Handball-Bundesliga
BHC lässt sich von Göppingen entzaubern
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Handball-Bundesliga: Trotz starker Torhüter-Leistung in Halbzeit eins unterliegt der Bergische HC auswärts 28:37 (13:14). Mit Analyse, Stimmen von Trainer Jamal Naji und Jörg Föste, Personalien, Ausblick auf Donnerstag.
Drei Begegnungen in Serie hatte der Bergische HC in der Handball-Bundesliga gewonnen und sich damit ein positives Punktekonto erarbeitet. Doch bei Frisch Auf Göppingen setzte es einen gewaltigen Dämpfer. Beim 28:37 (13:14) kassierte der BHC so viele Gegentore wie noch nie in dieser Saison. „Wir haben in der Abwehr keinen Zugriff bekommen“, sagte Torhüter Christopher Rudeck, der die Mannschaft in der ersten Halbzeit mit seinen Paraden noch im Spiel gehalten hatte.
Besonders herausragend agierten die Gäste in den ersten 30 Minuten aber auch offensiv nicht. Sie hatten Schwierigkeiten, gute Chancen zu erspielen. Auch die zuletzt häufiger in Szene gesetzten Außen bekamen nahezu keinen Ball. So erzwangen die Bergischen das eine oder andere Tor aus dem Rückraum durch Djibril M'Bengue oder Linus Arnesson, und auch ein paar Kreisanspiele zu Frederik Ladefoged gelangen.
Torhüter Christopher Rudeck hält hervorragend
Davon abgesehen profitierte die Truppe vom hervorragend parierenden Rudeck. Zehn Mal griff der Torhüter vor der Pause entscheidend ein, oft führten die daraus folgenden Ballgewinne zum Erfolgserlebnis auf der anderen Seite. Trotzdem führten die Göppinger stets knapp. Immer wieder schafften es die Schwaben, Siebenmeter herauszuholen, die Marcel Schiller – mit Ausnahme des ersten Versuchs – verwandelte.
Angesichts der Tatsache, dass der BHC kaum richtig in Schwung gekommen war, konnte er mit dem 13:14-Pausenrückstand wohl ganz gut leben. Denn: Steigerungspotenzial hatten die Löwen in nahezu allen Mannschaftsteilen. Allerdings ging es nach Wiederbeginn ähnlich weiter.
Der BHC rieb sich im gebundenen Angriff auf. Doch er schlug zu, wenn Göppingen Fehler machte – wie durch Lukas Stutzke oder Ladefoged im erweiterten Gegenstoß. Die Hausherren in der mit 4600 Fans gut gefüllten EWS-Arnea blieben jedoch stets vorne und schafften es in einer Phase, in der Rudeck nicht mehr herausragend viele Paraden hatte, die Führung auf 23:19 auszubauen.
Rückstand für BHC: Trainer Jamal Naji wechselt und appelliert
Peter Johannesson rückte zwischen die Pfosten, BHC-Trainer Jamal Naji nahm eine Auszeit und beruhigte sein Team. Der Rückstand allerdings blieb. Stutzke traf mit viel Willen und Gewalt, in einen guten Lauf kamen die Bergischen nicht mehr. Frisch Auf Göppingen zog auf der anderen Seite gegen eine immer schwächer werdende Abwehr unbeirrt durch und hatte in Daniel Rebmann nun auch einen Schlussmann, der teilweise sogar bei Großchancen zur Stelle war.
Zehn Minuten vor Schluss stand der BHC beim Stand von 22:28 bereits als Verlierer fest. Oder doch nicht? „Ist bei minus sechs die Messe gelesen? Nein, ist sie nicht“, appellierte der hörbar geladene Coach an sein Team in seiner letzten Auszeit und erwartete zudem, dass sich die Truppe nicht an den Schiedsrichtern aufreiben sollte. Es half alles nichts mehr. Göppingen ließ sich den Erfolg nicht mehr nehmen, spielte sich sogar in einen Rausch und zauberte per Kempa-Trick.
„Von 22 oder 23 Positionsangriffen in der zweiten Halbzeit waren 19 im Tor.“
„Leidenschaftlicherer und cleverer“, sagte BHC-Geschäftsführer Jörg Föste. „Die Deckung hat für Göppingen den Ausschlag gegeben. Der Flow der Gastgeber hat dann zum überdeutlichen Ergebnis geführt.“
Auch BHC-Trainer Jamal Naji war freilich sehr unzufrieden, attestierte Frisch Auf Göppingen allerdings zeitgleich eine „brutale“ Angriffsqualität. „Von 22 oder 23 Positionsangriffen in der zweiten Halbzeit waren 19 im Tor. Das war eine sehr bittere Niederlage für uns.“
Stimmen zur Niederlage in Göppingen
Die 28:37-Niederlage war schnell analysiert beim Bergischen HC. „Ich kann jetzt hier sitzen und sagen, dass wir sehr viel falsch gemacht haben“, sagte Trainer Jamal Naji auf der abschließenden Pressekonferenz. „Aber das bedingt sich. Göppingen hat einfach sehr gut angegriffen.“ Natürlich könne er nicht zufrieden sein. „Wir haben die Zweikämpfe verloren, die Göppinger haben Fernwürfe getroffen, aber sie haben eben auch deutlich intelligenter abgeschlossen als in den Spielen zuvor – zumindest war das mein Eindruck. Das hat sich heute ausgezahlt für sie.“
Die Löwen bekamen Jon Lindenchrone genauso nicht gestoppt wie Mittelmann Jaka Malus. „Aber es hilft ja nichts. Mund abputzen, weitermachen: Wir spielen am Donnerstag schon das nächste Spiel.“ Dann ist der amtierende Deutsche Meister SC Magdeburg zu Gast in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle, drei Tage später, am Ostersonntag, kommt der HSV Hamburg zum selben Ort. „Alles in allem war das in Göppingen ein gehöriger Dämpfer, der in den beiden Heimspielen nach Korrektur ruft“, betonte Geschäftsführer Jörg Föste.
Das sieht wohl auch Torhüter Christopher Rudeck so, der wie seine Mannschaftskameraden nach dem Schlusspfiff niedergeschlagen war. „Wir waren mutig im Tempospiel“, meinte der 28-Jährige. „Wir haben zwar im Angriff insgesamt nicht optimal agiert, aber bei 37 Gegentoren liegt das Problem eher auf der anderen Seite des Feldes.“
In der ersten Halbzeit sei der Zugriff noch okay gewesen, nach der Pause habe er nur drei Ballgewinne gezählt. „Wir hatten keinen Zugriff gegen Mittelmann Malus, und auch Kreisläufer Kresimir Kozina hat uns erhebliche Probleme bereitet – auch wenn ich die Auslegung der Schiedsrichter nicht immer in Ordnung fand“, sagte Rudeck. Letztlich habe dies aber nicht den entscheidenden Ausschlag gegeben.
Ärgerlich fand der Keeper zudem, dass „wir uns am Ende einfach ergeben haben“. Man könne in Göppingen verlieren, speziell wenn Frisch Auf so stark auftrete bei der Atmosphäre in der Halle. „Aber wir müssen uns mehr wehren.“ Trotzdem solle man nun nicht alles infrage stellen. „Von den letzten acht Halbzeiten waren wir sieben Mal defensiv gut.“ Zudem habe es schon ein paar Begegnungen in dieser Saison gegeben, in der der BHC „nicht da“ gewesen sei und sich jeweils erfolgreich zurückgemeldet hat. Vielleicht ja schon am Donnerstag gegen Magdeburg.
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