„Europäische Utopie“

„Schwerer Fehler“: Zuliefer-Boss warnt vor Rückzug aus Verbrenner-Technik

Schaeffler gehört zu den bedeutendsten Zulieferern der Autobranche. Sein Chef Klaus Rosenfeld warnt vor einem überstürzten Schwenk zur Elektromobilität.

Wenn es um wichtige Teile für Autohersteller in aller Welt geht, kommt man an Schaeffler nicht vorbei. Die Firma mit Stammsitz in Herzogenaurach gehört neben Bosch, ZF und Continental zu den ganz großen Playern. Wie der gesamten Branche macht ihr der Umschwung zur Elektromobilität zu schaffen – und plant etwa den Abbau von 1.300 Stellen. „Aktuell bauen wir vor allem Bereiche zurück, die Teile für Verbrennungsmotoren entwickeln und herstellen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Klaus Rosenfeld in einem Interview mit der Welt am Sonntag.

„Schwerer Fehler“: Zuliefer-Boss warnt vor Rückzug aus Verbrenner-Technik

Der Autozulieferer Schaeffler steht bei der Transformation zur E-Mobilität vor Herausforderungen.

Rosenfeld stellt das Unternehmen auf die neuen Zeiten ein, warnt aber vor einem zu schnellen Umschwung. „Ich bin davon überzeugt, dass man größere Transformationen nicht in einem Rutsch hinkriegt, sondern nur in Schritten. Wir haben in den letzten Jahren immer wieder Strukturen angepasst“, sagte der 56-Jährige: „Das Verbrennergeschäft wirft im Moment das Geld ab. Ich würde nicht auf die Idee kommen, es zu verkaufen. Wer den Mitarbeitern in dem Bereich das Gefühl gibt, dass sie nicht mehr gewünscht sind, macht einen schweren Fehler.“

Schneller Austausch? Stimmen Sie mit ab.

Zuliefer-Boss Rosenfeld will Verbrenner nicht gegen E-Autos eintauschen

Scheffler-Chef Klaus Rosenfeld bremst die Elektro-Euphorie. (Symbolbild)

Beim Thema Elektromobilität versucht Rosenfeld die derzeitige Euphorie zu dämpfen: „Es ist eine europäische Utopie zu glauben, dass die Leute in naher Zukunft überall elektrisch fahren werden. Im globalen Süden wird man noch lange Verbrenner brauchen“.

