Erdschein

„Da Vinci Glow“: Was den Mond manchmal geisterhaft leuchten lässt

Ist die Mondsichel sehr schmal, kann man ihn sehen, den „Da Vinci Glow“ oder Erdschein. Was steckt hinter dem gespenstisch leuchtenden Mond?

Frankfurt – Der Mond ist ein faszinierender Himmelskörper, täglich verändert er seinen Anblick am Himmel. Vom nicht sichtbaren Neumond über eine schmale Mondsichel und den schon relativ hellen Halbmond geht es zum unübersehbar leuchtenden Vollmond und wieder zurück. Und das alles innerhalb knapp eines Monats. Während meistens vor allem der Vollmond Aufmerksamkeit bekommt – unter anderem dann, wenn er als Supermond erscheint oder wegen der Mondtäuschung besonders groß wirkt – hat auch die schmale Mondsichel ihren Charme.

Denn an manchen Tagen passiert etwas beinahe schon magisch anmutendes, wenn der Mond nur zu einem kleinen Teil beleuchtet ist: Dann strahlt die schmale Mondsichel hell – und der Rest des Mondes ist im gespenstisch aschgrauen Licht ebenfalls zu sehen. Doch wie entsteht dieses Phänomen und wann kann man es beobachten?

Der Mond – Ein Himmelskörper, viele Facetten

Kein Himmelskörper verändert sein Aussehen so häufig wie der Mond an unserem Himmel. Mal strahlt er als Vollmond so hell, dass die Nacht erleuchtet wird, mal scheint er nur eine schmale Sichel zu sein, die kaum noch sichtbar ist. Die Faszination Mond in Bildern.
Kein Himmelskörper verändert sein Aussehen so häufig wie der Mond an unserem Himmel. Mal strahlt er als Vollmond so hell, dass die Nacht erleuchtet wird, mal scheint er nur eine schmale Sichel zu sein, die kaum noch sichtbar ist. Die Faszination Mond in Bildern. © Imago/MiS
Der Mond bewegt sich recht schnell am Himmel. Im Osten geht er auf und bewegt sich im Laufe der Zeit über den Himmel, bis er im Westen wieder untergeht.
Der Mond bewegt sich recht schnell am Himmel. Im Osten geht er auf und bewegt sich im Laufe der Zeit über den Himmel, bis er im Westen wieder untergeht. © Imago/Alan Dyer
Diese Aufnahme zeigt den Mond etwa zur Hälfte beleuchtet. Der Mond nimmt zu – in den kommenden Tagen wird er immer voller werden, bis er als heller Vollmond am Himmel strahlt.
Diese Aufnahme zeigt den Mond etwa zur Hälfte beleuchtet. Der Mond nimmt zu – in den kommenden Tagen wird er immer voller werden, bis er als heller Vollmond am Himmel strahlt. © Imago/Gottfried Czepluch
In den Tagen rund um Vollmond kann man bei Mondauf- und -untergang ein eindrucksvolles Phänomen beobachten: die Mondtäuschung. Befindet sich der Mond tief am Horizont und in der Nähe von Objekten, erscheint er deutlich größer, als er tatsächlich ist.
In den Tagen rund um Vollmond kann man bei Mondauf- und -untergang ein eindrucksvolles Phänomen beobachten: die Mondtäuschung. Befindet sich der Mond tief am Horizont und in der Nähe von Objekten, erscheint er deutlich größer, als er tatsächlich ist. © Imago/Riccardo Fabi
Ein anderes Phänomen – der sogenannte Supermond – macht den Vollmond am Himmel tatsächlich etwas größer. Der Vollmond befindet sich dann auf seiner Umlaufbahn etwas näher an der Erde als sonst, was regelmäßige Mond-Beobachter am Himmel erkennen können. Auch das Licht des Mondes erscheint dann heller.
Ein anderes Phänomen – der sogenannte Supermond – macht den Vollmond am Himmel tatsächlich etwas größer. Der Vollmond befindet sich dann auf seiner Umlaufbahn etwas näher an der Erde als sonst, was regelmäßige Mond-Beobachter am Himmel erkennen können. Auch das Licht des Mondes erscheint dann heller. © Imago/Pixsell
Das wohl spannendste Phänomen rund um den Mond ist jedoch die Mondfinsternis. Auf diesem Bild ist die Mondfinsternis aus dem November 2022 zu sehen. Der Mond wandert dabei durch den Schatten der Erde im Weltraum und wird von diesem teilweise verdeckt. Verschwindet der Mond komplett im Schatten, wird er zum sogenannten „Blutmond“ – er strahlt für kurze Zeit rostrot.
