Handball

BHC bringt sich im Derby selbst um die Chance

Isak Persson flog für ungeschickte Abwehraktionen in der Schlussphase gleich zwei Mal vom Feld und war damit eine tragische Figur des Derbys. Der BHC befand sich gerade auf dem besten Weg, die Partie noch zu drehen.
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Isak Persson flog für ungeschickte Abwehraktionen in der Schlussphase gleich zwei Mal vom Feld und war damit eine tragische Figur des Derbys. Der BHC befand sich gerade auf dem besten Weg, die Partie noch zu drehen.

Bundesliga: Beim 34:37 (15:20) in Gummersbach beweisen die Bergischen Löwen Kämpfer-Qualitäten.

Von Thomas Rademacher

Zum Schluss kochten die Emotionen im bergischen Derby noch einmal hoch. Beim Stand von 33:37 war Tim Nothdurft in den Kreis gesprungen und von Lukas Blohme zu Fall gebracht worden. Der Gummersbacher machte dabei einen weiten Ausfallschritt – einen der Art, die seit einer Weile härter bestraft werden, weil die Verletzungsgefahr für die Außen hoch ist. Zwei Minuten und Siebenmeter konnten Nothdurft in diesem Fall nicht besänftigen. Der sonst so ruhige Flügelspieler ließ Blohme wissen, was er von der Aktion hielt – und bekam später Rückendeckung vom Geschäftsführer des Bergischen HC, der nach Arnor Gunnarssons erfolgreich verwandeltem Siebenmeter – sein 996. Erstliga-Tor – mit einer 34:37 (15:20)-Niederlage das Feld beim VfL Gummersbach verließ.

„Was Lukas Blohme sich in der letzten Sekunde geleistet hat, ist unfassbar. Das will ich auf dem Handballfeld nicht sehen“, urteilte Jörg Föste. „Das gehört sich nicht, ist hochgradig gefährlich für den Gegenspieler – und all das bei einer Vier-Tore-Führung. Mir fehlt jegliches Verständnis.“ Klare Worte fand der BHC-Geschäftsführer auch mit Blick auf die Leistung seiner Mannschaft: „Der Halbzeitstand war aus meiner Sicht noch schmeichelhaft für uns.“

Die Gäste nahmen den Kampf in der Gummersbacher Schwalbe-Arena zwar an und trugen ihren Teil zur Intensität des Derbys bei, doch sie fanden in der Deckung nicht den Zugriff, der sie vor allem in Magdeburg und gegen Berlin so stark gemacht hatte. Die Hausherren boten phasenweise eine herausragende Angriffsleistung mit Toren aus allen Lagen. Dazu kamen weder Christopher Rudeck noch Peter Johannesson vor der Pause zwischen den Pfosten gut ins Spiel. Erstgenannter parierte zwei Siebenmeter zum Auftakt, Johannesson gelang eine Parade – die Angriffseffektivität des VfL war enorm.

Auf der anderen Seite traf auch der BHC, wenn er zum Abschluss kam. Gummersbachs Tibor Ivanisevic bekam vor der Pause auch kaum die Hand den Ball. Doch die Bergischen leisteten sich im Aufbau auch diverse Fehler. Auffallend waren vor allem diverse misslungene Kreisanspiele zu Frederik Ladefoged. „Das gehörte ein Stück weit zum Matchplan der Gummersbacher“, war sich BHC-Coach Jamal Naji sicher. „Sie haben das sehr gut verteidigt, und wir haben die Gegentore dann zu schnell bekommen.“

Föste bemängelte diesbezüglich auch die Cleverness: „Wenn man beim Versuch, an den Kreis zu spielen, sechs Mal den Ball weggefingert bekommt, stellt sich die Frage, wie schlau es ist, das zum siebten Mal zu versuchen.“ Der 15:20-Rückstand zur Halbzeit war daher folgerichtig und ließ aus BHC-Sicht eine deutliche Pleite befürchten.

Doch die gab es nicht. Die Mannschaft warf noch einmal alles herein, machte das Angriffsspiel breiter und flexibler und öffnete damit auch den Korridor zum Kreis. Ladefoged traf nun regelmäßig, dazu verwandelte Nothdurft mit beeindruckender Sicherheit. Nun waren auch die zahlreich mitgereisten BHC-Fans in der stimmungsvollen Arena zu hören. Die Löwen kamen Stück für Stück heran, bekamen aber trotzdem weiter viele schnelle Gegentore. Da auch Keeper Johannesson stärker wurde und ein paar klare Chancen wegnahm, schrumpfte der Rückstand. „Vor sechs Wochen hätten wir so ein Spiel noch mit zehn Toren verloren“, meinte Naji. „Wir können nicht immer so spielen wie gegen Berlin und Magdeburg. Aber wir haben eine tolle Moral gezeigt.“

Belohnt wurde diese allerdings nicht. Mehrere Male kamen die Gäste auf ein Tor heran – zuletzt beim 31:32 durch Alexander Weck gute fünf Minuten vor Schluss. Allerdings kassierte der BHC in den letzten zehn Minuten gleich drei Zeitstrafen. Isak Persson agierte bei zwei Abwehraktionen ungeschickt und flog dafür jeweils runter. Dazu kassierte Ladefoged eine Hinausstellung, die dem BHC dreieinhalb Minuten vor dem Ende wehtat, vehement von Publikum und VfL gefordert wurde, aber doch auch umstritten war.

„In Gleichzahl kann das Spiel komplett kippen“, zeigte sich Naji überzeugt. „Wir waren da am Ende einfach nicht clever. Das ärgert mich. Mindestens zwei der Zeitstrafen dürfen wir so nicht bekommen – und damit meine ich nicht, dass die Pfiffe falsch waren, aber so einfach dürfen wir das nicht zulassen.“

Personal

Lukas Stutzke hat sich zwar warm gemacht, kam für einen Einsatz nach seinem Umknicken gegen die Füchse Berlin aber noch nicht infrage. „Wir wollten kein Risiko gehen“, sagte Trainer Jamal Naji. Gleiches galt für Tom Bergner, der nach einer Schulter-OP erstmals wieder auf dem Protokoll stand. Fabian Gutbrod fehlte krank, Csaba Szücs und Djibril M'Bengue mit Knieproblemen.

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