Handball
Unbequeme Aufgabe bei enttäuschender HSG Wetzlar
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Bundesliga: Der BHC tritt am Sonntag bei einem Kontrahenten an, der in dieser Saison erst einen Heimsieg auf dem Konto hat.
Von Thomas Rademacher
24:23 gewann der Bergische HC das Hinspiel gegen die HSG Wetzlar – glücklich, nachdem der letzte Wurf von Jonas Schelker an den Pfosten knallte. Für die zu diesem Zeitpunkt kriselnden Löwen war es der Aufgalopp eines Laufs, der inzwischen auf 16:8-Punkte angewachsen ist. Wetzlar hingegen blieb in der Tabelle der Handball-Bundesliga unten drin. 4:20-Zähler gab es seit der Niederlage in der Wuppertaler Unihalle. Insgesamt haben die Mittelhessen seit Anfang Oktober einen Negativlauf von 4:26-Punkten, ohne auch nur einen von der Habenseite in der heimischen Buderus-Arena eingefahren zu haben. Daran soll sich nach Wunsch des BHC auch am Sonntagnachmittag (16.05 Uhr) nichts ändern.
„Ich bin völlig planlos, was in Wetzlar los ist“, sagt Löwen-Trainer Jamal Naji. „Da zeigt sich, welche Kraft Psychologie hat.“ Der Wetzlarer Kader sollte eigentlich über jeden Zweifel erhaben sein. Mit Lenny Rubin verfügen sie über einen Rückraumspieler, der auch den BHC in der Vergangenheit schon in Grund und Boden gespielt hat. Till Klimpke gehört zu den anerkanntesten Torhütern der Liga, der trotz der Wetzlarer Krise immer noch knapp 30 Prozent der Bälle abwehrt. „Die Flügelspieler sind gut, der Tempoimpuls gefällt mir, und Magnus Fredriksen ist ein starker Mittelmann“, sagt Naji, der die HSG mindestens als klassisches Mittelfeldteam einordnet. „Nach der Winterpause hatte ich den Eindruck, dass sie sich fangen.“ Der Coach erinnert sich an das Viertelfinale des DHB-Pokals, als die Mittelhessen die SG Flensburg-Handewitt auswärts am Rande einer Niederlage hatten, nach Verlängerung aber 28:29 verloren. In der Bundesliga folgten vier teilweise deftig hohe Pleiten.
„Wir wissen, dass Wetzlar enorm unter Druck steht und um jeden Zentimeter kämpfen wird“, sagt BHC-Kapitän Fabian Gutbrod. „Dafür müssen wir bereit sein.“ Nicht immer konnte der BHC Formschwächen seiner Gegner in jüngerer Vergangenheit ausnutzen. Gefahr, die HSG zu unterschätzen, sehen Naji und Gutbrod aber ohnehin kaum. Dafür sei die Kaderqualität schlichtweg zu hoch. „Es ist schon einigermaßen bemerkenswert, dass sie so große Probleme haben“, findet Gutbrod. „Aber wir müssen auf uns schauen, unser Ding durchziehen. Dann haben wir auch gute Chancen, das Spiel zu gewinnen.“
Wichtig sei es, so Naji, von Anfang an für klare Verhältnisse zu sorgen: „Wir müssen schnell deutlich machen, dass wir dort sind, um die Punkte mit nach Hause zu nehmen.“ Sollte dies gelingen, gleicht der BHC sein Punktekonto wieder auf 22:22 aus, ein einstelliger Tabellenplatz winkt darüber hinaus. Gleichzeitig müsste Wetzlar mit mickrigen neun Punkten weiter darauf hoffen, dass Minden (6) und Hamm (5) auf den Abstiegsplätzen nicht in Schwung kommen.
Die Länderspielpause hat dem BHC-Kader nicht geschadet. Lukas Stutzke, Tom Kare Nikolaisen, Elias Scholtes und Isak Persson sind wohlbehalten zurückgekommen. Die Spielmacher Linus Arnesson und Tomas Babak hatten Zeit, ihre Muskelfaserrisse auszukurieren. „Beide sind wieder ins Training eingestiegen, und wir müssen schauen, wie belastbar sie sind“, sagt Naji, der in den Einheiten stark auf die Verbesserung von individuellen Qualitäten gesetzt hat. Am Tempospiel, das der 36-Jährige unbedingt noch verbessern möchte, konnte er aufgrund fehlender Spieler nicht immer wie gewünscht arbeiten.
Nach längerer Verletzung zurück in die Aufstellung rückt Linkshänder Simen Schönningsen. Und Gutbrod, der mit Achillessehnenproblemen zuletzt einmal fehlte und einmal antrat? „In der Pause konnte ich mich noch in Ruhe behandeln lassen. In dieser Woche bin ich wieder voll ins Training eingestiegen“, erzählt der Kapitän.
Etat: Im Rahmen des BHC-Partnertreffs berichtete Geschäftsführer Jörg Föste von einer notwendigen Umsatzerhöhung von 25 Prozent, um in der Bundesliga standzuhalten. In dieser Saison hatte der Club für den Erstliga-Spielbetrieb 3,7 Millionen Euro veranschlagt. Der Gesamtetat für die Spielzeit 2023/24 würde also bei etwa 4,63 Millionen Euro liegen.
Bilanz: Von 19 Bundesligaspielen gingen neun an den BHC und acht an Wetzlar. Zwei Mal endete das Duell remis.
Fanbus: Es gibt noch ein paar Plätze für die Tour nach Wetzlar mit dem Fanclub Bergische Handball Löwen. Abfahrt ist um 12 Uhr. Alle Infos: 0163/2348937