Handball

Scholtes überrascht im Topspiel sogar seinen Trainer

Elias Scholtes bewies aus dem Rückraum gewaltige Durchschlagskraft. Dieser hatte auch der SC Magdeburg nichts entgegenzusetzen.
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Elias Scholtes bewies aus dem Rückraum gewaltige Durchschlagskraft. Dieser hatte auch der SC Magdeburg nichts entgegenzusetzen.

Handball-Bundesliga: Für die 34:38 (17:16)-Niederlage gegen den SC Magdeburg bekommt der BHC zwar keine Punkte, aber viel Anerkennung.

Von Thomas Rademacher

Gerade vier Tage war es her, dass sich der Bergische HC im kontrollierten Angriff enorm schwergetan hatte. Dem 28:37 bei Frisch Auf Göppingen folgte gegen den SC Magdeburg zwar die zweite Niederlage in der Handball-Bundesliga hintereinander, doch beim 34:38 (17:16) glänzte der BHC offensiv. Elias Scholtes war ein entscheidender Faktor, dass sich der Deutsche Meister in der stimmungsvollen Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle des Sieges nie sicher sein durfte. Der 19-Jährige durfte erstmals beginnen und erzielte neun, teilweise spektakuläre und vor allem wuchtige Tore. Mit 127,7 (zum 12:12) und 126,3 Kilometern pro Stunde (zum 21:20) lag er in dieser Bilanz auch vor allen Magdeburgern.

„Dass er eine gute Leistung zeigt, hatte ich schon erwartet“, sagte Trainer Jamal Naji. „Die Trainingsleistung von ihm ist einfach überragend. Er lernt unheimlich schnell und versteht unsere Spielidee immer mehr. Dazu gibt er wirklich immer Vollgas.“ Aber: Dass der Rückraum-Linkshänder das Vertrauen mit einer so grandiosen Vorstellung in der Offensive und neun Toren zurückzahlt, „hat mich dann auch überrascht“. Der Coach beschrieb den Auftritt seines Schützlings als Eskalation im positiven Sinne.

„Ich bin natürlich mit meiner eigenen Leistung zufrieden“, sagte Scholtes. „Als ich wusste, dass ich den Start bekomme, bin ich vor dem Spiel noch mal in mich gegangen, um alles abrufen zu können. Das hat gut geklappt.“ Und Kapitän Linus Arnesson betonte, dass dem 19-Jährigen sein junges Alter nicht anzumerken gewesen sei.

Auf dem Feld streute Rückraum-Allrounder Alexander Weck fast schon nebenbei denselben Pass zum Kempa-Trick ein, der schon gegen den ASV Hamm-Westfalen funktioniert hatte. Ein scheinbar in der Luft stehender Scholtes hatte vor zwei Wochen den Ball gefischt und so den letzten Treffer der Partie erzielt – der übrigens zur Auswahl beim Tor des Monats März gehört. Gegen Magdeburg wiederholte das Duo dieses Kunststück in nahezu identischer Version. „Es hat mir insgesamt gefallen, wie kreativ wir im Angriff waren“, fand Naji. So besorgte Weck auch für einen weiteren herausragenden Treffer die Vorarbeit. Der 22-Jährige zog zur Mitte, legte hinter dem Rücken per Aufsetzer zum einlaufenden Noah Beyer ab, der vollstreckte.

„Wir können stolz sein auf die Leistung und Einstellung der Mannschaft“, meinte Geschäftsführer Jörg Föste. „Es war ein sehr ansehnliches Spiel – technisch hervorragend und flexibel.“ Dass es nicht zum Sieg gereicht hat, lag vor allem an der individuellen Qualität des Gegners. Den zweikampfstarken Gisli Kristjansson nahmen die Löwen aus dem Spiel. „Leider gab es dann Michael Damgaard und Kay Smits“, sagte Arnesson. Das Duo war nicht zu stoppen, erzielte zusammen 24 der 38 Magdeburger Tore.

