Handball
„Klingenhölle“ feiert eine irre Aufholjagd
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Bundesliga: Bergischer HC macht aus dem 15:20-Rückstand einen 25:23-Sieg.
Von Jürgen König
Starke 9:3-Punkte hat der Bergische HC bislang in seinen Heimspielen in der Klingenhalle geholt, lediglich gegen die HSG Wetzlar mit einem Rumpfkader glatt verloren. Am Donnerstagabend ist der nächste Dämpfer nach zuletzt zwei schwächeren Leistungen eigentlich perfekt. Eigentlich, denn der 15:20-Rückstand in der 42. Minute gegen die TSV Hannover-Burgdorf ist noch lange nicht die Schlusssequenz eines aufregenden Bundesliga-Spiels. Ein fantastischer 9:1-Lauf versetzt die Klingenhalle in Ekstase und macht aus ihr die berühmte „Klingenhölle“. Christopher Rudeck mit serienweise Top-Paraden im Tor, Max Darj mit dem ersten Ausgleich, David Schmidt mit der Premieren-Führung – sie und die anderen Löwen werden zu Helden und dürfen gemeinsam mit 1516 Fans den nicht für möglich gehaltenen 25:23 (11:15)-Sieg feiern. „Wir sind mega glücklich, dass wir das Spiel noch gewonnen haben“, freute sich BHC-Trainer Sebastian Hinze.
Gleich zu Beginn war Tomas Mrkva zwei Mal auf dem Posten, aber Nutzen konnten die Gastgeber aus den Aktionen ihres Torhüters zunächst nicht ziehen. Zu viele Angriffe verpufften, der Siebenmeter von Linus Arnesson landete an der Latte. Mit gutem Spiel über den Kreis und Vollstrecker Tom Kare Nikolaisen blieb man dennoch in Schlagdistanz, ehe der Norweger doppelt an Hannovers Schlussmann Domenico Ebner scheiterte. Mit dem 3:6-Rückstand nach zehn Minuten standen die Löwen erstmalig unter Druck.
Die Recken überzeugten insbesondere in Person von Veit Mävers. Deutschlands Spielmacher-Hoffnung setzte seine Nebenleute gekonnt ein und traf selbst zuverlässig. Die Bergischen lösten es derweil zusehends im Kollektiv, Ex-Bundestrainer Christian Prokop griff beim 9:8 seiner Recken (19.) zur ersten Auszeit der Partie. Und die wirkte, weil Ebner mittlerweile mehr parierte als Mrkva und Hannovers Aktionen über Kreisläufer Justus Fischer durchweg zu Toren führte.
BHC siegt nach Rückstand gegen Hannover




Mit Rückraum-Linkshänder Nejc Cehte hatten die Gäste einen weiteren Trumpf, der für deren 12:9-Führung (24.) verantwortlich zeichnete – das Signal für Sebastian Hinze, Christopher Rudeck zwischen die Pfosten zu stellen und David Schmidt nach Verletzungspause in den Rückraum zu beordern. Der deutsche Nationalspieler hatte kurz vor dem Halbzeitpfiff noch die Chance, zumindest auf 12:15 zu verkürzen, aber der Wurf ging über das Tor. Es war eine symptomatische Szene für eine schwache erste Hälfte.
Eine bessere Abschlussquote gegen Ebner, weniger Raum für Hannovers Kreisläufer und Cehte – das waren Grundvoraussetzungen, um das Ruder noch herumzureißen. Es sollte zunächst anders kommen: Cehte traf weiter, und der lange auf höchstem Niveau agierende Ebner entnervte Tom Bergner sowie Simen Schönningsen. Aber das Hinze-Team bewies mit seiner effektiven 5:1-Abwehr Moral. Rudeck verhinderte mit Glanzparade das 12:18, Jeffrey Boomhouwer traf zwar nicht alles, stellte aber auf 15:18 (41.) – Auszeit Hannover, das sich noch mal auf 20:15 absetzte, um dann die „Klingenhölle“ zu erleben. Ein 4:0-Lauf brachte die Löwen zurück. Sensationell: Rudecks Fußabwehr, nach der der Ball bei doppelter Zeitstrafe der TSV über das ganze Feld den Weg ins gegnerische Tor fand. „Vielleicht brauchte es diese kuriose Situation“, sagte der Keeper. Es war der späte Wendepunkt. Die Party konnte losgehen. Happy End inbegriffen.
Rund um den BHC
Personal: Arnor Gunnarsson musste kurzfristig aufgrund einer Corona-Infektion passen. Dafür stand Yannick Fraatz wieder auf dem Spielberichtsbogen, nachdem er sich hatte freitesten dürfen. David Schmidt kam nach einer Oberschenkelverletzung ebenfalls zurück, Fabian Gutbrod (Schulter) fehlte erwartungsgemäß.
Ausblick: Kommende Woche ist in der Bundesliga Pause, weil die Spieler mit ihren Nationalteams aktiv sind.
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