Handball

Lukas Stutzke behält im BHC-Drama die Nerven

Lukas Stutzke war mit acht Treffern nicht nur erfolgreichster Schütze der gesamten Partie, dem Nationalspieler war auch das entscheidende Tor vorbehalten. Der vom Herzen rutschende Stein war ihm nach dem 28:26 anzusehen.
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Lukas Stutzke war mit acht Treffern nicht nur erfolgreichster Schütze der gesamten Partie, dem Nationalspieler war auch das entscheidende Tor vorbehalten. Der vom Herzen rutschende Stein war ihm nach dem 28:26 anzusehen.

Handball-Bundesliga: Der Bergische HC schlägt im ersten Pflichtspiel des Jahres die MT Melsungen 28:27 (13:10). Spielanalyse und Stimmen von Jörg Föste und Trainer Jamal Naji.

Von Thomas Rademacher

Spielerisch hätte die erste Halbzeit des Bergischen HC gegen die MT Melsungen wohl kaum besser laufen können. In der Abwehr stimmte der Zugriff, Torhüter Peter Johannesson steuerte sieben Paraden bei und vorne erarbeitete sich die Mannschaft – dank eines starken Tempospiels – sehr gute Chancen. Wenn sie diese noch adäquat genutzt hätte, wären die Löwen schon zur Pause komfortabel in Führung gewesen.

So aber legten sie durch das 13:10 „nur“ den Grundstein zum zweiten Erfolg gegen die Nordhessen in der Vereinsgeschichte. 2768 Zuschauer in der Unihalle, wovon einer Ex-Trainer Sebastian Hinze war, bejubelten ein am Ende noch einmal dramatisches 28:27, das zum ersten Mal seit dem vierten Spieltag ein ausgeglichenes Punktekonto (18:18) in der Bundesliga-Tabelle bedeutete.

Von Beginn an war die Devise beim BHC klar. Die Mannschaft spielte ohne Angriff-Abwehrwechsel und setzte, wann immer es möglich war, beziehungsweise sinnvoll erschien, auf hohes Tempo bei den Gegenangriffen. Das war auch gleich von Erfolg gekrönt. Lukas Stutzke zog zum 4:2 durch, Linus Arnesson nutzte die Unordnung in der Melsunger Abwehr bei seinem Treffer zum 5:2. Der Spielmacher war überhaupt überall zu sehen und machte den Ausfall seines Positionskollegen Tomas Babak während der 60 Minuten fast vergessen.

Dass die Bergischen nicht noch komfortabler in Führung gingen, lag in dieser Phase vor allem an Nebojsa Simic. Der MT-Torhüter entschärfte mehrere gute Gelegenheiten – unter anderem von Noah Beyer, Lukas Stutzke oder dem eingewechselten Fabian Gutbrod. Dazu scheiterten die Löwen gleich mehrere Male am Pfosten. Als der Wurm drin war, nahm BHC-Coach Jamal Naji eine Auszeit und sagte einen kompliziert klingenden Spielzug an. Der schien zwar nicht ganz zu funktionieren, doch den entstandenen Raumvorteil nutzte Alexander Weck dennoch zum Ausgleich.

Frederik Ladefoged war auf beiden Seiten des Feldes einmal mehr sehr präsent. Sieben Tore gingen auf sein Konto.

Womit der Bann wieder gebrochen war. Arnor Gunnarsson per Gegenstoß, Arnesson mit seinem zweiten erfolgreichen Schlagwurf der Partie sowie Stutzke und Frederik Ladefoged markierten die Tore zum 13:10-Pausenvorsprung. Die Hoffnung bei den bestens aufgelegten Zuschauern war nun groß, dass die Löwen diesen gegen den fehlerbehafteten Kontrahenten ins Ziel bringen könnten. Und tatsächlich: Genau danach sah es aus. Zunächst war es Stutzke, dann Weck, der jeweils mehrmals aus dem Rückraum traf.

Allerdings fiel nun auch den Gästen das Torewerfen leichter, woran auch der Wechsel im Gehäuse von Johannesson zu Christopher Rudeck vorerst nichts änderte. Beim 20:19 griff Naji erneut mit einer Auszeit ins Spiel ein, setzte diesmal aber den Fokus auf die etwas nachlassende Defensive. MT-Außen Timo Kastening, der kurz zuvor nach langer Verletzung sein erstes Saisontor per Siebenmeter erzielt hatte, scheiterte bei einem weiteren Versuch. Und auch danach blieb Rudeck zwei Mal Sieger, was Ladefoged auf der anderen Seite zu zwei Treffern zum 22:19 ausnutzte.