Das wohl spannendste Phänomen rund um den Mond ist jedoch die Mondfinsternis. Auf diesem Bild ist die Mondfinsternis aus dem November 2022 zu sehen. Der Mond wandert dabei durch den Schatten der Erde im Weltraum und wird von diesem teilweise verdeckt. Verschwindet der Mond komplett im Schatten, wird er zum sogenannten „Blutmond“ – er strahlt für kurze Zeit rostrot. © Imago/ANE Edition
Auch die schmale Mondsichel ist ein interessanter Anblick. Wer den Mond täglich beobachtet sieht, wie sie langsam wächst, bis sie zum Halb- und dann zum Vollmond wird.
Auch die schmale Mondsichel ist ein interessanter Anblick. Wer den Mond täglich beobachtet sieht, wie sie langsam wächst, bis sie zum Halb- und dann zum Vollmond wird. © imago/Silas Stein
An manchen Tagen kann man neben der schmalen Mondsichel auch den sogenannten „Erdschein“ sehen. Obwohl nur die schmale Sichel vom Licht der Sonne beleuchtet ist, sieht man auch den unbeleuchteten Teil des Mondes ganz schwach. Er wird vom Licht, das die Erde reflektiert, beleuchtet.
An manchen Tagen kann man neben der schmalen Mondsichel auch den sogenannten „Erdschein“ sehen. Obwohl nur die schmale Sichel vom Licht der Sonne beleuchtet ist, sieht man auch den unbeleuchteten Teil des Mondes ganz schwach. Er wird vom Licht, das die Erde reflektiert, beleuchtet. © Imago/Jon G. Fuller
Die abnehmende Mondsichel. In wenigen Tagen wird der Mond vom Himmel komplett verschwunden sein, um kurz darauf wieder als schmale Mondsichel aufzutauchen. Die Mondsichel erscheint dann gespiegelt.
Die abnehmende Mondsichel. In wenigen Tagen wird der Mond vom Himmel komplett verschwunden sein, um kurz darauf wieder als schmale Mondsichel aufzutauchen. Die Mondsichel erscheint dann gespiegelt. © Imago/imagebroker
Auf dem Mond gut zu erkennen sind unter anderem Krater und die Mare, Mondmeere – die großen dunklen Flecken auf der Mondoberfläche.
Auf dem Mond gut zu erkennen sind unter anderem Krater und die Mare, Mondmeere – die großen dunklen Flecken auf der Mondoberfläche. © imago/Deutzmann
Der Mond umkreist die Erde, was man auf diesem Bild namens „Earthrise“ besonders eindrücklich erkennen kann. Aufgenommen wurde es von der Crew der Nasa-Mission „Apollo 8“, die den Mond an Weihnachten 1968 umkreiste.
Der Mond umkreist die Erde, was man auf diesem Bild namens „Earthrise“ besonders eindrücklich erkennen kann. Aufgenommen wurde es von der Crew der Nasa-Mission „Apollo 8“, die den Mond an Weihnachten 1968 umkreiste. © imago/Nasa
Die Mondoberfläche ist staubig, wie die Nasa-Astronauten, die dort in den Jahren 1969 bis 1972 landeten, herausfinden mussten. Ein Teil der Astronauten konnte mit Rovern über die Mondoberfläche fahren.
Die Mondoberfläche ist staubig, wie die Nasa-Astronauten, die dort in den Jahren 1969 bis 1972 landeten, herausfinden mussten. Ein Teil der Astronauten konnte mit Rovern über die Mondoberfläche fahren. © Imago/UIG
Auf dem Mond ist die Schwerkraft geringer als auf der Erde, weshalb die Astronauten dort unter anderem große Sprünge machen konnten. Auf dieser Aufnahme untersucht der Nasa-Astronaut Harrison H. Schmitt im Dezember 1972 einen großen Gesteinsbrocken auf dem Mond.
Auf dem Mond ist die Schwerkraft geringer als auf der Erde, weshalb die Astronauten dort unter anderem große Sprünge machen konnten. Auf dieser Aufnahme untersucht der Nasa-Astronaut Harrison H. Schmitt im Dezember 1972 einen großen Gesteinsbrocken auf dem Mond. © imago
Diese Aufnahme der Nasa-Raumsonde „Orion“ zeigt es noch einmal sehr schön: Der Mond umkreist die Erde. Bei der nächsten Mission einer „Orion“-Kapsel sollen sich Menschen an Bord befinden und den Mond umkreisen. Frühestens 2025 sollen wieder Menschen den Mond betreten, plant die Nasa.
Diese Aufnahme der Nasa-Raumsonde „Orion“ zeigt es noch einmal sehr schön: Der Mond umkreist die Erde. Bei der nächsten Mission einer „Orion“-Kapsel sollen sich Menschen an Bord befinden und den Mond umkreisen. Frühestens 2025 sollen wieder Menschen den Mond betreten, plant die Nasa. © Imago/Cover-Images