Zehn Autos mit Verbrennungsmotor, die wir vermissen werden

Audi TT
Audi TT: Einst als Kernmodell der Marke Audi betrachtet, wird der als Coupé und Roadster gebaute Kompakt-Sportler keinen Nachfolger bekommen. Das liegt auch an der mittlerweile schleppenden Nachfrage für die Design-Ikone. Ein vergleichbarer Stromer wird völlig anders aussehen. Bis Ende des Jahres ist der TT aber noch ab 39.700 Euro bestellbar. © Audi AG
Mercdes-Benz A-Klasse
Mercedes A-Klasse: Der Kompaktwagen passt nicht mehr in das neue Konzept von Mercedes-Benz, vor allem hochpreisige Limousinen, SUV und Sportwagen anzubieten. Das überzeugende Konzept der frühen A-Klasse, möglichst viel Platz in einem kompakten Auto zu schaffen, würde dabei gut ins Elektro-Zeitalter passen – ist mittlerweile aber ohnehin verwässert. Noch gibt den Basis-Benz ab 28.393 Euro zu kaufen.  © Mercedes-Benz
Porsche 718 Boxster
Porsche 718 Boxster: Zwar kämpft Porsche weiterhin für den Verbrennungsmotor, aber überleben wird der langfristig wohl nur im 911. Boxster und Cayman werden 2025 erst auf Wunsch, später wohl grundsätzlich elektrifiziert. Dabei bieten gerade die Versionen mit Sechszylinder-Boxer fast schon elektrische Tugenden wie Laufruhe und Durchzugskraft – bei (für Sportwagen) hoher Reichweite und geringem Gewicht. Aktueller Preis: ab 60.061 Euro. © Daniel Wollstein/Porsche
Jeep Wrangler
Jeep Wrangler: Als purer Verbrenner ist die Off-Road-Ikone schon jetzt nicht mehr lieferbar. Der Plug-in-Hybrid wird so lange laufen, wie er darf, aber den Sprung in die Elektro-Ära nicht schaffen. Ein Nachfolger mit Akku dürfte ähnlich modernisiert daherkommen wie der aktuelle Land Rover Defender, aber dank seiner E-Motoren immerhin überragende Gelände-Eigenschaften bieten. Mit 77.500 Euro ist der Klassiker mittlerweile zum Luxus-Auto geworden. © Stellantis
VW Golf Cabrio
VW Golf Cabrio: Im Grunde vermissen wir ihn jetzt schon, nämlich seit 2016. Der offene VW T-Roc kann den Charme des offenen Kompaktwagens, der seine Karriere als „Erdbeerkörbchen“ mit Henkeln startete, nicht ersetzen. Das wird wohl auch für ein elektrisches Cabrio auf Basis des VW ID.3 gelten – wenn ein solches überhaupt kommt, was angesichts der schwächelnden Nachfrage für offene Autos eher zweifelhaft ist. © VW
Fiat 500
Fiat 500: Während die aktuelle Version des Kleinwagens ausschließlich als Elektroauto produziert wird, ist auch der etwas kleinere Vorgänger derzeit noch bestellbar. Im Stellantis-Konzern ist dessen Aus aber beschlossen. Dabei ist gerade die sparsame Hybrid-Version mit 70 PS ein ökologisch sinnvolles Angebot etwa für jene, die partout kein Elektroauto möchten – etwa Städter, die keine schnelle Lade-Möglichkeit haben. Noch ist der Verbrenner ab 15.501 Euro bestellbar. © Stellantis
Mercedes-Benz SLC 300
Mercedes SLC: Der kompakte Roadster startete – als erstes Cabrio mit Falt-Hardtop – unter dem Namen SLK. Nun beendete nicht der Elektro-Boom, sondern die Nachfrage-Flaute seine Karriere als Frauenversteher. Im künftigen Luxus-Stromer-Portfolio von Mercedes sind solche gerade noch bezahlbaren Fahrspaß-Modelle schon gar nicht vorgesehen.  © Mercedes-Benz
Lamborghini Huracan
Lamborghini Huracán: Die italienische VW-Tochter sperrte sich lange gegen die Elektrifizierung, aber kommt natürlich auch nicht drumherum. Der pure, weder von Hybrid noch Turbo verwässertre V10-Saugmotor des Huracán wird seinen Platz als einer der Höhepunkte des Verbrenner-Zeitalters bekommen. Seine 640 PS würden Elektromotoren zwar mit deutlich weniger Aufwand erreichen, aber sei´s drum: Dass es solche Autos nicht mehr geben wird, ist ebenso vernünftig wie schade. Preis: ab 190.274 Euro. © Charlie Magee
BMW Z4
BMW Z4: Ja, er lebt noch! Anders als Mercedes-Benz führt BWM seinen Mittelklasse-Roadster weiter, eine Kooperation mit Toyota machts möglich. Doch auch wenn BMW weiter Verbrenner bauen will, ist ein Nachfolger alles andere als gesichert. Wenn wir uns irren und es künftig einen Z4 mit (wie bei BMW üblich) Verbrenner- und Elektro-Option geben wird: umso besser. Wer sich darauf nicht verlassen mag, muss mindestens 46.200 Euro investieren. © BMW
Tina Ruland auf Opel Manta
Opel Manta: Eigentlich hatten wir den Manta ja schon als Eighties-Unikum abgehakt. Dann weckte Opel mit der Ankündigung eines elektrischen Mantas die Fantasie: Ein zweitüriges, leichtes Coupé, mit genügend Reichweite für den Ausflug in die Diskothek (so hießen Clubs früher) und zum Baggersee, das wäre doch ein schönes Stück Anarchie zwischen all den effizienten, vernünftigen Stromern. Doch heraus wird wieder nur das übliche Akku-SUV kommen, an das ein Marketing-Genie den Manta-Schriftzug klebt. Umso mehr werden wir den Echten vermissen. © Rights Managed/Imago

Außerdem seien weltweit etwa 1,5 Milliarden Autos auf der Straße, die Schaeffler mit Ersatzteilen beliefert: „Dieser Umsatz wird irgendwann sicherlich abnehmen. Wir pushen daher die Investitionen ins E-Mobilitäts-Geschäft. Aber wir stehen auch bereit, um den Verbrenner effizienter zu machen. Das eigentliche Ziel ist es ja nicht, Verbrenner gegen Elektroautos einzutauschen, sondern den CO2-Ausstoß zu senken.“

Noch mehr spannende Auto-Themen finden Sie im kostenlosen Newsletter unseres Partners 24auto.de.

Auch auf Wasserstoff ruhen die Hoffnungen des Zulieferers. In Herzogenaurach entsteht ein Kompetenzzentrum für „den Energieträger mit Zukunft, auch wenn seine Nutzung noch Zeit braucht“, so Rosenfeld in der Welt am Sonntag.

Rubriklistenbild: © Daniel Karmann/dpa

Unsere News per Mail

Nach der Registrierung erhalten Sie eine E-Mail mit einem Bestätigungslink. Erst mit Anklicken dieses Links ist die Anmeldung abgeschlossen. Ihre Einwilligung zum Erhalt des Newsletters können Sie jederzeit über einen Link am Ende jeder E-Mail widerrufen.

Die mit Stern (*) markierten Felder sind Pflichtfelder.

Meistgelesen

„Geile Aktion“ – Autofahrer lassen sich von Klima-Kleber-Blockade nicht stoppen
„Geile Aktion“ – Autofahrer lassen sich von Klima-Kleber-Blockade nicht stoppen
„Geile Aktion“ – Autofahrer lassen sich von Klima-Kleber-Blockade nicht stoppen
Von München nach Kroatien: So viel Maut wird für die Fahrt bis Split fällig
Von München nach Kroatien: So viel Maut wird für die Fahrt bis Split fällig
Von München nach Kroatien: So viel Maut wird für die Fahrt bis Split fällig
Jetzt tut es dem Alpenland kurz weh: Deutschlands schlechteste Autofahrer kommen aus Bayern
Jetzt tut es dem Alpenland kurz weh: Deutschlands schlechteste Autofahrer kommen aus Bayern
Jetzt tut es dem Alpenland kurz weh: Deutschlands schlechteste Autofahrer kommen aus Bayern

Kommentare