„Es hat mir gefallen, wie kreativ wir im Angriff waren.“

Jamal Naji, BHC-Trainer

„Wir haben zumindest in vielen Phasen auch gut verteidigt“, analysierte Naji. „Wir haben die Magdeburger zu Fehlern gezwungen. Dass sie einige freie Würfe bekommen, hatten wir einkalkuliert.“ Um für die Überraschung infrage zukommen, hätten Peter Johannesson oder Christopher Rudeck im Tor heiß laufen müssen. Paraden hatte zwar insbesondere Erstgenannter vor der Pause, doch das Glück, die Schüsse aus der Nahdistanz zu halten, war beiden nicht vergönnt. Naji: „Und das ist überhaupt kein Vorwurf. Letztlich gehörte es zur Idee – aber es war ein Gezocke.“

Weh tat dem BHC der Ausfall von Lukas Stutzke nach der ersten Hälfte. Der Rückraum-Rechtshänder hatte den Ellenbogen von Kay Smits abbekommen und konnte mit flauem Gefühl nicht mehr weiterspielen. „Er hat gefehlt – vor allem auch als Entlastung im Innenblock für Frederik Ladefoged und Tom Kare Nikolaisen“, sagte der Trainer. „Es war uns dann schon anzumerken, dass die Kräfte irgendwann nachließen.“

Bundesliga

Bergischer HC – SC Magdeburg 34:38 (17:16)

Bergischer HC: Johannesson, Rudeck; Scholtes (9), Beyer (7), Arnesson (7, 2), Persson (4), Weck (2), Ladefoged (2), Babak (1), Nikolaisen (1), Stutzke (1), M'Bengue, Schmitz, Gutbrod, Szücs, Nothdurft

SC Magdeburg: Jensen, Portner; Smits (14, 6), Damgaard (10), Hornke (4), Musche (2), Kristjansson (2), O'Sullivan (2), Bergendahl (2), Pettersson (1), Mertens (1), Meister, Chrapkowski, Lipovina, Bezjak

Zuschauer: 3316

Schiedsrichter: Christian und David Hannes (Leverkusen / Köln)

Zeitstrafen: BHC 2 (Nikolaisen 2) / SCM 2 (O'Sullivan, Bergendahl)


SG Flensburg-Handewitt - SC DHfK Leipzig 30:27
TSV Hannover-Burgdorf - Füchse Berlin 32:33
Frisch Auf Göppingen - HSG Wetzlar 26:28
THW Kiel - SC Magdeburg So., 14.00
Rhein-Neckar Löwen - VfL Gummersbach So., 16.05
Bergischer HC - HSV Hamburg So., 16.05
HC Erlangen - ASV Hamm-Westfalen So., 16.05
TSV GWD Minden - TBV Lemgo-Lippe So., 16.05

 1. Füchse Berlin 25 802:710 41:9 

 2. THW Kiel 24 764:652 40:8 

 3. SC Magdeburg 25 821:724 40:10

 4. SG Flensburg-Handewitt 25 776:661 39:11

 5. Rhein-Neckar Löwen 25 835:736 37:13

 6. TSV Hannover-Burgdorf 26 753:743 30:22

 7. HSV Hamburg 24 719:705 26:22

 8. Bergischer HC 25 685:709 24:26

 9. MT Melsungen 26 690:703 24:28

10. SC DHfK Leipzig 26 753:768 24:28

11. HC Erlangen 23 701:700 22:24

12. VfL Gummersbach 25 732:746 22:28

13. TBV Lemgo-Lippe 25 721:748 21:29

14. Frisch Auf Göppingen 26 714:746 17:35

15. TVB 1898 Stuttgart 26 680:762 16:36

16. HSG Wetzlar 26 673:744 13:39

17. TSV GWD Minden 23 610:707  9:37

18. ASV Hamm-Westfalen 25 641:806  5:45

Personal

Arnor Gunnarsson musste kurzfristig mit Rückenproblemen gegen Magdeburg passen. Ob der Isländer ausfällt, ist noch offen. Wieder auf der Bank saß hingegen Tim Nothdurft. Der Linksaußen hat seine Handverletzung überstanden. „Er hätte gespielt, wenn mit Noah Beyer etwas passiert wäre“, erläutert Trainer Jamal Naji. „Am Sonntag in Hamburg könnte seine Rolle schon größer sein.“

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