Handball

Das Kryptonit des BHC heißt SG Flensburg

Finstere Mienen an der Bank des Bergischen HC: Peter Johannesson (v.l.), Lukas Stutzke, Co-Trainer Peer Pütz und Chefcoach Jamal Naji konnten zeitweise offenbar selbst kaum glauben, wie der BHC in Flensburg auftrat.
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Finstere Mienen an der Bank des Bergischen HC: Peter Johannesson (v.l.), Lukas Stutzke, Co-Trainer Peer Pütz und Chefcoach Jamal Naji konnten zeitweise offenbar selbst kaum glauben, wie der BHC in Flensburg auftrat.

Bundesliga: Der Bergische HC kassiert beim 17:30 (6:18) die zweite Packung der Saison gegen die Nordlichter.

Von Thomas Rademacher

Mit 5:14 hatte der Bergische HC im Hinspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt rekordverdächtig hoch zur Pause hinten gelegen und letztlich 18:31 verloren. Das war gleichzeitig die höchste Heimniederlage seit der Saison 2011/12. Im Rückspiel bei den Norddeutschen erwischte es die BHC-Handballer in der ersten Halbzeit sogar noch dicker. Dem 6:18 nach 30 Minuten folgte eine 17:30-Pleite und damit die zweite Bundesliga-Niederlage seit dem 29. Oktober 2022. Beide Male war es gegen Flensburg, beide Male war es schier unfassbar deutlich. Was für Superman das Kryptonit, ist für den BHC in dieser Saison die SG Flensburg-Handewitt.

In den ersten Minuten hatte es nicht einmal nach einer solch deftigen Niederlage ausgesehen. Lukas Stutzke setzte sich zweimal gut durch und traf zum 1:0 und 2:1 für die Gäste. Torhüter Peter Johannesson parierte den ersten Ball und blieb auch beim Siebenmeter gegen Johan Hansen Sieger. Doch danach kamen die Flensburger in Schwung – und wie: Aaron Mensing traf aus dem Rückraum nach Belieben, auch Mads Mensah und Magnus Röd donnerten die Kugel aus der Distanz für die SG in die Maschen.

Auf der anderen Seite gelang den Gästen nur noch wenig. Sie leisteten sich technische Fehler, Stürmerfouls, harmlose Abschlüsse und scheiterten regelmäßig an Kevin Möller. Der Flensburger Schlussmann hatte zur Halbzeit mehr als 60 Prozent der Bälle auf seinen Kasten gehalten und schloss die Begegnung mit einer Fangquote von knapp 53 Prozent ab. BHC-Coach Jamal Naji versuchte, zu justieren. Er nahm in der 20. Minute bereits seine zweite Auszeit, doch alle Wechsel brachten keine nennenswerten Verbesserungen. Der wieder einsatzbereite Tomas Babak blieb im Abschluss genauso glücklos wie Linus Arnesson.

Beim 6:16-Rückstand kam Louis Oberosler zu seinem Bundesliga-Debüt. Dem für Johannesson eingewechselte Keeper gelang zügig seine erste Parade, und bis zum Schlusspfiff hielt er sieben Bälle (33 Prozent), womit er für sich persönlich zufrieden sein durfte. Der 6:18-Pausenstand war freilich ernüchternd. Doch immerhin: Danach drehten die Gäste im Gefühl der sicheren Niederlage noch einmal auf. Sie benötigen knapp acht Minuten für sechs Tore, kassierten in dieser Zeit aber nur zwei. Naji verschaffte Zugang Elias Scholtes seine Premiere im BHC-Trikot mit einem Tor, Abwehrrecke Csaba Szücs spielte zum ersten Mal seit langer Zeit, und auf der Außenbahn gab er Tobias Schmitz das Vertrauen. Die Mannschaft versuchte es nun mit bedingungslosem Tempo und setzte dies phasenweise mit bemerkenswerter Konsequenz um.

Dies änderte zwar nichts mehr am klaren Flensburger Sieg – der Halbzeitrückstand war einfach zu enorm –, doch zumindest verabschiedete sich die Truppe mit einem minimal besseren Gefühl aus der Flens-Arena. Wobei in der Schlussphase erneut wenig zusammenlief. Die höchste Auswärtsniederlage jemals vermied der BHC beim 17:30 allerdings noch relativ souverän. Die kassierte die Mannschaft einst übrigens – wo sonst – in Flensburg. In der Saison 2013/14 hieß es 15:34.

