18:31 hieß es am 11. Dezember 2022 aus Sicht des Bergischen HC. Die SG Flensburg-Handewitt hatte die Löwen im Düsseldorfer PSD Bank Dome zerlegt. „Das sind Spiele, die passieren einfach. Das sollte nicht so sein, aber es ist so“, sagt BHC-Geschäftsführer Jörg Föste. Kurioserweise ist diese historisch hohe Heimpleite die einzige Bundesliga-Niederlage der Löwen seit dem 29. Oktober. Die Handballer legten einen 14:4-Punktelauf hin, der seinen vorläufigen Höhepunkt am vorigen Wochenende beim 28:27 gegen die MT Melsungen fand. Geht die Serie am Sonntagnachmittag (16.05 Uhr, Flens-Arena) ausgerechnet in Flensburg weiter?

Die Moral in der Truppe ist unfassbar gut.

„Wir erleben derzeit eine Phase, in der die Mannschaft daran glaubt, dass ihre Stärken ausreichen. Die Moral in der Truppe ist unfassbar gut“, betont Föste. „Ich bin gespannt, wie wir das in Flensburg lösen werden.“ Lukas Stutzke, der beim zweiten Sieg der BHC-Historie gegen Melsungen einer der Matchwinner war, meint: „Das Gute ist, dass wir ohne Druck hinfahren können. Keiner erwartet dort etwas von uns.“ Gleichzeitig weckt er Erinnerungen. „Es ist ja bekannt, wie wir voriges Jahr dort gespielt haben.“ 24:21 hieß es für den BHC am vorletzten Spieltag der Saison 2021/22. Es war der erste Löwen-Sieg in der Flens-Arena überhaupt.

Trainer Jamal Naji war im vorigen Juni zwar noch nicht dabei, doch er sagt: „Vielleicht können die Jungs das Match für sich nutzen.“ Das gilt freilich nicht für das Hinspiel dieser Saison. „Nach 15 Minuten war wirklich alles schlecht. Es war ein rabenschwarzer Tag. Normalerweise haben wir immer jemanden, der eine besonders gute Leistung zeigt. Das war da überhaupt nicht der Fall.“ Genau dies ist ein Schlüssel zum Erfolg am Sonntag. „Wir brauchen Spieler, die über sich hinauswachsen.“

Dazu hofft der Coach auf eine hohe Effektivität im Angriff. „Gepaart mit unserer Abwehrqualität kann dann vielleicht etwas gehen“, meint der 36-Jährige, der Flensburg zu den defensiv besten Mannschaften der Bundesliga zählt. „Auf 50 Angriffe kassieren sie im Schnitt die wenigsten Tore. Der Innenblock mit Johannes Golla und Simon Hald ist Extraklasse.“ Fehlen wird den Nordlichtern jedoch Spielmacher Jim Gottfridsson mit einer gebrochenen Hand. „Er hat uns im Hinspiel große Probleme gemacht, aber Flensburg hat auch ohne ihn eine enorme Qualität.“ Naji geht darüber hinaus davon aus, dass Rückraum-Rechtshänder Lasse Möller in den SG-Kader zurückkehren wird.

Mit welcher Mannschaft der BHC am Sonntag antreten wird, ist noch nicht ganz klar. Tomas Babak, zuletzt mit muskulären Beschwerden außer Gefecht gesetzt, ist noch fraglich. Christopher Rudeck fährt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mit in seine alte Heimat. Der Torhüter ist krank. Ihn vertreten wird Louis Oberosler, der vor der Saison als dritter Mann kam, mit dem BHC trainiert, seine Spielpraxis aber bei Drittligist TuS 82 Opladen sammelt. Der 20-Jährige, dessen Zweitspielrecht für Leverkusen gerade auch für die nächste Saison beschlossen wurde, kommt damit zu seinem Bundesliga-Debüt. Erhält er auch Einsatzminuten? Etat-Torhüter Peter Johannesson wird gewiss beginnen.

Die zweite BHC-Premiere feiert Elias Scholtes. Der Rückraum-Linkshänder wechselte unter der Woche vorzeitig von den Rhein-Neckar Löwen ins Bergische. Vier Einheiten wird der 19-Jährige bis Sonntag mit seinem neuen Team absolviert haben. „Ob er für einen Einsatz infrage kommt, hängt davon ab, wie schnell er unsere Angriffsidee verinnerlichen kann“, sagt Naji. In der Bundesliga hat es das Talent in dieser Saison bisher auf fünf Spiele bei den Mannheimern gebracht. Dabei gelangen ihm seine ersten drei Treffer auf dem Level.

Rund um den BHC

Verletzungen: Simen Schönningsen, Tim Nothdurft und Tom Bergner fallen bereits länger aus. Alle drei haben die Hoffnung, in dieser Saison noch zu spielen. Am dichtesten davor ist Schönningsen. Der Linkshänder ist wieder im Mannschaftstraining, muss aber kurzfristig noch passen.

Bilanz: Von 18 Bundesligaspielen gegen die SG Flensburg-Handewitt gewann der BHC zwei – jeweils eines zu Hause und auswärts. In allen anderen Partien siegte der Deutsche Meister von 2018 und 2019. Aktuell trennen beide Teams zehn Punkte (28:10 SG, 18:18 BHC).