Handball

Führt der BHC-Weg über Gummersbach nach Europa?

An der von Trainer Jamal Naji geforderten Energie mangelt es Elias Scholtes nicht. Sein Zug zum Tor ist nicht zu bändigen.
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An der von Trainer Jamal Naji geforderten Energie mangelt es Elias Scholtes nicht. Sein Zug zum Tor ist nicht zu bändigen.

Bundesliga: Die Löwen sind am Donnerstagabend zum bergischen Derby in der ausverkauften Schwalbe-Arena zu Gast.

Von Thomas Rademacher

Der 34:30-Sieg des Bergischen HC gegen die Füchse Berlin hatte alles, was sich der Großteil der Fans in der Mitsubishi Electric Halle wünschen konnte: Energie, Härte, viele Tore und das richtige Ergebnis. Vier Spieltage vor Schluss hat Trainer Jamal Naji sein Team offenbar da, wo er es von Anfang an haben wollte. „Die Mentalität stimmt. Das hat sich in den letzten drei Spielen gezeigt“, sagt Geschäftsführer Jörg Föste. „Ich habe für den restlichen Verlauf der Serie nicht den geringsten Anlass, daran zu zweifeln, dass wir das jetzt durchziehen.“ Was noch drin ist? Theoretisch sehr viel. Ein Sieg am Donnerstagabend (19.05 Uhr, Schwalbe-Arena) beim VfL Gummersbach könnte die Tür zu völlig neuen Perspektiven öffnen.

„Ein Sieg dort wäre wunderbar“, meint Föste. „Wir legen hoffentlich die gleiche Leidenschaft an den Tag wie gegen die Füchse. Dann ist mir davor nicht bange.“ Tatsächlich hat der BHC im Match gegen die Berliner zum dritten Mal in Folge das Gesicht gezeigt, das Naji sehen möchte. „Wir sind stabiler geworden, haben die nötige Energie in der Abwehr“, freut sich der Coach, der mit der Mannschaft nach dem trostlosen 28:38 in Lemgo am 22. April eine langwierige Aufarbeitung betrieben hat. „Ob es jetzt daran lag, möchte ich nicht abschließend beurteilen. Aber es haben einzelne Spieler später betont, dass es ihnen gutgetan habe, die Gruppen- und Einzelgespräche im Nachgang zu führen.“

100-prozentig sicher, dass er kein Lemgo-, Göppingen- oder Hamburg-Déjà-vu mehr erleben müsse, ist sich Naji zwar nicht. „Dafür sehen wir solche Leistungen bei anderen Bundesligisten auch immer wieder.“ Aber: „Aktuell halte ich eine Wiederholung eines solch ernüchternden Erlebnisses für schwer vorstellbar.“

In Gummersbach dürfte die Gefahr ohnehin gering sein. Schließlich geht es im bergischen Derby seit eh und je hitzig zu. Das Hinspiel in der ausverkauften Klingenhalle endete 30:30 – die Emotionen kochten so hoch, dass Christopher Rudeck und Tomas Babak Zeitstrafen wegen Meckerns kassierten. „Die Faszination des Derbys kann ich komplett nachvollziehen. Das ist für mich auch im Umfeld spürbar“, sagt Jamal Naji. „Es ist kein Spiel wie jedes andere, auch wenn es am Ende des Tages um zwei Punkte geht – wie sonst auch.“

In der Vorbereitung ist das Match nicht nur taktisch anders als die beiden jüngsten Partien in Magdeburg und gegen Berlin. „Gegen zwei Mannschaften, die kurz vor dem Saisonende um die Deutsche Meisterschaft kämpfen, haben wir wenig zu verlieren. Das ist gegen Gummersbach anders. Es ist ein Spiel auf Augenhöhe. Die Kaderqualität ist in etwa genauso gut wie unsere“, urteilt der Coach. Das bestätigt ein Blick auf die Tabelle. Der BHC hat als Achter zwei Punkte mehr als die zwei Plätze dahinterliegenden Oberbergischen.

Als Aufsteiger absolviert der VfL eine herausragende Saison und verfügt mit Julian Köster und Dominik Mappes über eine starke Rückraum-Achse. „Eine hervorragende Entwicklung hat auch Tibor Ivanisevic im Tor hingelegt“, weiß Naji, der von Anfang an überzeugt war, dass Gummersbach nicht in den Abstiegskampf geraten würde. „Dass sie mit einem teilweise aber auch sehr jungen Kader so konstant auftreten, ist bemerkenswert“, findet der 36-Jährige.

Die Vorfreude auf das Derby ist groß. Das zeigt auch der Vorverkauf. Die Schwalbe-Arena ist bis auf wenige Einzelplätze bereits zu Wochenbeginn ausverkauft. „Es wird laut“, sagt der Trainer aus Erfahrung. Mit dem TuSEM Essen trat er voriges Jahr in der 2. Liga vor 3900 Zuschauern dort an und verlor 23:29.

Das soll mit dem BHC anders werden. Gelingt das Vorhaben, schrauben die Löwen ihr Punktekonto auf 32:30. Der sechste Platz, der regelmäßig zur Teilnahme an der European League reicht, wäre völlig unverhofft plötzlich wieder in Reichweite. Naji: „Das ist für mich ganz weit weg. Ich lebe für mich ganz gut damit, den Fokus immer auf die nächsten Aufgaben zu lenken.“ Keine Frage, der Sprung auf Rang sechs wäre nach einigen Aufs und Abs in dieser Saison eine Sensation – und auch nach einem Erfolg in Gummersbach noch immer unwahrscheinlich: Schließlich muss der BHC noch zu den Rhein-Neckar Löwen und empfängt danach Spitzenreiter THW Kiel. Trotzdem: Nach dem Erfolg über Berlin darf man doch sicher auch mal ein bisschen träumen.

Personal: Lukas Stutzke ist gegen Berlin umgeknickt. Ob er in Gummersbach antreten kann, entscheidet sich kurzfristig. Auch die Rückkehr von Djibril M'Bengue (Reizung im Knie) ist noch nicht sicher. Fehlen werden Tom Bergner und Csaba Szücs.

Bilanz: Das bergische Derby findet zum 14. Mal statt. Ausgeglichener könnte es aktuell nicht stehen. Beide Teams gewannen je sechs Mal, im Hinspiel gab es das einzige Remis.

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