Jamal Naji war freilich trotzdem bedient. „Ich möchte mich aus tiefem Herzen bei unseren mitgereisten Fans für unseren Auftritt entschuldigen. Sie haben viel Geld für die Reise bezahlt, mussten dann aber ein Spiel sehen, das vor allem in der ersten Halbzeit brutal leblos von uns war“, sagte der Trainer. Fanclub Blue Lions war mit einem Bus angereist. „Ich entschuldige mich in der Hoffnung, dass uns sowas nicht noch mal in dieser Saison passiert.“

BHC verliert gegen die SG Flensburg: Stimmen zur Niederlage

Die Ernüchterung war beim Bergischen HC nach dem 17:30 (6:18) in Flensburg groß. „In der ersten Halbzeit waren wir eigentlich gar nicht da. Das darf uns nicht passieren“, sagte Rechtsaußen Arnor Gunnarsson. „Ob Angriff oder Abwehr, das war nicht in Ordnung von uns.“ Der Tenor war bei allen Beteiligten derselbe. So auch bei Trainer Jamal Naji: „Wir machen im Angriff ein katastrophales Spiel, finden keine Lösungen.“ Auf seinem Notizzettel hatte der 36-Jährige eine Effizienz von 30 Prozent im Positionsangriff, 47 Prozent im Tempospiel und null Prozent in Überzahl notiert. „Dann müssen wir darüber nicht reden, wie wir eine Topmannschaft wie Flensburg knacken können.“

Der Coach räumte zudem ein, sich bereits früh in der Begegnung an das Hinspiel (18:31) erinnert zu haben, und konnte sich den Auftritt seines Teams kaum erklären – gerade mit Blick auf das doch eigentlich vorhandene Selbstbewusstsein. Immerhin war der BHC mit einem Lauf von 14:4-Punkten nach Flensburg gefahren. Positiv bewertete er den Mut der zweiten Halbzeit, den auch der 19-jährige Zugang Elias Scholtes an den Tag gelegt habe.

Ein positiver Faktor: Louis Oberosler

Louis Oberosler (l.) zeigte bei seinem Bundesliga-Debüt eine ansprechende Leistung zwischen den Pfosten.

Jörg Föste fiel es ähnlich schwer, dem Match etwas Gutes abzugewinnen. „Louis Oberosler möchte ich als positiven Faktor herausnehmen“, sagte der Geschäftsführer des BHC über den Torhüter, der bei seinem Bundesliga-Debüt eine Fangquote von 33 Prozent aufwies. Davon abgesehen zeigte sich der 62-Jährige enttäuscht: „Die erste Halbzeit war indiskutabel. In der zweiten haben wir unsere Ehre ein wenig wieder hergestellt. Unter dem Strich bleibt angesichts des Fehlwurf-Festivals Ernüchterung.“

Befragt nach Konsequenzen, die die hohe Pleite nach sich zieht, antwortete Naji: „Ich will das nicht aus der Emotionalität heraus sagen, werde mir aber auf der Busfahrt zurück Gedanken machen. Fakt ist, dass wir der Marke BHC heute nicht geholfen haben. Was und ob es für Konsequenzen hat, wird sich zeigen.“ Der Trainer betonte aber auch, dass die Öffentlichkeit diese nicht erfahren würden.

Entspannt war nach dem Schlusspfiff Maik Machulla. „Ähnlich haben wir uns schon beim BHC präsentiert. Der Spielverlauf war vergleichbar“, sagte Flensburgs Coach. „Dass wir zur Pause 18:6 führen, ist überragend.“

Personal

Tom Kare Nikolaisen musste aufgrund eines Magen-Darm-Infektes kurzfristig aussetzen. Zudem war der ebenfalls erkrankte Christopher Rudeck – wie im Vorfeld angekündigt – nicht mitgefahren. „Ausgerechnet in Flensburg zu fehlen, ist natürlich persönlich bitter“, sagte Rudeck mit Blick auf die Tour in seine alte Heimat. Der Torhüter verpasste erst sein zweites Spiel jemals in Diensten des BHC.

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