Das musste doch 14 Minuten vor Schluss genügen – oder? Stutzke ließ es krachen, MT-Coach Roberto Parrondo bat seine Spieler zum Gespräch. Es half nichts. Stutzke war offensiv nicht zu stoppen, während Rudeck immer genau dann entscheidend eingriff, wenn es seinem Team gut tat. Spätestens nach Tom Kare Nikolaisens 27:22 und der nächsten Parade des Keepers waren die Zuschauer in Feierlaune.

Ein letztes Aufbäumen gelang den Nordhessen jedoch noch. Ein Pass ins Aus von Arnesson und ein Stürmerfoul von Ladefoged halfen den Gästen auf dem Weg zum 26:27. Ein drittes Mal unterbrach Naji, ein drittes Mal fruchtete es. Stutzkes achter Treffer der Partie war gleichzeitig sein wichtigster. Das 28:26 war die Entscheidung – daran änderte auch ein weiteres MT-Tor nichts.

„Ich bin froh, dass das letzte Ding durchgerutscht ist“, sagte Stutzke. „Einfach überragend, dass wir mit zwei Punkten aus der Winterpause kommen.“ Das galt vor allem, weil sogar der Coach einräumte, dass er nicht mit dem Erfolg gerechnet hatte. Die Trainingswoche sei aufgrund zahlreicher erkrankter Spieler sehr bescheiden gewesen: „Nikolaisen, Arnesson und Djibril M'Bengue waren längst nicht bei 100 Prozent. Umso unerwarteter war dieser Sieg.“

Zweiter BHC-Sieg jemals gegen Melsungen: „Ein großer Tag“

Außergewöhnlich gute Laune hatte BHC-Geschäftsführer Jörg Föste nach dem 28:27-Erfolg seiner Mannschaft über die MT Melsungen. „Das war ein großer Tag für den BHC“, sagte Föste. Der Verein hat zum zweiten Mal in seiner Historie die Nordhessen niedergerungen. Doch das war für Föste nicht der entscheidende Grund zur Freude. Ihm ging es viel mehr um die Art und Weise, wie die Mannschaft sich den Sieg erarbeitet hat. „Es war eine faszinierende Leistung. Wir hatten schnelle Beine in der Deckung und Melsungen damit vor schwierige Aufgaben gestellt. Das war für mich der Schlüssel für diesen Sieg von unglaublicher Bedeutung.“

Diese ordnete der Geschäftsführer so hoch ein, weil sich die Mannschaft für eine intensive Wintervorbereitung belohnt habe. „Wir haben das Spiel bis zur 52. Minute mit unbändigem Willen dominiert“, lobte Föste. „Das ist eine außerordentliche Bilanz. Melsungen hatte dann mit dem siebten Feldspieler und Andre Gomes Erfolg. Das kann passieren, aber auch dann hat das Team Ruhe bewahrt.“

Auch Trainer Jamal Naji war es wichtiger, dass seine Truppe gegen „einen Gegner wie Melsungen einen Fünf-Tore-Vorsprung herausgearbeitet hat“. Auf die Dramatik zum Schluss hätte er gerne verzichtet, doch Kritik äußerste der 36-Jährige angesichts der Gesamtleistung nicht im Geringsten. Im Gegenteil lobte er Linus Arnesson und Lukas Stutzke exemplarisch. „Melsungen hatte zudem die breitere Bank. Mit den beiden Punkten konnten wir nicht rechen.“

Rund um den Bergischen HC

Personal: Kurzfristig musste der BHC auf Spielmacher Tomas Babak aufgrund muskulärer Probleme verzichten. Erkrankt setzte Linksaußen Tobias Schmitz aus. Er wurde durch den A-Jugendlichen Paul Gießelmann ersetzt. Außerdem fehlten die seit längerem verletzten Simen Schönningsen, Tim Nothdurft und Tom Bergner.

Beschallung: Musik und Durchsagen in der Wuppertaler Unihalle klangen deutlich besser als in den Spielen zuvor. Grund dafür war die Firma Leyendecker, die den BHC seit neuestem in diesem Bereich unterstützt. Der Spezialist für Veranstaltungstechnik sorgte zudem für eine Aufwertung der Beleuchtung und Lichteffekte beim Auflaufen der Teams.

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