Handball-Bundesliga: Die letzte Aktion der Schwaben in der Wuppertaler Unihalle trifft den BHC ins Mark: Niederlage mit 25:26 (15:13). Analyse und Stimmen von Trainer und Torhüter.
Von Thomas Rademacher
Solingen. Eine Minute vor dem Ende hat der Bergische HC beim Stand von 25:25 gegen den TVB Stuttgart den Ball. Doch das Bild der zweiten Halbzeit setzt sich fort. Die Löwen reiben sich in diesem Bundesligaspiel offensiv auf, kommen nicht zu einer guten Wurfchance. Linus Arnesson muss es aus nahezu auswegloser Position versuchen und scheitert.
Die Enttäuschung bei den 2673 Fans in der Wuppertaler Unihalle ist bereits zu spüren – doch es wird noch dicker kommen. Fünf Sekunden haben die Schwaben noch, Torhüter Miljan Vujovic wirft den Ball in letzter Verzweiflung über das gesamte Feld. Daniel Fernandez kommt in den Kreis fliegend heran und bekommt Kontakt von Arnor Gunnarsson. Den fälligen Siebenmeter verwandelt der Spanier selbst und trifft die BHC-Handballer damit ins Mark. Das 25:26 (15:13) gehört zu den bittersten Saisonniederlagen.
Der Start in die Partie war dem BHC gelungen. Erneut verzichtete Trainer Jamal Naji auf einen Angriff-Abwehr-Wechsel und erzeugte dadurch viel Tempo. So traf Noah Beyer genauso wie Tomas Babak nach der schnellen Mitte. Der hervorragend ins Spiel gekommene Torhüter Peter Johannesson erzielte in Überzahl nach einer Parade seinen ersten Saisontreffer. Es lief vieles für die Löwen, die vor allem in der Deckung überzeugten und beim 11:7 ihre höchste Führung innehatten.
Nachdem Lukas Stutzke es zum wiederholten Mal aus dem Rückraum hatte krachen lassen, verließ Silvio Heinevetter nach nur einer Parade sein Gehäuse und machte Platz für Miljan Vujovic. Der hielt zwar auch nicht überragend, doch die Schwaben kamen nun besser rein. Der BHC hatte Mühe, zwingende Chancen zu kreieren und leistete sich zudem ein paar Fehler – etwa durch Linus Arnesson beim Versuch eines Anspiels an den Kreis.
Der Schwede war es aber auch, der seine Sprungkraft nutzte, um mit Gewalt zu treffen. Vor der Pause spielten die Löwen noch einen Angriff auf den Punkt, den Frederik Ladefoged zum 15:13 verwertete und damit seine Farben mit guten Aussichten in die Kabine schickte.
Doch der Trend setzte sich nach Wiederanpfiff fort. Der BHC brachte nicht die euphorisierende Vorstellung der ersten Minuten auf die Platte. Offensiv fand die Mannschaft kaum Lösungen. Die Stuttgarter agierten effektiver und kamen zudem zu Kontern. Jorge Serrano erzielte beim 17:16 die erste Führung. Und der Spanier legte das 18. Tor erneut per Gegenstoß nach. Noah Beyer beendete die Durststrecke der Gastgeber, doch die Schwaben behielten ihren kleinen Vorteil.
Der BHC glich zwar durch Tomas Babak beziehungsweise Arnesson aus, leistete sich aber auch Ballverluste, die wehtaten. Umgekehrt hatten die Hausherren Chancen, das Spiel schnell zu machen, doch sie stellten sich dabei nicht besonders geschickt an. So rieb sich die Truppe weiter im Positionsangriff auf. Ein einfaches Tor von Alexander Weck zum 21:22 half genauso wie Noah Beyer, der akrobatisch zum 25:25 traf.
Der entscheidende Punkt ist für mich, dass wir es nicht unbedingt wollten.
Dies war aber gleichzeitig das letzte Erfolgserlebnis der Löwen. Und eigentlich wäre es dem Spielverlauf wohl gerecht geworden, wenn es auch das letzte Tor der Partie gewesen wäre. Fernandez hatte etwas dagegen. „Auch wenn wir gekämpft haben: Der entscheidende Punkt ist für mich, dass wir es nicht unbedingt wollten“, sagte Torhüter Peter Johannesson. „Die Stuttgarter hatten das mehr – sie haben 200 Prozent gegeben.“
-trd-Die letzte Szene, die zur 25:26-Niederlage des BHC gegen Stuttgart führte, war natürlich auch nach dem Spiel großes Thema. „Der Pfiff war völlig richtig“, sagte BHC-Trainer Jamal Naji mit Blick auf den in letzter Sekunde den Schwaben zuerkannten Siebenmeter. „Es war natürlich ein Sonntagpass. Der Gegenspieler hatte keinen Blick zum Ball, aber der muss eben auch erstmal sein Ziel finden.“ Einen Vorwurf wollte Naji Arnor Gunnarsson, der sich sofort gewaltig ärgerte, aber nicht machen. „So etwas widerfährt uns hoffentlich nicht noch mal“, fasste der Coach den Gesamtablauf der Schlusssequenz zusammen.
Dass der BHC es dazu nicht hätte kommen lassen müssen, stand außer Frage. „In der ersten Halbzeit hatten wir noch gute Lösungen, leisten uns aber sieben technische Fehler. In der zweiten Hälfte gewinnen wir kaum noch Zweikämpfe, und der Ball läuft einfach nicht mehr gut“, erläuterte Naji. „Die größte Abweichung zum Gegner gab es aber beim Tempospiel. Das hat Stuttgart viel besser gemacht.“
Dass der BHC nicht genug Leidenschaft an den Tag gelegt hätte, wie es Torhüter Peter Johannesson kritisierte, sah der Coach nicht. „Zumindest hatte ich diesen Eindruck während des Spiels nicht. In Flensburg (beim 17:30 eine Woche zuvor, Anm. d. Red) war das der Fall. Aber hier eher nicht.“
Johannesson wollte nicht behaupten, dass das Team lustlos agiert habe. „Aber uns hat doch noch was gefehlt, um unsere Heimhalle zu verteidigen. Wir haben nicht alles investiert, was möglich war“, stellte der Keeper klar. Die taktische Analyse fiel ihm kurz nach dem Spiel schwer, doch seinen Eindruck beschrieb der 30-Jährige offen.
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