Handball
Wohin führt der Weg des BHC in dieser Saison?
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Handball-Bundesliga: Der Bergische HC hat seit Anfang November 14:4-Punkte geholt und bewegt sich damit in der Liga-Spitze.
Von Thomas Rademacher
Ende Oktober herrschte bereits ein wenig Nervosität im Umfeld des Bergischen HC. Sogar Jörg Föste räumt ein, Ergebnissorgen gehabt zu haben. „Bei aller Zeit, die das Team benötigt, um sich zu finden und entwickeln, braucht es zwischendurch auch Ergebnisse“, sagt der Geschäftsführer im Rückblick auf 4:14-Punkte in der Handball-Bundesliga. Das Wort „Abstiegskampf“ ging beim BHC damals noch niemandem über die Lippen, doch der Elefant stand langsam, aber sicher im Raum. Etwas mehr als drei Monate später hat sich das Blatt gewendet, um nicht zu sagen: gespiegelt. 14:4-Zähler hat der BHC seit Anfang November geholt, dabei nur ein Mal verloren und in mehreren Spielen – unter anderem zuletzt gegen die MT Melsungen – eine sehr starke Leistung gezeigt.
Das 28:27 (13:10) stand beispielhaft für die Entwicklung der Mannschaft in den vergangenen Monaten. Sie hat sich vor allem defensiv gesteigert und in Frederik Ladefoged, Tom Kare Nikolaisen und Lukas Stutzke drei starke Innenblockspieler. Durch die dort gewonnene Sicherheit funktioniert es auch im Angriff besser – nicht nur, wenn der BHC auf Tempo bei Kontern setzt, sondern auch im Positionsangriff. Gute Aktionen in der Abwehr verringern den Erfolgsdruck auf der anderen Seite – was es einfacher macht.
Linus Arnesson ist ganz klar Anführer auf dem Feld. Er hat gegen die MT einmal mehr eine herausragende Leistung gezeigt. Der Kapitän ist torgefährlich und hat gleichzeitig ein fantastisches Auge für den Kreis. Fünf Treffer und sieben Vorlagen gingen auf das Konto des Schweden, der im Zentrum auf sich alleine gestellt war, weil der in der Hinrunde überragende Tomas Babak mit muskulären Problemen fehlte.
„Wenn wir das noch optimieren, können wir noch einiges reißen.“
Gegen Melsungen standen freilich noch weitere starke BHCer auf dem Feld: Peter Johannesson und Christopher Rudeck hatten ihren Anteil zwischen den Pfosten, Lukas Stutzke war unheimlich torgefährlich, und Alexander Weck stellte seine neu hinzugewonnenen Qualitäten im rechten Rückraum unter Beweis. „Es ist nicht meine Idealvorstellung von Handball“, sagt Trainer Jamal Naji. „Aber es war eine wirklich gute Leistung von uns.“
14:4-Punkte in Serie bedeuten 18:18-Zähler in der Tabelle und Rang neun. Seit Anfang November hat in der Bundesliga nur der SC Magdeburg (3) weniger Punkte verloren. Der THW Kiel und Spitzenreiter Füchse Berlin haben ebenfalls vier Zähler abgegeben, der Rest der Liga mehr. Naji dürfte es genießen, doch er geht so weit, dass er sagt: „Das bedeutet mir gar nichts. Wir wollen uns nicht über Punkte definieren, sondern darüber, wie wir auftreten, und, welche Entwicklung wir nehmen.“ Damit ist er aktuell zufrieden, aber zu Beginn der Spielzeit war er trotz der schlechteren Resultate auch nicht komplett unzufrieden.
„Wir bleiben bodenständig. Bescheidenheit im Erfolg ist wichtig. Genauso wichtig ist es, Selbstvertrauen bei Misserfolg auszustrahlen“, erläutert der 36-Jährige. „Es kommt sicher noch einmal eine Phase, in der wir nicht die Ergebnisse holen, die wir uns wünschen.“
Welchen Einfluss das Nervenkostüm hat, zeigt sich in dieser Saison besonders auffällig. Der Ehrgeiz war von Anfang an groß, doch in den entscheidenden Situationen gewann oft der Gegner – so hieß es etwa gegen die Rhein-Neckar Löwen und den TVB Stuttgart 26:27, weil der Kontrahent in letzter Sekunde traf. Solche Spiele verliert der „neue“ BHC nicht. Das Vertrauen in die eigenen Stärken ist so groß, dass die Löwen am Ende trotz Rückschlägen die Nerven behalten. In Hannover überstanden sie einen 29:29-Ausgleich vor 9000 Zuschauern und gewannen 32:30. Gegen Melsungen vertändelten sie einen 27:22-Vorsprung – und trafen, als sie es mussten, zum 28:26 durch Stutzke.
„Ich hatte den Eindruck, dass wir die schwierigen Dinge unfassbar gut machen“, sagte Jörg Föste mit Blick auf das Match gegen Melsungen. „Die leichteren Dinge lassen wir aber vielleicht etwas fahrlässig liegen.“ Gemeint waren vor allem ein paar einfache Fehler im Tempospiel. „Wenn wir das noch optimieren, können wir noch einiges reißen in dieser Saison.“ Wie genau das aussehen könnte? Auf einem einstelligen Tabellenplatz steht der BHC bereits. Ab Rang sechs darf man von Europa träumen. Bis dahin gilt aber gewiss: Bodenständig bleiben. Würde zumindest Jamal Naji sagen.