Der Mond reflektiert das Licht der Sonne – und der Erde

Der Mond ist ein Himmelskörper, der selbst nicht leuchtet – er reflektiert nur das Licht, das die Sonne auf ihn strahlt. Aus diesem Grund entstehen auch die unterschiedlichen Mondphasen: Der Erdtrabant wird mal mehr und mal weniger von der Sonne angestrahlt. Ist die Mondsichel ganz schmal und der Rest des Mondes ist im gespenstischen Licht trotzdem zu sehen, handelt es sich um ein Phänomen namens Erdschein oder „Da Vinci Glow“. Ersterer Begriff verrät auch, wie das Phänomen zustande kommt: Der Mond reflektiert dort, wo er von der Sonne angestrahlt wird, das Sonnenlicht – die Mondsichel ist zu sehen. Ist diese schmal und dadurch nicht so hell, kann man sehen, dass der Rest des Mondes das Licht reflektiert, das die Erde abstrahlt.

Seit bei den „Apollo“-Missionen der US-Raumfahrtorganisation Nasa die ersten Menschen vom Mond aus die Erde betrachten konnten, weiß man es noch genauer: „Die Erde scheint, weil sie Sonnenlicht reflektiert und die Wolken reflektieren das meiste“, erklärt die Nasa auf ihrer Website. Vor allem im April und Mai und auf der Nordhalbkugel ist der Erdschein besonders intensiv zu sehen – um bis zu zehn Prozent heller als in anderen Jahreszeiten. Das liegt daran, dass es zu dieser Jahreszeit weltweit mehr Wolken gibt, die mehr Sonnenlicht reflektieren.

Wann der Erdschein oder „Da Vinci Glow“ am besten zu sehen ist

Das Phänomen „Erdschein“ ist am besten in den Tagen kurz vor oder nach Neumond zu sehen, wenn die Mondsichel sehr schmal ist und noch nicht hell leuchtet. Wer den Erdschein bewundern will, sollte den Mond kurz vor Sonnenaufgang oder kurz nach Sonnenuntergang betrachten, der Himmel sollte dazu idealerweise bereits nicht mehr ganz hell sein.

Wenn der Mond nur als schmale Sichel am Himmel zu sehen ist, kann man den Erdschein erkennen – das aschfahle Licht, in das der Rest des Mondes getaucht ist. Es handelt sich dabei um das Sonnenlicht, das von der Erde abgestrahlt und vom Mond reflektiert wird.

Leonardo Da Vinci hat das Rätsel um den Erdschein gelöst

Das Rätsel um den Erdschein ist bereits seit langer Zeit gelöst. Leonardo Da Vinci erklärte in seinem „Codex Leicester“, der etwa 1510 veröffentlicht wurde, dass das „gespenstische Glühen“ des Mondes daher kam, dass Sonnenlicht von den Ozeanen der Erde reflektiert wurde und den Mond traf. Da Vinci lag damit nur knapp daneben – Wolken sehen aus dem Weltall betrachtet sehr hell aus, Ozeane dagegen dunkel. Trotzdem ist es erstaunlich, dass Da Vinci das Rätsel bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts lösen konnte, wenn man bedenkt, dass Nikolaus Kopernikus‘ Theorie des heliozentrischen Weltbilds erst 1543 veröffentlicht wurde. (tab)

Rubriklistenbild: © IMAGO/GFC Collection

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