem Kader an, kündigt aber bereits an: „Dieses Jahr werde ich wohl wieder im Doppel dabei sein.“